Eigentlich ging es ganz gut los für die Gladbacher im Berliner Olympiastadion. Hertha versuchte zwar, wie die meisten Gegner zuletzt, die Räume im Mittelfeld zu verdichten und relativ früh das Aufbauspiel der Borussen zu unterbinden, doch die konnten sich mehrfach gut befreien. Vor allem über die rechte Seite gab es einige vielversprechende Angriffe.
»Wir waren in der ersten Viertelstunde richtig gut im Spiel«, befand André Schubert. »Es waren einige knappe Situationen, wo der letzte Pass fehlte. Doch dann kriegen wir nach einem unnötigen Ballverlust das Gegentor wie aus dem Nichts«.
Elvedi schlug den Ball unkontrolliert ins Mittelfeld, wo die Berliner schnell schalteten und weder Jantschke, Vestergaard noch Kramer die Flanke von Weiser verhinderten. Elvedi hatte derweil Kalou komplett aus den Augen verloren, der völlig blank zur Berliner Führung einköpfte.
»Nach dem Gegentor fallen wir in uns zusammen«, haderte Lars Stindl. »Das darf nicht passieren«. »Wir hatten viele leichtfertige Ballverluste«, bestätigte André Schubert. »Wir wollten das spielerisch lösen, das ist nicht gelungen«.
Dazu kam die unglückliche Aktion, die zur Verletzung von Patrick Herrmann führte. Der bis dahin auffälligste Borusse wurde vom Platz geführt und Gladbach spielte zunächst in Unterzahl weiter. Prompt fiel der vorentscheidende zweite Treffer.
Hatte André Schubert den zügigen Wechsel verpennt? »Ich habe ja selber darauf gedrängt, dass er rein muss«, sagte Schubert. »Aber Fabian war ja nicht darauf vorbereitet, so schnell zu wechseln. Trotzdem müssen wir es schon hinbekommen, drei Minuten in Unterzahl zu sein«.
Doch der nächste Aussetzer von Elvedi führte zum perfekten Assist für Kalous zweiten Treffer. Als Sahnehäubchen auf den total verkorksten Spielverlauf flog Christoph Kramer in der 39. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Als »undiszipliniert« bezeichnete Schubert das Verhalten von Kramer.
Der Trainer war insgesamt mit dem Zweikampfverhalten höchst unzufrieden. »Das war nicht gut, viel zu wild und zu unkontrolliert«.
Das Spiel war damit gelaufen, nach der Pause ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Das 4-4-1 wirkte deutlich stabiler, allerdings verwaltete Hertha auch nur noch den Vorsprung. Im weiteren Verlauf hatten die Borussen zwar noch eine gute Phase mit mehreren Gelegenheiten zum Anschlusstreffer, aber es fehlten Glaube und Frische, um in Unterzahl eine Wende herbeizuführen.
Stattdessen ließ man sich von Kalou den dritten Treffer einschenken, um einen bitteren Abend abzurunden. »Nimmt man die Summe der Ereignisse, muss man sagen, dass alles schief gelaufen ist, was schief laufen konnte«, sagte Sportdirektor Max Eberl anschließend.
Die Borussen gehen mit einem dicken Rucksack in die Länderspielpause, eine Krise ist nicht mehr wegzudiskutieren. Fünf Spiele ohne Sieg und eigenes Tor sprechen eine deutliche Sprache. »Das sagt doch alles«, bestätigte Eberl. »Wir müssen nicht mehr darüber reden, den Anschluss nach oben halten zu wollen«.