Marco Rose nahm gegenüber dem Remis gegen Hoffenheim in der Vorwoche zwei Veränderungen in der Startelf vor: Oscar Wendt und Alassane Plea nahmen zunächst auf der Bank Platz, dafür begannen Ramy Bensebaini und Tobias Strobl.
Damit verbunden war gleichzeitig eine Systemumstellung auf ein 4-2-3-1. Die Partie begann mit einer frühen Gelben Karte für Augsburgs Lichtsteiner und einer ersten Kopfballchance für Bensebaini nach Freistoßflanke Hofmann (2.). Zwei Minuten später ließ sich der VAR lange Zeit bei der Überprüfung eines vermeintlichen Handspiels von Thuram - und entschied sich letztlich gegen einen Elfmeter.
Das war es allerdings auch schon mit den interessanten Situationen in den ersten 35 Minuten. Beide Teams neutralisierten sich im Mittelfeld, nach vorne lief überhaupt nichts. Die Borussen hatten zwar einen Hauch mehr Spielanteile, doch schon der vorletzte Pass landete meist bei einem Augsburger. Es war ein zäher Kick mit viel Gestocher und einer Menge Stockfehler.
Hofmann stolpert über die eigenen Beine und vergibt freistehend
Erst in der 36. Minute gab es die erste nennenswerte Möglichkeit. Über Thuram, Hofmann und Neuhaus wanderte der Ball sehenswert von links nach rechts vors Tor, wo Stindl zum Abschluss kam. Den abgefälschten Schuss des Kapitäns von der Strafraumgrenze lenkte Augsburgs Keeper zur Ecke. Das war so eine Art ‚Hallo-Wach‘ für die Borussen, die in den verbleibenden Minuten bis zur Pause endlich etwas Druck aufbauen konnten.
In der 42. Minute hätte der VfL zwingend in Führung gehen müssen. Über Thuram gelangte der Ball zu Neuhaus, der aus 13 Metern einen Flachschuss aufs Tor brachte. Koubek lenkte das Leder zur Seite ab, wo Hofmann völlig frei war. Borussias Nummer 23 stolperte über seine eigenen Beine und drückte den Ball am Tor weit am Tor vorbei.
Doppelschlag nach der Pause durch Bensebaini und Stindl
Zur zweiten Halbzeit blieb der angeschlagene Thuram draußen, für ihn kam Plea in die Partie. Taktisch wurde auf ein 3-5-2 umgestellt – Zakaria rückte zentral in die Dreierkette.
Die Hereinnahme von Plea machte sich direkt bezahlt. Der Franzose passte von rechts flach in den Strafraum, wo Stindl den leicht abgefälschten Ball mit der Hacke zu kontrollieren versuchte und ihn mit dem zweiten Kontakt zu Bensebaini spitzelte. Der Algerier traf vor Koubek durch die Beine eines Gegenspielers zur Führung für die Borussia (49.).
Vier Minuten später schien die Partie vorzeitig entschieden. Nach einem Augsburger Einwurf klaute der aufmerksame Strobl Löwen den Ball und bediente der Plea. Der Franzose lief über rechts im Strafraum, tanzte einen Gegner aus und legte quer auf Stindl. Borussias Kapitän hatte keine Mühe, zum 2:0 einzunetzen (53.).
Augsburg wittert Morgenluft - Borussia lässt Chancen liegen
Augsburg war nach diesem Doppelschlag angezählt und die Borussen schienen auf dem besten Weg zu einem ungefährdeten Auswärtssieg. Doch nur vier Minuten nach dem 2:0 fanden die Gastgeber zurück ins Spiel. Framberger flankte von Gladbachs linker Seite, in der Mitte lief Löwen in den Flankenball und köpfte ihn vor Ginter unhaltbar für Sommer zum 1:2 in die Maschen (57.).
Das im ersten Durchgang zerfahrene und langweilige Spiel war plötzlich richtig rassig. Augsburg witterte nochmal Morgenluft und die Borussen spielten ihrerseits auf den dritten Treffer. Der wäre Plea in der 62. Minute fast gelungen, doch sein Kopfball nach Bensebaini-Flanke klatschte an den Querbalken.
So blieb die Partie weiter offen. Framberger hatte nach einem Konter die Riesenchance zum Ausgleich (70.), aber er schoss in die Wolken. Auf der anderen Seite rettete Framberger in letzter Instanz gegen Plea, der nach Zuspiel von Ginter für die Vorentscheidung hätte sorgen können (74.).
Stindl im Stile eines echten Mittelstürmers - Unnötig spannende Schlussphase
Die fiel dann in der 79. Minute. Der eingewechselte Kramer trieb den Ball nach vorne, Lainer flankte in den Sechzehner, wo sich Stindl zentral um Framberger drehte und im Fallen zum 3:1 traf - ein echtes Mittelstürmertor.
Das war ein Wirkungstreffer für die Augsburger, bei denen die Köpfe kollektiv nach unten gingen. Doch aus heiterem Himmel kamen sie ein zweites Mal zurück. Bei einem Flachpass auf Finnbogason stand Elvedi schlecht und der Augsburger Stürmer traf aus spitzem Winkel flach zum 2:3 ins lange Eck (83.).
Damit stand den Borussen unnötigerweise noch eine heiße Schlussphase ins Haus. Vor allem, weil Hofmann nach Zuspiel des eingewechselten Embolo den vierten Treffer liegen ließ, als er alleine aufs Tor zulief und Koubek anschoss (88.). So hatten die Fohlen in der Nachspielzeit Glück, dass Augsburg nicht doch noch der Ausgleich gelang. Nach einer Ecke verlängerte Vargas per Kopf und Finnbogason fehlten am langen Pfosten nur Zentimeter (92.).
Nach fast fünf Minuten Nachspielzeit durften die Borussen dann jubeln - der erste Sieg in der Bundesliga beim FC Augsburg war perfekt. Geglänzt haben die Fohlen nicht, aber letztlich verdienten sie sich die drei Punkte redlich.
Kurzstatistik zum Spiel:
FC Augsburg: Koubek - Lichtsteiner (46. Framberger), Gouweleeuw, Jedvaj, Max - Khedira (72. Finnbogason), Gruezo, Richter (86. Cordova), Löwen, Vargas - Niederlechner
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini – Strobl (75. Kramer), Zakaria – Hofmann, Neuhaus, Thuram (46. Plea) – Stindl (86. Embolo)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Wendt, Benes, Herrmann, Raffael
Tore: 0:1 Bensebaini (49.), 0:2 Stindl (53.), 1:2 Löwen (57.), 1:3 Stindl (79.), 2:3 Finnbogason (83.)
Gelbe Karten: Lichtsteiner, Gouweleeuw, Jedvaj – Ginter
Schiedsrichter: Markus Schmidt
Zuschauer: 30.000
von Marc Basten