Wenn ein Spieler sieben Spielzeiten für einen Verein kickt, sollte man seinen Status eigentlich ziemlich exakt definieren können. Da fallen einem spontan solche Attribute wie ›Publikumsliebling‹, ›Kultspieler‹ oder ›Urgestein‹ ein. Bei Oscar Wendt ist das nicht so einfach. Für einen Teil der Fans ist er tatsächlich Kult, der alte Schwede mit seiner nordischen Coolness. Ein anderer Teil ist mit Wendt auch nach all den Jahren noch nicht so richtig warm geworden.
Kein Borusse hat in den letzten Jahren so regelmäßig auf den Rängen für deutlich vernehmbares Murren gesorgt. Wenn er mal wieder einen Angriff abbricht und den Rückpass spielt, oder mit einem alibimäßigen Beinheben versucht, eine Flanke zu unterbinden. Gleichzeitig gibt es nur wenige Profis im aktuellen Kader der Borussia, die so ›schlau‹ agieren, wie der Schwede.
Mit dieser Eigenschaft konnte Wendt auch in der abgelaufenen Saison aufwarten. Er mimt den Linksverteidiger unaufgeregt, auch wenn er eigentlich viel lieber weiter vorne spielen würde. Nur ganz selten spielt er richtig schlecht, so wie bei der 1:5-Klatsche gegen Leverkusen. Meist passt eine Formulierung, die wir in einer Einzelkritik benutzten: ›Ein richtiger Zweikämpfer wird Wendt nicht mehr, aber er löst vieles mit guter Raumaufteilung und geschicktem Stellungsspiel‹.
Keine ernsthafte Alternative im Kader
In der Hinrunde machte Wendt alle Partien als unumstrittener Stammspieler. Seine Kritiker führen das nicht auf die solide Perfomance (Notenschnitt 3,5) zurück, sondern auf die Tatsache, dass es überhaupt keine Alternative im Kader gibt. So wurden die schwankenden Teamleistungen in der Hinrunde sehr oft an der Person Wendt und dessen konkurrenzlosem Dasein festgemacht.