In den letzten Wochen wurde das Thema ›fehlendes Glück‹ in Bezug auf Borussia Mönchengladbach mehrfach angesprochen. Unglückliche Verletzungen (Herrmann), überflüssige Platzverweise, Slapstick-Gegentore (Berlin, Köln) oder Gegner, die aus keiner Chance zwei Tore machen (Köln) - Borussia stand zuletzt wirklich nicht mit Fortuna im Bunde.
Vor der Partie gegen Hoffenheim sieht es tendenziell danach aus, dass es so weitergeht. Zum einen, weil Borussia den nächsten längerfristigen Ausfall verkraften muss. Ibrahima Traoré zog sich gegen Manchester einen Sehnenabriss im Bereich der linken Leiste zu. Die Verletzung erlitt er bei »einer Extrembewegung«, wie Trainer André Schubert sagte. Die Aktion hatte kaum jemand bemerkt, auch Schubert nicht. Traoré wird am Montag operiert und fällt auf jeden Fall für den Rest der Hinrunde aus.
Zum anderen ist da die Ansetzung von Deniz Aytekin als Schiedsrichter. Der 38-Jährige ist nun nicht gerade der Lieblings-Spielleiter der Borussen, vor allem in einer Partie in Mainz in der Rückrunde 2011 zog sich Aytekin den Zorn der Gladbacher zu. Vize-Präsident Rainer Bonhof sprach damals von Überlegungen, Aytekin bei künftigen Ansetzungen abzulehnen. Max Eberl polterte derweil: »Er kann nicht auf der einen Seite konsequent pfeifen und auf der anderen wie eine Wurst«.
Es dauerte ein Jahr, bis Aytekin das nächste Spiel mit Gladbacher Beteiligung pfiff. Die folgenden acht Partien im Laufe der Jahre unter seiner Leitung verliefen zwar relativ normal, doch nach wie vor kann man sich bei Borussia nicht so richtig mit dem Referee anfreunden. Etwas Mut machen kann allerdings der Umstand, dass Aytekin vor fast genau zwei Jahren ebenfalls die Begegnung Borussia gegen Hoffenheim leitete - die Fohlenelf siegte mit 3:1.
Ein Sieg ist ohnehin das, was für die Gladbacher Borussen am Samstag absolute Priorität hat. Glück hin oder her - die Heimspielwoche nach Niederlage (Köln), Remis (Manchester) muss mit einem Sieg abgeschlossen werden. Die missliche Lage in der Bundesliga wurde in den letzten Tagen und Wochen zur Genüge thematisiert und allen dürfte klar sein, was die Stunde geschlagen hat.
Am Mittwoch war es Max Eberl, der nach dem Spiel gegen Manchester seinen Unmut äußerte. Dass er sich über die Pfiffe der Zuschauer bei der Auswechslung mokierte und die Leute als »dumm« bezeichnete, war nur ein Randaspekt. Viel mehr ereiferte sich Eberl über das mangelnde Vertrauen in die sportliche Leitung einerseits und die überzogene Erwartungshaltung andererseits.
»Ich kann Max schon verstehen, dass er das einfordert«, sagte André Schubert. »Damit jeder versteht, woher wir kommen und wer wir sind«. Der Trainer bemerkte, er selbst habe die Diskussionen gar nicht verfolgt. Wohl wissend, dass es für ihn persönlich ohnehin nur eine Richtung gibt: Mit Hilfe von Ergebnissen in die Spur zu kommen - angefangen mit einem Sieg am Samstag gegen Hoffenheim.
Gegen die Kraichgauer wird dieses Unterfangen kein Zuckerschlecken. Die Truppe von Jung-Trainer Nagelsmann spielt bislang eine ausgezeichnete Saison. »Sie agieren fast ausschließlich mit 3er- oder 5er-Kette, haben große Innenverteidiger, sind insgesamt sehr wuchtig und körperlich robust und schalten gut um«, erklärte Schubert.
Borussias Trainer muss zwar auf Ibo Traoré verzichten, kann aber wieder auf den zuletzt in Liga und Champions League gesperrten Christoph Kramer zurückgreifen. Der dürfte nach Länderspielpause und Sperre gleichermaßen ausgeruht und motiviert sein. »Automatisch ist nichts«, sagte Schubert zwar bezüglich einer Rückkehr von Kramer in die Startelf, dennoch kann man hier einen Haken dran machen.
Thorgan Hazard, der am Mittwoch wegen persönlicher Gründe fehlte, steht wieder zur Verfügung und wird beginnen. Ansonsten hält sich Schubert einige Optionen offen. »Es ist wie immer eine Gemengelage aus vielen verschiedenen Punkten. Wir versuchen, die beste Lösung zu finden«. Da auch sein Kollege Nagelsmann oftmals variiert, darf man gespannt sein, wer und in welcher Ausrichtung um 15.30 Uhr auf dem Platz stehen wird. »Es wird interessant werden, wie die Mannschaften aufeinander reagieren«, sagte Schubert.
Für das Spiel hat Borussia im Vorfeld rund 51.000 Karten verkauft. Hauptsächlich im Oberrang West sind noch Tickets für Kurzentschlossene vorhanden.