Yann Sommer: Borussias Goalie fand mehr Möglichkeiten sich auszuzeichnen, als allen lieb war. Im Vergleich zu den letzten Wochen ließen seine Vorderleute vieles geschehen. Beim Gegentor streckte er sich vergeblich und erreichte den präzisen Burgstaller-Schuss ins lange Eck nicht mehr. Er reagierte hervorragend beim Freistoß von Geis, den er mit den Fingerspitzen um den Pfosten drehte. Beim Schuss von Choupo-Moting aufs kurze Eck klärte Sommer in Zusammenarbeit mit dem Pfosten und kurz darauf reagierte er überragend gegen Caligiuri, nachdem der Ball zuvor an die Latte abgefälscht worden war. Erneut Choupo-Moting und Geis mit einem direkt aufs Tor gezogenen Freistoß von der Seite konnten Sommer nicht überwinden. Note 1,5.
Tony Jantschke: Schaltete sich im ersten Durchgang einige Male mit nach vorne ein, dabei jedoch mit nur wenig klaren Aktionen. Hinten gab es deutliche Abstimmungsschwierigkeiten mit Hofmann. Caligiuri konnte mehrfach über Jantschkes Seite an und in den Strafraum ziehen. Nach der Pause standen beide Außenverteidiger tiefer, so dass Jantschke zunächst weniger Probleme hatte. Das änderte sich mit der Einwechslung von Choupo-Moting, der für eine Menge Betrieb sorgte und Jantschke nicht nur vor dem Pfostenschuss sehr einfach überspielte. Er fälschte den Burgstaller-Schuss an die Latte ab, den Jantschke durch ein verlorenes Kopfballduell erst möglich gemacht hatte. Note 4,0.
Jannik Vestergaard: Machte über weite Strecken einen ordentlichen und soliden Job. Es wurde zwar offensichtlich, dass Absprachen und Timing mit Kolo nicht so passten wie mit Christensen, doch Vestergaard blieb in allen Situationen abgeklärt. In der Luft wie gewohnt eine Bank, bei drei oder vier Aktionen kam er am Boden gut vor den Mann. Das Positionsspiel war in Ordnung, das Passspiel ebenfalls. Kleinere Situationen, in denen es mit Ball am Fuß brenzlig zu werden drohte, löste der Däne. Vorne mit einem Freistoß aus der Distanz, der sich gut senkte, doch leider etwas spät. Note 3,0.
Kolo: Hatte bei seinem Startelfdebüt große Schwierigkeiten. Nicht nur beim Gegentor reagierte er den entscheidenden Tick zu spät und konnte Burgstaller nicht stellen. Die Versuche, rauszurücken und vor den Gegner an den Ball zu kommen, missrieten vor der Pause nahezu komplett. In den Laufduellen fehlt ihm die Endgeschwindigkeit eines Christensen, auch wenn der Vergleich vielleicht etwas ungerecht sein mag. Beim Passspiel sehr unsicher - schon zu Beginn wurde Strobl genötigt, einen Kolo-Fehlpass auf Kosten einer frühen Gelben Karte auszubügeln. Selbst bei einfachen Querpässen musste man die Luft anhalten, weil Kolo sie lasch spielte. Zugutehalten muss man dem Franzosen, dass er sich nach einer wirklich schlechten ersten Halbzeit nach dem Wechsel deutlich stabilisierte. Wendt war nun näher bei ihm und über gewonnene Zweikämpfe kam auch mehr Sicherheit ins Passspiel. Drei, vier gute Eröffnungen passten, ein krasser Fehlpass unterlief ihm dennoch. Es war unverkennbar, dass Kolo in dieser Saison kaum Spielpraxis hatte. Deshalb darf man nach seinen ersten 90 Minuten nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen. Steigern muss er sich allerdings deutlich. Note 4,5.
