Jannik Vestergaard ist der Königstransfer der Gladbacher Borussia für die Abwehr, wo nach den Abgängen von Brouwers, Stranzl und Nordtveit personell nachgelegt werden musste. Da zudem die Fragezeichen hinter Álvaro Dominguez immer größer werden, macht die Verpflichtung von Vestergaard mehr Sinn denn je.
Beobachtet man den Dänen im Training und den Testspielen, so fällt natürlich seine körperliche Präsenz ins Auge. Mit knapp zwei Metern ist er ein echter Brocken, der logischerweise im Luftkampf alles wegräumt. Trotz seiner Statur ist er am Boden relativ beweglich, aber dies ist dennoch eine Art Achillesferse.
Solange Vestergaard sich gegen flinke Spieler rechtzeitig in Position bringen kann, kommt niemand einfach an ihm vorbei. Will er allerdings einen Gegenspieler durch rausrücken stellen oder positioniert er sich zu spät, droht er überlaufen zu werden. Das war im Training und auch in den Testspielen mehrfach zu erkennen.
Gerade bei Borussias ohnehin risikobehaftetem Spiel wird es in solchen Situationen brenzlig. Vestergaard wusste sich einige Male nur mit einem Foul zu helfen oder hetzte vergeblich hinter dem gegnerischen Angreifer her. Es wird besonders darauf ankommen, dass der Ex-Bremer sein Stellungsspiel anpasst und stärker antizipiert, um nicht in ein ›Missmatch‹ zu geraten.
André Schubert weiß, dass sich »Jannik daran gewöhnen muss, wie wir spielen. Aber er hat wieder einen Schritt nach vorne gemacht«. Schubert ist neben der körperlichen Präsenz vor allem von der Spieleröffnung des dänischen Nationalspielers angetan. »Da ist er richtig stark, er spielt sehr gute diagonale Bälle und das sogar beidfüßig«.
Tatsächlich überrascht der 23-Jährige in fußballerischer Hinsicht. Er hat keine Probleme am Ball, agiert sehr sicher und seine langen Pässe sind präzise. André Schubert ist jedenfalls begeistert: »Wenn ich sehe, dass er da mit seinem linken Fuß diagonale Bälle über 40, 50 Meter spielt ...«
Welche Rolle Vestergaard künftig in der Dreierkette bekleiden wird, ist offen. In den Testspielen agierte er als zentraler Mann etwas wackelig, auf der linken Seite wirkte er stärker, solange er nicht zu weit rausrückte. »Ich kann die Rolle in der Mitte übernehmen, aber auch rechts oder links spielen«, sagt er.
»Zuletzt in der dänischen Nationalmannschaft hat Andreas Christensen im Zentrum gespielt und ich links daneben«, so Vestergaard. Diese Konstellation wirkte auch in Gladbach am stabilsten. Leider verletzte Christensen sich zu Beginn des Trainingslagers, so dass die Variante aktuell nicht weiter geprobt werden konnte. Dass sie der Idealbesetzung nahe kommt, dürfte jedoch feststehen.
»Die Positionen sind relativ ähnlich, nur die Laufwege sind etwas anders«, sagt Vestergaard. Er fordert keine feste Rolle ein und gibt sich auch sonst eher bescheiden. »Ich will meine Leistung bringen und dann sehen wir weiter«.
Nach den ersten Wochen als Gladbacher Borusse gibt es für Jannik Vestergaard noch Luft nach oben. Groß genug, um in diese Sphären vorzustoßen, ist er allemal.