Die Fragen nach seiner Premiere als offizieller Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach konnte André Schubert am Ende nicht mehr hören. »Lasst uns über etwas anderes reden«, sagte er nach dem Spiel, als er den Marathon vor den Kameras und Mikrofonen hinter sich gebracht hatte.
Nach wie vor ist der 44-Jährige weit davon entfernt, sich und seine Person in den Vordergrund zu drängen. Auch nach dem 2:1 über Hannover redete er viel lieber über die Mannschaft und den Fußball, als über sich selbst.
»Es war ein kompliziertes Spiel, Hannover hat uns das Leben sehr schwer gemacht«, erklärte er. »Wir haben nicht so in unser Positionsspiel gefunden und den Spielaufbau nicht so gut betrieben, wie wir es grundsätzlich können. Das Umschalten, defensiv wie offensiv, war oftmals nicht schnell genug«.
»Insgesamt hätten wir mit einem deutlich besseren Positionsspiel zum Torabschluss kommen müssen«, so Schubert. »Dennoch sind wir zu mehreren guten Chancen gekommen«. Die Pausenführung war durchaus verdient, wobei Hannover bereits im ersten Durchgang zwei gute Möglichkeiten hatte und nach dem Seitenwechsel zu weiteren Hochkarätern kam.
»Wir haben einfach viel zu viel zugelassen heute«, monierte Schubert. »Bei Standardsituationen kannst du das nicht immer verhindern, wenn der Gegner vier oder fünf Spieler mit über 1,90 Meter Körpergröße vorne reinstellt. Aber auch aus dem Spiel heraus waren wir öfter mal nicht optimal geordnet. Das müssen wir besser machen. Wir haben gesehen, wie wichtig Gegenpressing und Kompaktheit sind. Wir dürfen kein Prozent weniger geben, sonst kriegen wir Probleme. Egal gegen welche Mannschaft in dieser Liga«.
Hannover kam zum Ausgleich und danach gab es »mehrere Situationen, wo das Spiel in die eine oder andere Richtung hätte kippen können«. Doch Borussia konnte sich auf Yann Sommer verlassen. »Yann hat heute ein klasse Spiel gemacht und war ein großer Rückhalt«, lobte Schubert.
Schubert hatte bereits im laufenden Spiel einige Anpassungen vorgenommen, u.a. spielte Johnson verstärkt über die rechte Seite und Traoré rückte öfter in die Mitte. Den richtigen Schwung brachte jedoch die Einwechslung von Drmić für Jantschke, wodurch einige Verschiebungen vorgenommen wurden. Drmić ging in die Spitze, während Stindl eine Position nach hinten auf die Doppel-6 neben Dahoud rückte. Der bis dahin dort positionierte Nordtveit verschob sich ebenfalls eine Reihe zurück und übernahm Jantschkes Posten als Innenverteidiger.
Mit Drmić kam neue Power, Stindl war deutlich offensiver orientiert als Nordtveit zuvor und der Norweger selbst brachte mit seinen 1,88 Metern mehr Kopfballpräsenz in die Abwehrzentrale, als der zuvor oftmals unterlegene Jantschke.
Sportdirektor Max Eberl bezeichnete den Wechsel und die Umstellungen als »sehr, sehr intelligent«. Sie führten dazu, dass Borussia die Schlussphase dominierte und den verdienten Siegtreffer erzwang. »Die Mannschaft hat bis zur letzten Sekunde gezeigt, dass sie das Spiel gewinnen will«, lobte Schubert. »Letztendlich ist es eine Auszeichnung für uns: Hannover macht das beste Auswärtsspiel der Saison, wir haben es nicht hundertprozentig hinbekommen und gewinnen trotzdem«.
Dass die Ansprüche in und um Mönchengladbach nach dem Durchmarsch von Platz 18 auf den zwischenzeitlichen 4. Rang steigen, sieht Schubert gelassen. »Wir haben keinen Druck, bis auf einen: Wir haben die Verpflichtung, in den Spielen alles zu geben und bis ans Limit zu gehen«.
Gegen Hannover hat es geklappt, weitere schwere Aufgaben warten und die Personaldecke ist und bleibt dünn. »Wir jammern da nicht groß drüber. Wir haben gute Spieler im Kader und können das auch auffangen. Aber über viele Spiele am Stück ist es, was die Belastung anbelangt, schon beachtlich, was die Jungs leisten«.
Zumal Spieler wie Korb und Jantschke (Schubert: »Tony hat noch Schmerzen an der Schulter«) noch nicht bei 100 Prozent sind und andere, wie Nordtveit, nicht auf ihren Idealpositionen spielen. »Håvard ist schon mehr der Innenverteidiger, versucht es aber auch immer gut im Zentrum zu machen«, so Schubert.
Daneben würde Schubert Mo Dahoud gerne etwas aus dem Fokus nehmen, doch der Youngster wurde bis in die Nachspielzeit auf dem Platz gebraucht. »Auf Mo prasselt viel ein, das darf man nicht vergessen. Mir wäre mal eine Geschichte weniger über den Jungen lieber. Man muss ihm Zeit geben, er macht vielleicht auch mal nicht so gute Spiele«.
Vielleicht ist es ganz gut so, dass es für die Borussia jetzt wieder Schlag auf Schlag geht und kaum Zeit bleibt, große Storys über Dahoud und Co. in die Welt zu setzen. Schließlich sind es nur drei Tage bis zum ›ersten Endspiel‹ gegen Sevilla um Europa im Frühjahr 2016. »Da haben wir noch eine Rechnung offen und die wollen wir endlich begleichen«, sagt Yann Sommer. Das bietet genug Stoff für die nächsten Geschichten.