Tobias Sippel: Ersetzte den verletzten Sommer ohne jeglichen Qualitätsverlust - im Gegenteil. Sippel wirkte präsenter als die etatmäßige Nummer 1 in den meisten Partien dieser Saison. Er war aufmerksam beim Herauslaufen, seine Abschläge hatten eine gute Länge, auch wenn längst nicht alle ankamen. Dreimal rettete Sippel mit starken Flugeinlagen, wobei die letzte beim Sabitzer-Freistoß dafür sorgte, dass es seit langer Zeit mal wieder Sprechchöre für einen Torwart im Borussia-Park gab. Beim Gegentor war Sippel machtlos. Note 2,0.
Tony Jantschke: Bei ihm weiß man, was man bekommt: Einen Rechtsverteidiger, der seine Seite zustellt und defensiv seinen Mann steht. Insoweit erfüllte Jantschke seine Aufgaben gegen RB. Im Spielaufbau stieß er an seine Grenzen, weil er frühzeitig unter Druck gesetzt wurde. Eine Passquote von 61 Prozent ist für einen Außenverteidiger zu wenig. In der gegnerischen Hälfte nur mit einer halbwegs gelungenen Hereingabe, die weiteren Offensivbemühungen waren dürftig. Ein misslungener Doppelpass von Jantschke mit Grifo nötigte Stindl zu einem taktischen Foul inklusive Gelber Karte. Jantschke selbst sah in der 78. Minute ebenfalls eine überfällige Gelbe Karte. Note 4,0.
Matthias Ginter: Eine zuverlässige und zweikampfstarke Vorstellung des Innenverteidigers. Hatte nur einmal kleinere Probleme mit Werner, ansonsten auch im Positionsspiel stimmig. Ein misslungener Befreiungsschlag von Ginter auf den Ex-Kollegen Kampl führte zur ersten Leipziger Chance durch Bruma. Bis auf einen hohen Pass ins rechte Seitenaus in der Schlussphase mit kontrolliertem, aber betont risikolosem Passspiel. Note 3,5.
Jannik Vestergaard: Erntete unverdienterweise hämischen Beifall, als er mit einer Körpertäuschung im Aufbau einen Leipziger stehenließ. Vestergaard machte hinten dicht, gewann den Großteil seiner Zweikämpfe und blockte nach der Pause in höchster Not einen Werner-Schuss. Beim Gegentor allerdings entscheidend involviert, als er sich mit seiner übereilten Grätsche selbst aus dem Spiel nahm und für Lookman die lange Ecke öffnete. Danach noch als Brechstange vorne drin und mit seinem gewonnen Kopfballduell an der Basis der Ausgleichschance von Hazard. Note 3,5.
Nico Elvedi: Als linker Verteidiger in der Viererkette machte er es vor allem defensiv ordentlich. Elvedi war aufmerksam und bissig in den Zweikämpfen und konnte Sabitzer und Laimer auch vom Tempo her Paroli bieten. Offensiv war er dagegen sehr zurückhaltend, nur einmal konnte er gefährlich in den gegnerischen Strafraum eindringen, als er zuvor energisch den Ball eroberte. Darüber hinaus mit vernünftigem Passspiel, ohne dabei groß ins Risiko zu gehen. Es dürfte naheliegend sein, dass der Schweizer in den nächsten Wochen weiter auf der linken Seite spielen wird. Note 3,0.
Christoph Kramer: Sehr stark in der Defensivarbeit, wo er unzählige Bälle erkämpfte und mit der notwendigen Bissigkeit in die Duelle ging. Im Aufbau erstickten aufkommende Ideen allerdings wiederholt im Keim, weil er von den Leipzigern ständig umzingelt wurde. So blieb oftmals nur die Drehung nach hinten. Dennoch spielte Kramer einige gute Pässe. Beim Gegentor bekam er nach dem Einwurf gemeinsam mit Zakaria keinen Zugriff auf Werner, der das Tor mit seiner Ablage auf Keita einleitete. Note 3,0.
Denis Zakaria: Weniger präsent als gewohnt, was eben auch am Pressing der Leipziger lag. Zakaria hatte keinen Raum, um seine Läufe starten zu können. Daher fiel er bis auf wenige Ausnahmen als Verbindungsspieler nach vorne kaum ins Gewicht. Defensiv arbeitete er fleißig mit und bekam öfter mal ein Bein dazwischen und störte das Leipziger Kombinationsspiel. In zwei, drei Situationen rutschte er weg - einmal hätte das fast Folgen gehabt. Vor dem Gegentor versuchte er zwar noch, gegen Werner und Keita zu klären, kam aber nicht mehr hin. Note 3,5.
