Marco Rose schickte die unveränderte Elf ins Rennen, die am vergangenen Samstag in Frankfurt beim Re-Start den Auswärtssieg einfuhr. Von dem Spirit des Auftritts im ehemaligen Waldstadion war eine Woche später im mit 13.000 ›Pappkameraden‹ gefüllten Borussia-Park allerdings wenig zu sehen.
Leverkusen war von Beginn an das bessere Team, presste hoch und stellte die Gladbacher vor große Probleme im Spielaufbau. Flüssige Kombinationen waren Mangelware, dazu gesellten sich technische Unsauberkeiten in allen Mannschaftsteilen. Eine solche leistete sich auch Bensebaini in der 7. Minute, als er ungenau auf Strobl passte, der das halbhohe Anspiel nicht verarbeiten konnte. Leverkusen schaltete blitzschnell um, Bellarabi bediente Havertz und der Nationalspieler traf von halbrechts durch die Beine von Sommer zur frühen Führung der Gäste.
Embolo verletzt raus - Borussen wirken schwerfällig
Kurz darauf musste Marco Rose bereits den ersten Wechsel vornehmen. Embolo, der von Havertz einen unbeabsichtigten Tritt in die Achillessehne bekommen hatte, verließ das Feld. Für den Schweizer kam Lars Stindl in die Partie und übernahm dessen Position in der Zentrale. Zwar stabilisierten sich die Borussen nach einer Viertelstunde etwas, doch ein Spielfluss wollte weiter nicht aufkommen. Vieles wirkte schwerfällig und Bayer hatte es relativ leicht, Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten.
Erst in der 41. Minute verzeichnete die Fohlenelf einen Torabschluss - Neuhaus probierte es mit rechts aus knapp zwanzig Metern, Hradecky ließ den Ball prallen, doch Bensebaini konnte nicht mehr nachsetzen. Auf der anderen Seite hatten die Gäste in der 45. Minute die Megachance zum zweiten Tor - Havertz traf nur die Latte und Demirbay scheiterte beim freien Rebound, weil sich Elvedi kurz vor der Torlinie in den Schuss geworfen hatte.
Systemumstellung bringt schnellen Ausgleich durch Thuram
Zur zweiten Halbzeit stellte Marco Rose auf ein 3-4-3 um - Strobl rückte in die Dreierkette, Thuram kam jetzt über die rechte Seite. Diese Umstellung tat dem Gladbacher Spiel sichtlich gut. Plötzlich war die Aggressivität in den Zweikämpfen, die Räume waren enger und alles wirkte gefährlicher. Schon in der 52. Minute folgte die Belohnung in Form des Ausgleichtreffers.
Sommer spielte einen langen Ball, den Thuram auf Stindl ablegte. Der wiederum bediente Plea, der einen wunderbaren weiten Pass auf Thuram schlug. Der Franzose nahm das Leder mit rechts direkt ab und traf unhaltbar zum 1:1 ins lange Eck.
Havertz trifft vom Punkt - Neuhaus lässt Ausgleichschance liegen
Nur wenige Augenblicke später war Thuram erneut in Richtung Leverkusener Tor unterwegs. Dragovic zerrte grenzwertig an ihm, so dass Thuram bei seinem Abschluss an Hradecky scheiterte. Schiedsrichter Storks ließ weiterspielen, pfiff jedoch im Gegenzug Elfmeter für die Werkself. Bellarabi kam nach einem Konter zum Schuss, setzte den Ball aber flach am langen Pfosten vorbei. Doch da Elvedi ihn per Grätsche nach dem Schuss traf, entschied der Referee auf Strafstoß und blieb auch nach der Intervention aus dem Kölner Keller und dem Studium der Videobilder dabei.
Yann Sommer ahnte beim Elfmeter von Havertz die Ecke und war auch noch am Ball - den Einschlag konnte der Goalie aber nicht verhindern (58.). Borussia blieb trotz des neuerlichen Rückstandes in der Partie und hätte in der 65. Minute treffen müssen. Lainer spielte einen feinen Pass auf Thuram, der im Strafraum mit der Hacke auf Neuhaus ablegte. Dem versprang der Ball beim ersten Kontakt etwas, so dass er die Kugel im Rutschen nicht an Hradecky vorbei bekam.
Bittere Bayer-Pille: Elvedi lässt sich von Bender abkochen
Das war extrem ärgerlich, zumal Leverkusen in der Folgezeit wieder deutlich mehr Zugriff aufs Geschehen bekam. Diaby scheiterte nach einem Solo an Sommer, Demirbay verballerte den freien Nachschuss (75.). Auf der anderen Seite setzte der eingewechselte Bénes einen Freistoß ans Außennetz (78.). Vier Minuten später mussten die Gladbacher dann die bittere Bayer-Pille schlucken: Demirbay brachte eine Freistoßflanke in den Strafraum, Elvedi ließ sich im Infight wie ein Anfänger von Bender abkochen, der zum 3:1 für Leverkusen einköpfte (81.).
Das war mehr als nur eine Vorentscheidung, auch wenn die Borussen in Person von Plea noch zwei Großchancen hatten. Zunächst köpfte der Franzose nach mustergültiger Flanke des eingewechselten Wendt freistehend am Tor vorbei (84.), dann ließ er ein echtes Geschoss in Richtung Torwinkel ab, das von Hradecky mit einer Glanzparade entschärft wurde (85.).
Ein erheblicher Rückschlag gegen einen unmittelbaren Konkurrenten
So nahm Bayer letztlich verdient die drei Punkte aus dem Borussia-Park mit auf den kurzen Weg nach Leverkusen. Für die Borussen bedeutet die Heimniederlage gegen den unmittelbaren Konkurrenten einen erheblichen Rückschlag im Kampf um die Champions League.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Strobl (76. Bénes), Neuhaus - Hofmann, Embolo (12. Stindl), Thuram (78. Wendt)- Plea
weiter im Kader: Sippel (ETW), Kramer, Herrmann, Raffael, Traoré, Jantschke
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, S. Bender, Dragovic (80. Baumgartlinger) - Weiser, Aranguiz, Demirbay, Sinkgraven, Bellarabi (66. Bailey), Diaby - Havertz
Tore: 0:1 Havertz, 1:1 Thuram (52.), 1:2 Havertz (58./FE), 1:3 Bender (81.)
Gelbe Karten: Bensebaini - Diaby
Schiedsrichter: Sören Storks
Zuschauer: Fehlanzeige
von Marc Basten