Zum zweiten Testspiel innerhalb von 24 Stunden trat Borussia Mönchengladbach am Mittwoch beim Regionalligisten Hessen Kassel an. Für die Fohlenelf war es im Kasseler Auestadion ein Heimspiel in allen Belangen: André Schubert kannte bei seinem Ex-Klub alles und jeden, zudem waren deutlich mehr Borussenfans als Kasselaner unter den 9.556 Zuschauern.
Die bekamen in der Startelf die zehn Feldspieler zu sehen, die gestern beim 1:0-Sieg in Chemnitz in der letzten halben Stunde auf dem Platz standen. Eine Änderung gab es lediglich zwischen den Pfosten, wo Moritz Nicolas Borussias Nummer 2 Tobias Sippel ablöste.
Von Beginn an entwickelte sich ein lebhaftes Spiel, was vor allem mit der Ausrichtung der Gastgeber zu tun hatte. Die Hessen mischten keinen Beton an, sondern beteiligten sich aktiv am Geschehen.
Das gab den Borussen einige Räume, die sie erstmals in der 9. Minute nutzen konnten. Nico Elvedi spielte einen tollen Pass in den Lauf seines Kumpels Djibril Sow. Der Schweizer schloss von der Strafraumgrenze mit einem platzierten Schuss ins Eck zur 1:0-Führung ab.
Genauso überlegt vollendete Sow neun Minuten später, als Raffael ihn mit einem feinen Zuspiel in Szene setzte. Aus 15 Metern halbrechts traf Sow präzise per Flachschuss ins gleiche Eck wie zuvor.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde stellte der überragende Raffael das Ergebnis auf 3:0. Der agile Sow war zuvor kurz vor dem gegnerischen Strafraum (Notbremse-verdächtig) gefoult worden und Raffael zirkelte den Freistoß fulminant in den Winkel.
Das Ergebnis war eindeutig, spiegelte das Geschehen auf dem Platz aber nicht ganz zutreffend wider. Denn der Regionalligist kam in den ersten 34 Minuten zu vier Großchancen, was aus Gladbacher Sicht eindeutig zu viel war. Zunächst musste sich Nicolas nach einem Kopfball im Anschluss an eine Ecke mächtig strecken (11.), dann rettete er per Fuß nach einem Schuss aufs kurze Eck. Den Abpraller verdaddelte David freistehend (13.). Zehn Minuten später war es erneut David, der eine Riesenmöglichkeit liegen ließ.
Mit der vierten Chance gelang Kassel der verdiente Treffer. Sascha Korb nutzte eine Orientierungslosigkeit in Gladbachs Hintermannschaft zum Anschlusstreffer (34.).
Damit hatten die Hessen allerdings ihr Pulver verschossen und sie mussten kurz vor dem Seitenwechsel noch den vierten Treffer schlucken. Raffael passte auf Strobl, der mit einem weiten Zuspiel Johnson einsetzte. Der US-Nationalspieler brachte den Ball von der rechten Seite scharf vors Tor, wo Herrmann die Kugel aus kurzer Distanz zum 4:1 über die Linie drückte (40.).
Nach der Pause zog sich Kassel deutlich zurück und machte so gut wie gar nichts mehr nach vorne. Für die Borussen wurde es nun komplizierter, dennoch verpasste Wendt freistehend (51.) und Herrmann traf nur den Pfosten (54.). Zwei Minuten später glückte ›Flaco‹ der zweite Treffer an diesem Abend. Nach einer starken Balleroberung von Hofmann passte Raffael in den Lauf von Herrmann, der mit einem Flachschuss das 5:1 markierte (56.).
In der 63. Minute nahm André Schubert einen Komplettwechsel vor - alle elf Akteure verließen das Feld. Die Startformation von Chemnitz - Ausnahme Heimeroth für Sippel - absolvierte die letzte halbe Stunde. Im Spiel war weniger Tempo als vor der Pause, gleichwohl hatten die Borussen alles im Griff und kamen zu mehreren gefährlichen Aktionen.
Nach Flanke von Traoré köpfte Hahn an den Pfosten, doch Hazard war beim Rebound zur Stelle. Der Belgier nagelte den Ball aus fünf Metern zum 6:1-Endstand unter die Latte (81.). Auf der anderen Seite meldeten sich die Gastgeber erst wieder in der 87. Minute im Gladbacher Strafraum, Heimeroth verhinderte mit einem Doppelreflex innerhalb weniger Sekunden das zweite Tor der Hessen.
»Es war ein unterhaltsames Spiel«, sagte André Schubert anschließend. »Es gab einige wichtige Erkenntnisse heute«. Mit der Offensivleistung war der Coach zufrieden, auch wenn noch das eine oder andere Tor mehr hätte fallen können. Die klaren Möglichkeiten der Gastgeber im ersten Durchgang schmeckten Schubert allerdings überhaupt nicht. »Es kann nicht sein, dass eine Regionalligamannschaft gegen uns so viele Chancen bekommt. Gegen den Ball müssen wir mehr investieren, denn wir müssen in den ersten Spielen defensiv funktionieren«.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach bis Minute 63.: Nicolas - van den Berg, Jantschke, Elvedi - Strobl, Hofmann - Johnson, Wendt - Herrmann, Sow, Raffael
Borussia Mönchengladbach ab Minute 63: Heimeroth - Korb, Christensen, Vestergaard - Dahoud, Kramer - Traoré, N. Schulz - Hahn, Stindl, Hazard
Tore: 0:1 Sow (9.), 0:2 Sow (18.), 0:3 Raffael (32.), 1:3 Korb (34.), 1:4 Herrmann (40.), 1:5 Herrmann (56.), 1:3 Hazard (81.)
Gelbe Karten: Hartmann, Lorenzoni, Bravo-Sanchez, Boukhoutta
Schiedsrichter: Julius Martenstein
Zuschauer: 9.556