Oscar Wendt: In der ersten Halbzeit relativ 'hoch' positioniert, was sich jedoch nicht wirklich auszahlen sollte. Die Wege zurück waren weit, bei der Umschaltaktion vor dem 1:1 zu weit. Nach vorne hatte er zwei, drei gelungene Aktionen - u.a. für einen Stindl-Abschluss. Allerdings machte er auch einige Wege umsonst, die weh taten. Nach dem Wechsel waren beide Außenverteidiger deutlich tiefer 'auf Linie' postiert. Das erleichterte Wendt die Abwehrarbeit, zudem wurde Kolo sicherer, weil er nicht mehr so viel aufrücken musste, um den Raum in Wendts Rücken zu besetzen. Der Schwede spulte sein Programm routiniert ab, wobei er nicht verbergen konnte, dass die letzten Wochen sehr kräftezehrend waren. Note 3,5.
Tobias Strobl: Der 'Kramer-Ersatz' kam früh in Foul-Trouble, weil er bereits in der 3. Minute eine (regelkonforme) Gelbe Karte sah. Strobl bereinigte einen Kolo-Fehlpass mit einer notwendigen Grätsche und erwischte dabei den Gegenspieler. Der Ex-Hoffenheimer geriet zwar nie an den Rand einer weiteren Verwarnung, dennoch war das Handicap deutlich. Gerade in kleineren 'Stocher-Duellen' zog Strobl ungewohnt früh zurück, um nichts zu riskieren. Etwas Glück hatte er, dass ein unabsichtliches Handspiel nach einer missratenen Ballannahme nicht geahndet wurde. In der ersten Halbzeit ließ er sich aufgrund der aufgerückten Außenverteidiger im Spielaufbau zwischen die beiden Innenverteidiger fallen, die ihrerseits nach Außen rückten. So gab es bei Ballbesitz eine Dreierkette mit Strobl als zentralem Mann. Seine Kurzpässe waren okay, die Verlagerungen missrieten jedoch. Vor allem die langen Versuche auf die rechte Seite landeten mehrfach im Gelsenkirchener Niemandsland. Nach der Pause war Strobl deutlich weniger als Aufbauspieler beteiligt. Er bearbeitete relativ unauffällig das defensive Mittelfeld. Defensiv war es in Ordnung, nach vorne setzte er keine Akzente. Note 3,5.
Mo Dahoud: War zunächst relativ unauffällig, steigerte sich jedoch deutlich. Es begann mit dem feinen Pass zur zweiten Hofmann-Chance. In der Folgezeit fiel Dahoud mit mehreren geschickten Balleroberungen auf, als er seinen Körper gut einsetzte. Überragend seine Bewegungen im Aufbau, wenn er sich öffnend vom Gegner wegdreht und die Geschwindigkeit des Balles mitnimmt. Diese flüssigen Aktionen brachten ihn mehrfach in die Position, einen finalen Pass zu spielen. Auch wenn der eine oder Ball abgefangen wurde, waren die Ideen dahinter richtig. Dahoud war für die kreativen Momente zuständig, arbeitete gleichzeitig sehr laufstark und aufmerksam mit nach hinten. Die körperlichen Reserven des 20-Jährigen sind wirklich enorm. Note 3,0.
Jonas Hofmann: Rückte für Patrick Herrmann in die Startelf und sorgte nach einer Viertelstunde für das wichtige Auswärtstor. Der Laufweg war klasse, der Abschluss nach dem Stindl-Pass gelang mit etwas Glück. Kurz nach dem Ausgleich hatte Hofmann, diesmal nach Dahoud-Pass, eine identische Gelegenheit. Diesmal scheiterte er jedoch mit dem eher schwachen Schuss an Fährmann. Ansonsten war Hofmann zwar viel unterwegs und flink auf den Beinen, allerdings fehlte ihm die Konsequenz. Er verschluderte mehrere Bälle und zeigte nur halbherzige Gegenwehr, wenn die Schalker ihn härter bearbeiteten. In der Defensive gab es Abstimmungsschwierigkeiten mit Jantschke. Beide diskutierten mehr als einmal, weil Übernahmen nicht klappten. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurde Hofmann auf rechts zweimal fein freigespielt und konnte in den Strafraum ziehen, lief aber ziemlich planlos einfach in den Gegenspieler. Nach der Einwechslung von Hahn ging er auf die linke Seite, acht Minuten vor dem Ende wurde er von Schulz abgelöst. Note 4,0.
