Die Derbyniederlage vom vergangenen Wochenende hat ihren Tribut gefordert. Auch während der Vorbereitung auf den nächsten Gegner Augsburg wird noch nach möglichen Gründen für die Pleite gesucht. Oft mussten sich die Mannen von Trainer Hecking anhören, dass sie zu brav agiert hätten. »Wir haben einen Spielstil, den wir pflegen und durchbringen wollen«, rechtfertige sich Hecking. »Wir waren in Köln die bessere Mannschaft und ich habe nicht gesehen, dass wir zu brav waren.«
Alt-Borusse Berti Vogts hatte nach der Niederlage gegen den FC Köln Kritik an seinem ehemaligen Verein walten lassen. Er sprach den fehlenden Kampfgeist an und vermisste den letzten Willen. Auch kritisierte er, dass die vermeintlichen Führungsspieler ihrer Rolle nicht gerecht wurden. Die deutlichen Worte wurden von den aktuellen Verantwortlichen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. »Wenn ein Spieler wie Berti Vogts, der hier eine Ikone ist, Kritik äußert, dann ist da auch immer ein Stückchen Wahrheit dabei«,, sagte Hecking. »Trotzdem ist er natürlich nicht so im aktuellen Thema drin, wie wir.«
Sportdirektor Max Eberl wollte die harte Kritik nicht auf sich sitzen lassen. »Wir haben in den letzten Jahren eine Mannschaft entwickelt, die mehr über die fußballerischen Aspekte kommt«, sagte er. »Wir sind keine Mannschaft, die Bälle nach vorne schlägt, um den zweiten Ball kämpft und sich in Zweikämpfen aufreibt. Wir versuchen, den Gegner zu bespielen. Das kann, wenn du Spiele nicht gewinnst, für den Außenstehenden so aussehen, als hätte man nicht gekämpft.«
Einen fehlenden Kampfgeist oder einen Mangel an Führungsspielern wollte er nicht unterschreiben. »Solche Führungsspieler wie früher sind heute nicht mehr die Regel. Wir haben Spieler, die sich gerade in diese Rolle entwickeln, aber auf eine andere Art und Weise. Ich denke nicht, dass uns ein Führungsspieler fehlt. Ich verstehe natürlich trotzdem, dass wir mehr reinwerfen und mehr in die Zweikämpfe gehen müssen. Kritik verstanden.«
Beim morgigen Spiel gegen den FC Augsburg wird sich zeigen, ob die Kritik tatsächlich angenommen wird. Klar ist, dass man mit einer Leistung wie gegen Köln gegen den Tabellen-Siebten aus Augsburg nicht viel reißen kann. »Man kann nur den Hut davor ziehen, was Manuel Baum und Stefan Reuter auf die Beine gestellt haben«, lobte Hecking den Gegner. »Sie machen es wirklich gut und zählen zu den positiven Überraschungen in dieser Saison. Nichtsdestotrotz wollen wir morgen gewinnen.«
Einen Schlachtplan für den Sieg hat sich der Trainer auch schon bereitgelegt. »Augsburg ist ein Gegner, der erstmal bespielt werden muss. Wir brauchen Konsequenz in all unseren Handlungen. Morgen werden wir dann sehen, ob es reicht.«
Raffael, der schon im Derby ab Halbzeit zwei für einen Lichtblick gesorgt hat, dürfte gegen Augsburg wieder von Beginn an dabei sein. »Er hat gut gespielt und ich verrate sicherlich kein Geheimnis, dass wenn er gesund bleibt, er auch spielen wird.« Neben Raffael könnte sich auch Jonas Hofmann einen Platz in der Startelf erkämpft haben. »Es ist schön, dass er wieder auf dem Niveau ist, wo ich ihn auch gerne sehen möchte«, sagte sein Trainer. »Ich bin froh, dass er wieder ein Kandidat für die erste Elf ist.« Fraglich bleibt der Einsatz von Christoph Kramer, der unter der Woche erkrankt fehlte. Die endgültige Entscheidung fällt erst am Samstag.
Gegen den FC Augsburg wird die Borussia zeigen müssen, dass sie zwar an ihrem Spielstil festhalten, aber auch an ihren Fehlern arbeiten kann. Mit der nötigen Konsequenz könnte ein wichtiger Schritt für die Wiedergutmachung geleistet werden. Eine erneute Niederlage hingegen würde für einen kompletten Rückrunden-Fehlstart sorgen.