Wenn am Freitag um 20:45 Uhr im Stadion am Hardtwald in Sandhausen die neue Saison für Borussia Mönchengladbach angepfiffen wird, hat Marco Rose seine Spieler fast sechs Wochen beisammen. Das ist einerseits eine recht ordentliche Zeitspanne, andererseits aber auch sehr kurz, wenn man bedenkt, dass die Spieler sich erheblich umgewöhnen müssen. »Wir gehen etwas Neues an und der Weg ist nicht frei von Stolpersteinen und Hindernissen«, erklärte Sportdirektor Max Eberl am Mittwoch. »Die Mannschaft ist gewillt, Dinge anzunehmen und umzusetzen. Nicht fehlerfrei - das hat das Spiel gegen Chelsea gezeigt. Es wird Erfolge geben, es wird Rückschläge geben. Damit müssen wir umgehen können.«
Die Gefahr, in diesem Jahr bereits in der ersten Pokalrunde zu stolpern, ist durchaus gegeben. Mit Sandhausen wurde den Fohlen der nominell schwierigste Gegner überhaupt zugelost. »Da können wir nicht leicht in die Saison starten, sondern mit einer Aufgabe«, so Eberl. »Die Aufgabe ist klar und das Ziel auch: Wir wollen in die nächste Runde kommen«, sagte Marco Rose vor seiner Pflichtspielpremiere als Trainer des VfL. »Wir wollen auf Sieg spielen und vor allen Dingen unser Spiel durchbringen. Wir wollen Fehler minimieren und mutig sein«.
Das Gerüst aus dem Chelsea-Spiel wird auch in Sandhausen die Basis bilden
Mit welchen Spielern Rose die Hürde Sandhausen zu nehmen gedenkt, erläuterte er im Detail nicht. Dennoch dürfte sich gegenüber der Generalprobe gegen Chelsea nicht viel ändern. »Nachdem wir vorher viel gewechselt haben, haben wir diese Spiel dazu genutzt, ein Gerüst auf den Platz zu bringen. Man muss sehen, ob dann am Freitag alle einsatzfähig sind. Aber es ist kein Geheimnis, dass man grundsätzlich viele Spieler dieser Elf in der Startformation sehen wird.« Jantschke (Rücken), Stindl, Villalba und Kramer (alle Aufbautraining) stehen nicht zur Verfügung, Traoré ist nach einer Woche Training »noch kein Thema«.
Chelsea hatte am vergangenen Samstag einige Schwächen der ‘neuen’ Borussia aufgedeckt. »Die Spiele kann man nicht vergleichen«, sagte Rose. »Das eine ist Chelsea, das andere ist Sandhausen - bei allem Respekt. Das eine ist ein Pflichtspiel, das andere war ein Testspiel ...« Gleichwohl hatte Rose nach dem Chelsea-Spiel klare Worte gefunden. »Es geht darum, einen gesunden Mittelweg zu finden zwischen Selbstkritik, den Finger in die Wunde legen, aber auch zu sehen, dass viele Dinge auf dem richtigen Weg sind. Nach Chelsea habe ich es mit dem Ergebnis im Rücken als wichtig empfunden, darüber zu reden was noch nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen«.
»Wir müssen uns dann gegenseitig pushen, auch lautstark«
»Wir müssen relativ schnell auf dem Platz erkennen, wie die Spielanlage ist«, so Rose weiter. »Kommen wir in Momente, wo wir anlaufen können oder kommen wir in Momente, wo wir unser Spiel mit dem Ball auf den Platz bringen müssen?« Auch das Zweikampfverhalten bleibt ein zentrales Thema. »Die Jungs sind durchaus bereit, sich zu quälen und sind auch hart«, sagte Rose. »Wir führen auch intensive Zweikämpfe im Training. Aber es kommen Widerstände im Laufe der Saison. Der Gegner wird möglicherweise unglaublich hart spielen und da müssen wir die richtigen Antworten parat haben. Wir müssen uns dann gegenseitig pushen, auch lautstark. Gegen Chelsea gab es eine Phase, wo wir wenig Zugriff hatten. Da müssen wir uns dann richtig wehren und auch mal Bälle festmachen.«
Der Anfang soll am Freitagabend in Sandhausen gemacht werden. Die Gastgeber haben bereits zwei Ligaspiele absolviert - am 1. Spieltag gab es in Kiel beim neuen Klub von André Schubert ein 1:1-Remis, letzten Freitag verlor Sandhausen daheim gegen Aufsteiger VfL Osnabrück 0:1. »All unsere Jungs wissen, wie kompliziert das ist, gerade gegen die vermeintlich kleineren Mannschaften«, ist sich Max Eberl sicher. Einen Ausrutscher soll es in Sandhausen - es wird ein ausverkauftes Stadion (15.000 Zuschauer - davon rund 4.000 Borussenfans) erwartet - jedenfalls nicht geben.
von Marc Basten und Nadine Basten