Fabian Johnson: Auffälligster Offensivspieler in der ersten Halbzeit, der mit viel Tempo die Gegenspieler forderte. So 'zog' er früh die beiden Verwarnungen für Kehrer und Geis. Mit seiner Bissigkeit stand er an der Basis des Führungstors, als er stark den Ball eroberte, den Stindl anschließend in den Lauf von Hofmann spielte. Johnson suchte immer den direkten Weg in Richtung Strafraum, so auch unmittelbar nach Wiederanpfiff. Da wurde er von Kehrer an der Strafraumgrenze gelegt - der Schalker fiel Johnson von hinten in die Beine - doch der Referee übersah das Foulspiel. Kehrer war übrigens schon verwarnt. Kurz darauf erzwang der US-Nationalspieler durch sein Nachsetzen ein Missverständnis zwischen Kehrer und Fährmann. Johnson strahlte weiterhin Zielstrebigkeit aus, daher war es überraschend, dass er in der 65. Minute als erster Borusse ausgewechselt wurde. Note 2,5.
Lars Stindl: Borussias Kapitän hatte seine besten Aktionen diesmal nicht in vorderster Front. Nennenswert war dort nur ein Torschuss nach knapp vierzig Minuten, den Fährmann jedoch parieren konnte und musste. Ansonsten war Stindl dann auffällig, wenn er aus der Tiefe die Spielgestaltung übernahm. Überragend gelang ihm das mit dem wunderbaren Pass in den Lauf von Hofmann, der den Führungstreffer erzielte. Auch einige weitere Abspiele passten, die eine oder andere gute Idee wurde allerdings von den Schalkern durchschaut. So rieb sich Stindl in vielen Scharmützeln auf, für die er sich wie immer nicht zu schade war. In eine aussichtsreiche Abschlussposition kam er nicht mehr. Note 3,0.
Raffael: Blieb an alter Wirkungsstätte deutlich hinter seinen Möglichkeiten. Nur ganz selten gelangen ihm eine Ballsicherung und ein anschließender gewinnbringender Antritt. Spätestens beim dritten aufmerksam und sehr kompromisslos verteidigenden Schalker war Schluss. Ein daraus resultierender Ballverlust hatte einen gefährlichen Umschaltangriff der Gastgeber zur Folge. Keinen großen Vorwurf kann man Raffael bei der Szene machen, die dem Ausgleichstreffer vorausging. Er wurde hier eindeutig von Höwedes gefoult und es wurde Raffael zum Verhängnis, dass er sich krampfhaft irgendwie auf den Beinen halten und weiterspielen wollte. Dass der Schiedsrichter das folgende Gestocher nicht abpfiff, war okay. Letztlich war entscheidend, dass Raffael nach dem Foul nicht deutlich den Bodenkontakt suchte. Auch nach der Pause blieb Raffael weitestgehend abgetaucht. Die Auswechslung elf Minuten vor Schluss war nachvollziehbar. Note 4,0.
André Hahn: Kam in der 65. Minute für Johnson und spielte zunächst auf rechts, nach der Auswechslung von Raffael zentral. Hahn hatte ein paar 'wilde' Aktionen - defensiv wie offensiv - die letztlich nichts einbrachten. Ohne Note.
Patrick Herrmann: Ersetzte Raffael ab der 79. Minute, was jedoch genau in die Schalker Drangperiode fiel. So gab es nach vorne nichts mehr zu bestellen für Herrmann. Hinten arbeitete er mit, wenn auch nicht wirklich geschickt. So verursachte er den Freistoß, den Geis von der Seite aufs Tor zog. Ohne Note.
Nico Schulz: Spielte in den letzten sieben Minuten für Hofmann auf der linken Seite. Fiel bei einem Entlastungsangriff auf, als er über einen imaginären Grashügel stolperte und irgendwie lustig zu Fall kam. Ansonsten versuchte er zu helfen, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Ohne Note.