Eigentlich waren die Gladbacher Borussen Mitte der zweiten Halbzeit in der kühlen Arena in Hannover schon wieder der Verzweiflung nahe. Doch dann folgte der Auftritt von Christoph Kramer: Ballannahme mit rechts, ein fulminanter Volleyschuss mit links und der Ball schlug im Kasten ein. Beendet war die Flaute von 431 torlosen Minuten.
Dass ausgerechnet Kramer ein solches Traumtor gelang, war schon erstaunlich. Es war der erste Bundesligatreffer, den der 27-Jährige außerhalb des Strafraums erzielte - sieht man mal von seinem Eigentor 2014 in Dortmund aus 45 Metern ab. »Im Training hat Chris eigentlich noch nie solche Tore gemacht«, wunderte sich Yann Sommer über den Kunstschuss des Kollegen. »Man muss ehrlich sein - richtig gut schießen kann er nicht.«
Auch der Torschütze war verwundert über sich selbst. »Das Dribbling kurz davor war kein Glück, das hab ich wirklich drin. Den Schuss habe ich aber eigentlich nicht in meinem Repertoire. Das war schon ein Glücksschuss.«
»Wir haben das intern thematisiert«
»Wahrscheinlich musste so ein Glücksschuss her, um sich zu belohnen«, sinnierte Kramer. »Das hart erarbeitete Glück hatte ich heute am Fuß.« Es war auch zwingend nötig, da die Krise schon bedenkliche Ausmaße angenommen hatte. Wobei Kramer die letzten Wochen differenziert betrachtet. »Mich hat es geärgert wie wir - und auch ich - in Stuttgart aufgetreten sind. Alle anderen Spiele waren wirklich gut, gegen Stuttgart war es scheiße. Wir haben das intern thematisiert und es ist uns gelungen, ein von der Einstellung hervorragendes Spiel zu machen. So kann man sich das Glück erarbeiten und deshalb haben wir verdient gewonnen.«
»Gerade in Phasen, wo von außen viel Schlechtes reingetragen wird, ist es wichtig, dass man sich für ein gutes Spiel belohnt. Damit man weiter dran glaubt, weiter gerne zum Training geht, hart arbeitet und gerne spielt.«
»Wir haben nicht besser gespielt als gegen Dortmund«, so Kramer. »Aber du merkst, dass nach einem Sieg der Glaube, das Selbstvertrauen und der Mut zurückkommen. Darum war das hier und heute so wichtig.«