Das Jahr 2015 begann für Patrick Herrmann wie ein Traum. Als Stammspieler und wichtiger Bestandteil der Fohlenelf absolvierte er eine überragende Rückrunde 14/15, die mit dem Einzug in die Champions League endete. Herrmann selbst spielte gut wie nie und feierte ein aufsehenerregendes Debüt in der Nationalmannschaft.
Auch wenn Herrmann, wie eigentlich immer, etwas stockend in die neue Saison startete, so schien alles rosarot. Doch dann gab es Anfang September beim Testspiel im schweizerischen Biel gegen den FC Sion den Rückschlag. Nach 34 Minuten musste Herrmann vom Platz, wobei zunächst keine schlimmere Blessur befürchtet wurde. Eine Kapselverletzung wurde diagnostiziert, die ihn die letzten drei Pflichtspiele unter Lucien Favre verpassen ließ.
Beim Einstand von André Schubert stand Herrmann wieder in der Startelf und machte die nächsten vier Partien, inklusive seines Königsklassendebüts gegen Manchester, mit. Da er jedoch weiterhin nach Belastungen Beschwerden im Knie verspürte, wurde er in der nächsten Länderspielpause eingehend untersucht. Mit dem überraschenden und niederschmetternden Ergebnis, dass das hintere Kreuzband gerissen war.
Eine extreme Belastungsprobe
Glück im Unglück hatte Herrmann, dass die sonstige Struktur im Knie nicht betroffen war. Nur deshalb war es möglich, dass er überhaupt noch einen Monat spielen konnte. Was nun folgte, war vor allem für die Psyche des 25-Jährigen eine arge Belastungsprobe. Es galt die Entscheidung zu treffen, sofort eine Operation durchführen zu lassen, oder aber eine konservative Behandlung vorzunehmen.
Man entschied sich, auf die OP zu verzichten, wobei immer das Risiko bestand, dass die Reha nicht wie gewünscht verläuft und doch noch eine Operation notwendig würde. Für Herrmann eine extreme Situation, während seine Kollegen auf dem Platz die Liga aufmischten.
Zum Glück entwickelte sich alles wie erhofft und Herrmann kam um die Operation herum. Zur Rückrunde nahm er – zunächst sehr dosiert – wieder am Mannschaftstraining teil. Im Derby gegen Köln Ende Februar stand er erstmals im Kader, eine Woche später in Augsburg wurde er für 23 Minuten eingewechselt. Da gelang ihm zwar gar nichts, doch das änderte sich im nächsten Spiel gegen den VfB Stuttgart (4:0). 32 Sekunden, nachdem er eingewechselt wurde, traf Herrmann bei seinem Comeback im Borussia-Park zum zwischenzeitlichen 3:0, beim 4:0 (Eigentor Großkreutz) heimste er den Assist ein.
Die fehlende Matchpraxis war stets präsent
Doch so ganz märchenhaft ging es in der Folgezeit nicht weiter. Herrmann stand zwar in sämtlichen Partien auf dem Platz, doch bis auf den Saisonausklang in Darmstadt nie in der Startelf. Als Einwechselspieler kam er zu mehr oder weniger langen Einsätzen. Dabei konnte er die Form aus der vergangenen Saison ein paar Mal andeuten, andererseits war die fehlende Matchpraxis stets präsent.
Beim 5:0-Kantersieg über Hertha gelang Herrmann der Treffer zum 4:0 und in Darmstadt verbuchte er einen Assist. Angesichts der Folgen des Kreuzbandrisses verlief die Rückrunde unter dem Strich ganz ordentlich. Doch für die kommende Saison werden die Karten neu gemischt und ein fitter Patrick Herrmann wird einen anderen Anspruch haben, als nur von der Bank zu kommen.
Zwar hat sich Borussias Spiel zwischenzeitlich etwas verändert, doch Herrmann kann und wird sich zurechtfinden. Auf der Außenbahn ist die Mitarbeit nach hinten mehr gefordert als zuvor, doch hier hat sich Herrmann eigentlich immer als eifrig erwiesen. Zentraler, in der Rolle die Hazard zuletzt oft einnahm, könnte Herrmann ebenfalls spielen um Eins-gegen-Eins-Situationen zu forcieren.
Das Potential hat ein (fitter) Patrick Herrmann allemal. Allerdings hat André Schubert eine ganze Anzahl an qualitativ hochwertigen Alternativen. Einen Stammplatz, wie vor Beginn der letzten Saison, hat Herrmann nicht sicher. Den muss er sich erarbeiten – bei einem Neustart mit Vollgas.