Eigentlich wollte Nico Elvedi bereits im vergangenen Sommer seine Zelte in Mönchengladbach abbrechen, doch ein Wechsel zerschlug sich letztlich mangels passender Angebote. Auf den letzten Drücker verlängerte der Schweizer seinen ursprünglich bis 2024 laufenden Kontrakt bei der Borussia und wurde, auch wenn es anders geplant war, wieder eine feste Größe in Borussias Abwehr.
Die Vorbereitung absolvierte Elvedi seinerzeit im Stand-by-Modus, doch Gerardo Seoane beförderte seinen Landsmann nach Saisonbeginn ziemlich zügig wieder zum Stammspieler - auch mangels Alternativen. In der Vorrunde lieferte Elvedi zumeist solide Leistungen ab, doch in der Rückrunde stand er oftmals neben sich. »Die erste Hälfte der Saison fand ich eigentlich nicht immer so schlecht, aber in der zweiten Hälfte waren dann viele kleine Fehler, die ich gemacht habe«, sagte der 27-Jährige am Sonntag nach dem Training in Rottach-Egern. »Im Kopf war ich nicht mehr ganz da«, bekannte er.
Degradierung von der Stammkraft zum Bankdrücker bei der ‘Nati’
Dass Gladbach in der letzten Reihe als so wenig ‘zupackend’ daherkam, war eng mit Elvedis Performance verbunden. Auch deshalb gab es keinen erkennbaren Widerstand, als der Name Elvedi für die aktuelle Transferperiode in der Rubrik ‘Verkaufskandidat’ eingeordnet wurde. Weil der Innenverteidiger als Stammspieler der Schweiz zur Europameisterschaft gereist war, bestand die allgemeine Hoffnung, dass er sich im internationalen Schaufenster so präsentieren könnte, dass dieses Mal passende Interessenten anklopfen würden.
Doch pünktlich zum EM-Start war Elvedi außen vor und stand für die groß aufspielenden Eidgenossen nicht eine Minute auf dem Feld. »Natürlich habe ich das schon ein bisschen anders vorgestellt«, sagte Elvedi. »Aber es war die Entscheidung des Trainers, die musste ich akzeptieren.« Stunk machte der introvertierte Elvedi keinen, aber die Degradierung von der Stammkraft zum Bankdrücker war schon ein harter Schlag. »Es war dann gut, dass ich ein bisschen Urlaub hatte und das alles abhaken konnte. Jetzt kann ich wieder voll angreifen.«
»Wenn was kommt, schaue ich es mir an«
Und das bei Borussia? »Ich bin jetzt in Gladbach, so ist der Stand. Klar, nach neun Jahren macht man sich Gedanken, ob vielleicht etwas Neues guttut. Aber es muss etwas Interessantes sein, was auch Sinn ergibt«. Aktuell gibt es keine Vereine, die ihr Interesse bekundet haben. »Das Transferfenster ist bis zum 31. August geöffnet, bis dahin kann immer etwas passieren. Wenn was kommt, schaue ich es mir an. Aber ich habe einen Vertrag hier bei Borussia und bin froh, jetzt erstmal wieder hier zu sein.«
Für Borussias Verantwortliche ist die Situation nicht einfach. Ein Verkauf von Elvedi wäre die Wunschlösung, weil man die Transfereinnahmen dann in einen neuen Innenverteidiger investieren könnte, der besser ins Profil passt. Andererseits ist Elvedi immer noch ein Schweizer Nationalspieler mit einer gewissen Reputation und im besten Alter. Das ist eigentlich mehr, als man bei einem mittelmäßigen Bundesligisten, der Borussia nun einmal geworden ist, erwarten kann. Falls Elvedi wirklich bleibt, muss er die Worte vom Sonntag in die Tat umsetzen: »Die letzte Saison war nicht meine beste, aber ich weiß, dass ich der Mannschaft sehr helfen kann. Da will ich wieder hinkommen.«