Als Fabian Johnson nach dem ersten Spieltag der vergangenen Saison mit einem Muskelfaserriss ausfiel, war das für viele nicht mehr als eine Randnotiz. Den schlimmen Absturz der Fohlenelf inklusive des Blitzabgangs von Lucien Favre erlebte der US-Nationalspieler nur von der Tribüne aus. Die Krise in Gladbach wurde mit vielen Namen in Verbindung gebracht, der Ausfall von Johnson dabei nur beiläufig erwähnt.
Nimmt man den weiteren Saisonverlauf als Maßstab, so dürfte das Fehlen des gebürtigen Müncheners das Gesamtgefüge doch schwerer beeinträchtigt haben, als allgemein angenommen. Jedenfalls zeigte der 28-Jährige bei seiner Rückkehr, die parallel zum Einstand von André Schubert auf der Trainerbank erfolgte, wie wichtig er für die Mannschaft ist.
Obwohl noch kaum im Training, beorderte Schubert ihn gegen Augsburg in die Startelf. Johnson bedankte sich für das Vertrauen, indem er zum ›Knotenlöser‹ wurde. Borussia überrumpelte Augsburg mit einem furiosen Pressing und Johnson glückte bereits nach fünf Minuten die Führung. Er knallte den Ball wuchtig ins Netz und plötzlich entlud sich alles, was sich in den Wochen zuvor aufgestaut hatte.
Torschütze gegen Juventus und Sevilla
Fortan gehörte Johnson zur Startelf und avancierte zum unumstrittenen Leistungsträger. Der ›sprintlastige‹ Fußball unter Schubert kam ihm zugute, er konnte seine läuferischen Stärken noch mehr einbringen als zuvor. Auch als Torschütze trat er weiter in Erscheinung: Zwei Treffer beim wilden 3:3 in Hoffenheim, ein Tor beim grandiosen Sieg über die Bayern sowie zwei Volltreffer in der Champions League gegen Juventus und Sevilla.
Flog Johnson bis dahin weitestgehend unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung, so rückte er durch die starken Leistungen in der Hinrunde mehr und mehr in den Fokus. Plötzlich wurde erkannt, wie wichtig Johnson auch dann fürs Team ist, wenn er nicht als Torschütze auf der Anzeigetafel auftaucht.
Allerdings war nicht zu übersehen, dass Johnson zum Ende des vergangenen Jahres mehr als nur auf dem Zahnfleisch daherkam. Er hatte nach seinem Comeback in drei Wettbewerben quasi durchgespielt und war zwischendurch auch noch zum US-Team gejettet. Die vielen Einsätze, immer mit extrem großer Laufintensität, gingen an die Substanz.
Systemumstellung nicht ideal für Johnson
Zu Beginn der Rückrunde knüpfte Johnson an seine Leistungen an, erzielte bei den Auswärtspartien in Hamburg und Augsburg jeweils einen Treffer. Als Schubert ab dem 24. Spieltag fast kontinuierlich mit der Dreierkette agieren ließ, musste sich Johnson neu orientieren. Statt auf der linken Außenbahn wurde er ins rechte Mittelfeld beordert. Zunächst zeigte er dort keinerlei Anpassungsprobleme. Er legte wie gewohnt kluge und wichtige Wege zurück und arbeitete aufmerksam mit nach hinten.
Nach und nach wurde jedoch deutlich, dass Johnson auf der linken Seite besser zurechtgekommen ist. Er machte es auf rechts zwar weitestgehend ordentlich, blieb aber hinter den zuvor gezeigten Leistungen zurück. Wobei auch hier die hohe Belastung ihren Anteil hatte. Daher reduzierten sich seine Einsatzzeiten und an den letzten drei Spieltagen fiel er wegen muskulärer Probleme komplett aus. Gleichwohl machte er noch alle Spiele der US-Nationalmannschaft bei der Copa America über die volle Distanz mit.
Sondierungsgespräche stehen an
André Schubert bescheinigte Fabian Johnson eine ganz starke Saison und eine nochmalige Leistungssteigerung gegenüber dem Vorjahr. Das kann man vollends unterschreiben. Auch in der neuen Spielzeit wird ›Teamplayer Johnson‹ - egal in welcher Rolle - ein fester und wichtiger Bestandteil der Fohlenelf. Läuft alles wie geplant, wird die Belastung besser gesteuert werden können, was Johnson entgegenkommen wird.
Im Dezember wird Fabian Johnson 29 Jahre alt, sein Vertrag bei Borussia läuft noch bis 2018. Es dürften also alsbald Sondierungsgespräche hinsichtlich einer vorzeitigen Vertragsverlängerung stattfinden. (Weitere) Argumente dafür wird Johnson mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Monaten liefern.