Am Dienstag wird Thorgan Hazard 23 Jahre alt. Belgiens Nationalcoach Marc Wilmots könnte dem Gladbacher Offensivspieler ein nettes Geschenk machen, denn für diesen Tag ist das Länderspiel der Belgier gegen Portugal angesetzt und Hazard wurde ins Aufgebot berufen. Aufgrund der jüngsten Ereignisse wurde der Austragungsort von Brüssel nach Leiria in Portugal verlegt. Dort könnte ‚der kleine Hazard‘ an seinem Geburtstag einen Schritt in Richtung Europameisterschaft machen, wobei ihn aktuell eine Wadenprellung behindert und möglicherweise den Einsatz kosten wird.
Dass Hazard für Wilmots ein Thema geworden ist, liegt an der Entwicklung, die Thorgan in der Rückrunde genommen hat. »Zu Beginn der Saison habe ich unter Lucien Favre links gespielt«, sagt Hazard. »Nach dem Trainerwechsel wurde umgestellt, die Mannschaft hat ohne mich eine fantastische Siegesserie hingelegt«.
Doch nach der Winterpause rückte Hazard wieder in den Fokus. Zunächst auf der rechten Seite und zuletzt im variablen Dreiersturm gemeinsam mit Stindl und Raffael. Diese Rolle behagt ihm am meisten. »Wir sind flexibel und unberechenbar«, sagt Hazard. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die ‚10‘ nicht nur auf seinem Rücken trägt, sondern am liebsten auch in dieser Rolle spielt. In der aktuellen Ausrichtung bei Borussia kommt er der Position zumindest ab und zu recht nahe.
Beim Kantersieg gegen Werder gehörte Hazard erstmals in der Rückrunde zur ersten Elf, seitdem ist es dabei geblieben. Auf Schalke stand er zum achten Mal in Folge zu Beginn auf dem Feld. So viel Stammspieler war Hazard in seiner Gladbacher Zeit noch nie.
»Thorgan hat im Laufe der Saison immer mehr verstanden, was wir von ihm wollen«, sagt André Schubert. Der Trainer mag zwar offensiven und kreativen Fußball, doch der arg verspielte Hazard konnte ihn zunächst nicht so richtig überzeugen. Das hat sich mittlerweile geändert. »Er agiert mit mehr Zug zum Tor, ist zielstrebiger und nicht ganz so verschnörkelt«, so Schubert.
Noch reizt Hazard sein Potenzial nicht komplett aus, weil es an Effizienz mangelt. Er spult ein riesiges Programm ab, sprintet, was das Zeug hält und bringt sich immer wieder stark in Position für einen Abschluss oder das finale Zuspiel. Doch noch stehen Aufwand und Ertrag nicht im richtigen Verhältnis, wie es einem am vergangenen Freitag auf Schalke nochmals eindrücklich vor Augen geführt wurde. »Er hat schon mehr Zug in seinen Aktionen«, so Schubert. Aber es gibt noch Luft nach oben.
Keinen Anlass zur Kritik gibt inzwischen das Defensivverhalten des Belgiers. »Er muss kein Innenverteidiger werden, aber in der Rückwärtsbewegung zuverlässig sein«, sagt Schubert. »Und das ist er mittlerweile. Er gewinnt viele Zweikämpfe und obwohl er nicht der Größte ist, ist er ein kopfballstarker Spieler«.
»Thorgan hat sich zu Recht einen Platz in der ersten Elf erkämpft«, lobt Schubert. Möglicherweise schafft es Hazard nun, noch auf den EM-Zug aufzuspringen. Keine schlechten Aussichten, nachdem er vor wenigen Monaten noch komplett außen vor war.
Die leisen Zweifel, ob der langfristige Vertrag in Mönchengladbach die richtige Entscheidung war, sind jedenfalls ausgeräumt: »Ich bin froh, dass ich hier bei Borussia in der Bundesliga meinem Platz gefunden habe«, sagt der Belgier. Er ist drauf und dran, den endgültigen Durchbruch zu vollziehen und aus dem Schatten seines Bruders (»Eden ist immer noch mein Vorbild«) herauszutreten.