Ibrahima Traoré war ein gefragter Mann an diesem Samstag. Nicht nur, weil er in der ersten Halbzeit quasi alleine dafür verantwortlich war, dass Borussia Torgefahr erzeugte und schließlich selbst den Führungstreffer markierte. Es gab ja da auch noch die Geschichte mit seiner Familie, die er aus Paris zu sich geholt hat. In diesen Tagen natürlich ein Aufhänger in der Berichterstattung.
Als Traoré in der Mixed-Zone im Borussia-Park zu den wartenden Journalisten lief, deutete er mit einer schnellen Körpertäuschung einen Richtungswechsel zur Kabine an - und blieb dann doch mit breitem Grinsen stehen. »Fußball war heute geil, da konnte man an was anderes denken und richtig Spaß haben«, strahlte er. »Ich habe ein volles Haus, das gefällt mir und ich muss mir keine Sorgen machen«, sagte ›Ibo‹. Zwölf Familienmitglieder waren im Stadion und jubelten ihm zu.
Doch es ist nicht nur die familiäre Unterstützung, die Traoré beflügelt. Seit Wochen ist er in bestechender Form. »Ich finde mich immer gut«, meinte er lachend. »Wenn man jedes Wochenende spielt, ist es auch einfacher«. André Schubert schenkt ihm nicht nur Vertrauen, er gibt ihm auch mehr Freiheiten. »Ich muss nicht mehr nur die Linie lang und dann dribbeln. Jetzt kann ich auch nach innen kommen und mehr mitspeilen, weil ich sehr oft im Zentrum bin. Diese Änderung hat mir gut getan«.
Gegen Hannover markierte er mit einem ›frechen‹ Tunnel gegen Zieler den Führungstreffer. Vorausgegangen war ein feiner Pass von Mo Dahoud, den Traoré »meinen kleinen Bruder« nennt. »Ich habe unter der Woche viel mit Mo geredet«, sagte Traoré. Auf den jungen Kollegen prasselt im Moment einiges ein. »Wenn so viel auf ihn zukommt, dann muss man ihn ein bisschen schützen. Das versuche ich zu machen«.
Dahoud bedankte sich für die ›brüderliche Fürsorge‹ mit dem Assist zum 1:0 gegen überraschend starke Hannoveraner. Die Gäste spielten phasenweise gefällig mit und kamen zu mehreren hochkarätigen Torchancen. »Wir haben heute ausnahmsweise mal ein bisschen mehr zugelassen«, formulierte es Yann Sommer sehr diplomatisch. »Sie haben gut auf Konter gelauert und wir haben zum Teil nicht gut zugestellt«.
Zudem litten die Gladbacher unter Größennachteilen. »Hannover ist mit ihrer unglaublich langen Mannschaft bei Standardsituationen immer gefährlich gewesen«, sagte Max Eberl. Infolge eines ruhenden Balles fiel dann der in dieser Phase durchaus verdiente Ausgleich.
»Wir hatten genug Möglichkeiten frühzeitig das zweite Tor zu machen. Dann wäre es vorbei gewesen«, so Eberl weiter. »Das haben wir nicht geschafft und so Hannover im Spiel gehalten«.
»Nach dem 1:1 war das Spiel in beide Richtungen offen. Wir waren am Ende die glücklichere Mannschaft und haben das Ding für uns entschieden«, sagte Lars Stindl, für den es eine ganz besondere Partie war. »Es war natürlich ein komisches Gefühl, da ich mit den Jungs von Hannover durch viele Situationen gegangen bin. Aber wenn das Spiel losgeht, dann legt man den Fokus auf seine Mannschaft«.
Stindl traf zwar ›nur‹ zweimal den Pfosten, kam so aber darum herum, dem alten Klub weh zu tun und konnte dennoch den Platz als zufriedener Sieger verlassen.
Weil er und seine Kollegen in der Schlussphase nochmals alles herausholten und den Siegtreffer erzwangen. »André hat aus meiner Sicht sehr intelligent gewechselt«, lobte Max Eberl seinen Trainer. »Er hat was versucht und so haben wir den Sieg am Ende eben auch geschafft«.
Raffael, der zuvor eher ein bescheidenes Spiel abgeliefert hatte, avancierte mit seinem Treffer zum Matchwinner. Und irgendwie stand der Brasilianer damit sinnbildlich für die Einordnung des Spiels, die Max Eberl treffend vornahm: »Es war nicht immer alles Gold, was geglänzt hat. Aber am langen Ende hast du gewonnen und das zählt in der Bundesliga«.