Patrick Herrmann: Zwei Schlüsselmomente sorgten dafür, dass Patrick Herrmann nach knapp 60 Minuten frustriert vom Platz ging. Da war zunächst der Konter in der ersten Halbzeit, als Herrmann vermeintlich aussichtsreich einem langen Ball hinterherjagte. Doch trotz Vorsprung wurde er von Klostermann scheinbar locker abgelaufen. Klostermann ist zwar einer der Schnellsten in der Liga, dennoch war es ein sichtlicher Dämpfer für Herrmann, der sich danach in kein längeres Sprintduell mehr wagte. Und dann war da die Riesenchance nach der perfekten Grifo-Hereingabe, als er Gulacsi anschoss. Zwar legte Herrmann den Abpraller geistesgewärtig gut für Stindl ab, doch da auch der vergab, blieb Herrmanns Fehlschluss fatal. Zwischen diesen beiden Szenen lag eine Menge Stückwerk, mit technischen Fehlern und schlechten Zweikämpfen, bei denen Herrmann mehrmals nicht den Körper zwischen Mann und Ball bekam. Wurde in der 58. Minute von Cuisance abgelöst. Note 4,5.
Vincenzo Grifo: Fand bei seinem 7. Startelfeinsatz zunächst nur schwer Bindung ins Spiel und hatte auch in der Rückwärtsbewegung ein paar Orientierungsprobleme. Stark war sein Zuspiel auf Hazard zur ersten Chance des Spiels, allerdings missrieten auch ein paar Versuche, einen Verlagerungspass zu schlagen. Nach der Pause deutlich auffälliger und als Hauptinitiator an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt. Die Hereingabe mit links auf Herrmann war perfekt. Klasse auch, wie er im Strafraum innehielt und Cuisance bediente. Seinem Volleyaufsetzer mit rechts fehlte die letzte Präzision. Bei einigen Antritten brach er am Strafraum frühzeitig ab und verzettelte sich. Offenbar traute Grifo seiner eigenen Sprintstärke nicht recht über den Weg. Trotz einiger irrational wirkenden Aktionen war Grifo auch dank seiner Laufbereitschaft und Zweikampffestigkeit der beste Gladbacher Feldspieler. Note 2,5.
Lars Stindl: Ohne Zweifel sucht Borussias Kapitän seine Form. Dass er aufgrund des Confed-Cups und der Nationalelfberufungen seit anderthalb Jahren nahezu durchspielt (und das bei seinem großen läuferischen Aufwand), macht sich deutlich bemerkbar. Auch gegen Leipzig unterliefen ihm ungenaue Ablagen, falsche Entscheidungen und unglückliche Aktionen. Es fehlte ihm an Spritzigkeit, manche Pässe in der ersten Halbzeit schlug er so kraftlos, als spiele er in der 117. Minute einer Verlängerung im Pokal auf schwerem Boden. An seiner Bereitschaft gab es wie immer überhaupt nichts auszusetzen, obwohl er in seiner Herangehensweise früh durch eine Gelbe Karte beeinträchtigt war. Seine Rebound-Chance nach Herrmanns Fehlversuch hatte Stindl durch einen starken Zweikampf am Mittelkreis selbst eingeleitet. Als Verbindungsspieler war er mit einigen schlauen Pässen wichtig, wie vor Hazards Ausgleichschance. Note 4,0.
Thorgan Hazard: Durfte wieder in der ›Raffael-Rolle‹ zentral ran und war durchaus aktiv. Kein Spieler auf dem Platz lief mehr (12,2 Kilometer) oder sprintete öfter (41) als der Belgier. Neben der Tatsache, dass er dabei mehrfach ins Abseits lief, konnte er viele Aktionen nicht abschließen. So kam Hazard letztlich nur auf zwei Torschüsse: Im ersten Durchgang nach dem Ausrutscher von Upamecano wurde sein Schuss von halbrechts noch geblockt. Und in der Nachspielzeit hatte er die Chance auf den Ausgleich, bei der er nicht so viel falsch machte und flach schoss. Da muss man auch mal die Reaktion des Torwarts anerkennen. Nach der Einwechslung von Cuisance kam Hazard über die rechte Bahn, wo er gefährlicher wirkte als in der Zentrale. Note 3,5.
Michael Cuisance: Kam in der letzten halben Stunde für Herrmann und rückte zentral nach vorne. Hatte eine gefährliche Aktion im Sechzehner, als er zunächst gut verzögerte und dann den Moment für den Abschluss verpasste. Danach nur noch mit einem drolligen Heber aus 40 Metern aufgefallen. Ohne Note.