Marco Rose nahm gegenüber dem Heimsieg gegen den SC Freiburg vom letzten Wochenende vier Veränderungen vor: Herrmann, Jantschke, Neuhaus und Embolo nahmen auf der Bank Platz, Ginter, Hofmann, Stindl und Plea begannen.
Die Partie im ausverkauften Borussia-Park brauchte keine lange Anlaufphase und es ging sofort munter los. Die Vorteile lagen dabei allerdings ganz klar aufseiten der Bayern, die hoch standen und das Geschehen dominierten. Nach acht Minuten hatten die Gäste die erste Möglichkeit – Müller lenkte einen Tolisso-Schuss aus drei Metern am Tor vorbei (8.). Kurz darauf kombinierten sich die Bayern ungefährdet nach vorne, Lewandowski zirkelte den Ball schließlich haarscharf am langen Pfosten vorbei (14.).
Zwei Minuten später lupfte Thiago einen Freistoß auf den Fuß von Lewandowski, dessen Direktabnahme das Gladbacher Tor nur knapp verfehlte. Die Borussen konnten zumeist nur reagieren und schafften es nicht, mal über längere Phasen den Ball zu sichern. Eigene Angriffe blieben meist schon weit vor dem Münchener Strafraum hängen. Derweil kamen die Bayern zu weiteren großen Möglichkeiten: Ginter köpfte Müller den Ball bei einer Klärungsaktion genau vor die Füße, Sommer wehrte Müllers Schuss aus 15 Metern mit einer Glanztat zur Ecke (26.).
Keine sechzig Sekunden später zog Kimmich ungehindert quer vor den Gladbacher Sechzehner, seinen Schuss ließ Sommer zunächst durchrutschen und holte ihn dann im allerletzten Moment noch zurück. Das Hawk-Eye zeigte, dass es eine Millimeterentscheidung war – also Riesenglück für Sommer und die Borussia (27.).
Weil den Borussen weiter der Zugriff fehlte, stellte Rose nach einer halben Stunde auf 4-3-3 um. An der Gemengelage änderte das nicht viel. Die Bayern waren klar besser, Borussia hatte zur Pause nur 36 Prozent Ballbesitz. Den einzigen Torschuss im ersten Durchgang gab Plea in der 41. Minute ab – Neuer konnte den Schuss des Franzosen von der Strafraumgrenze ohne Probleme halten. Auf der anderen Seite versemmelte Perisic aus günstiger Position (36.) und ein Kopfball von Goretzka aus acht Metern flog knapp über den Querbalken (43.).
Dass es torlos in die Kabinen ging, war aus Gladbacher Sicht das Beste des ersten Durchgangs. Doch die Bayern ließen auch nach Wiederanpfiff nicht locker und folgerichtig fiel in der 49. Minute der Führungstreffer. Perisic kam 15 Meter vor dem Tor aus der Drehung zum Abschluss, Sommer war zwar am Ball, lenkte ihn aber unglücklich in den eigenen Kasten.
Danach wechselten die Bayern in eine Art Verwaltungmodus, hatten aber weiterhin alles unter Kontrolle. Die Borussen ließen sich zwar nicht hängen, doch so richtig ran kamen sie auch nicht. Das änderte sich nach einer Stunde schlagartig. Auslöser war ein Eckball von Hofmann, den Bensebaini aus acht Metern per Kopf zum Ausgleich einköpfte. Der Zwischenstand war mehr als schmeichelhaft für die Fohlenelf.
Doch dieser Treffer machte etwas mit beiden Mannschaften. Die Borussen schöpften Mut, während die Bayern nach und nach die Souveränität ablegten, die sie in der ersten Stunde ausgestrahlt hatten. Die Gladbacher gingen plötzlich forsch zur Sache, das Publikum war da und Bayern begann zu wackeln. Nach einer Freistoßflanke von Hofmann köpfte der gerade eingewechselte Herrmann am Tor vorbei (64.).
Die Borussen waren nun das bessere Team, ohne sich aber klare Tormöglichkeiten erspielen zu können. Mehrfach war man knapp dran, doch ein nennenswerter Abschluss kam nicht zustande. Die Bayern wiederum zeigten nur noch wenige Entlastungsangriffe. Perisic hatte eine Gelegenheit (76.) und Sommer rettete gegen Kimmich aus kurzer Distanz (81.). Ansonsten kam vom Rekordmeister sehr wenig. Die Borussen nötigten die Bayern zu Ballverlusten und hatten sich das Remis mittlerweile verdient.
Dass es sogar noch ein richtiges Happy-End gab, war dann unter dem Strich glücklich für die Borussen. Thuram hetzte in der Schlussminute einem eigentlich schon verlorenen Ball im gegnerischen Strafraum hinterher. Martinez setzte eine Grätsche an, spielte den Ball, traf aber auch Thuram. Schiedsrichter Fritz, bis dahin nicht als Heimschiedsrichter aufgefallen, entschied auf Elfmeter und verwies den bereits verwarnten Martinez mit Gelb-Rot vom Feld.
Bensebaini schnappte sich den Ball und obwohl Neuer die Ecke ahnte, schoss der Algerier so präzise, dass das Leder zum 2:1 einschlug. Die Freude im Borussia-Park kannte kein Halten mehr. Die Borussen brachten die Nachspielzeit über die Runden und feierten am Ende einen nach dem Spielverlauf unerwarteten Sieg über die Bayern und verteidigten natürlich auch die Tabellenführung.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini – Zakaria – Bénes (58. Embolo), Hofmann – Stindl (85. Raffael)– Plea (64. Herrmann), Thuram
weiter im Kader: Sippel (ETW), Strobl, Kramer, Wendt, Jantschke, Neuhaus
Bayern München: Neuer - Kimmich, Boateng (68. Martinez), Alaba, Davies - Thiago, Goretzka, Toliss (20. Perisic), Müller, Coman - Lewandowski
Tore: 0:1 Perisic (49.), 1:1 Bensebaini (60.), 2:1 Bensebaini (90.+2/FE)
Gelbe Karten: Bénes, Hofmann, Zakaria (5.) – Boateng, Lewandowski
Gelb-Rote-Karte: Martinez (90.)
Schiedsrichter: Marco Fritz
Zuschauer: 54.022 (ausverkauft)
von Marc Basten