Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Die erste Pokalrunde steht an und es geht nur um die eine Frage: Welcher Bundesligist blamiert sich bei einem Underdog und wird zumindest für ein paar Tage zum Gespött von Fußballdeutschland? Diese Konstellation ist für die Profis äußerst undankbar, denn schließlich können sie nur verlieren. Ein Sieg ist Pflicht, alles andere ist eine Schmach.
Auch die Borussen müssen sich am Samstag mit einem Drittligisten auseinandersetzen, der gerne den Ruhm des Augenblicks ernten möchte. Allein der sperrige Name SV Drochtersen/Assel birgt Stolperpotenzial. »Wir wissen, dass es im Pokal immer wieder außergewöhnliche und schwierige Spiele gibt«, ist sich Trainer André Schubert bewusst.
Deshalb unterstreicht der Coach, dass man sich »so konzentriert wie auf jedes andere Pflichtspiel« vorbereitet und den Gegner gewissenhaft analysiert habe. Allenthalben wird versichert, dass niemand den Viertligisten unterschätzt und der Spagat zwischen toller Champions-League-Atmosphäre im Stade de Suisse in Bern zum umgebauten Dorfplatz in Niedersachsen kein Problem darstellt.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass trotz der besten Vorsätze in der eigenen Überheblichkeit die größte Gefahr lauert, einen Bock zu schießen. Wobei die Gladbacher Borussen nicht unter dem Verdacht stehen, sich selbst zu überschätzen. Zudem dürfte die außergewöhnliche Konkurrenzsituation den Fohlen in die Karten spielen: Die Spieler müssen jede Gelegenheit nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. In Bern kamen einige Startelfkandidaten gar nicht zum Zuge. Sie werden heiß sein, selbst wenn es nur gegen einen Drittligisten geht. »Es wird Umstellungen geben«, kündigt Schubert Einsatzzeiten für die Reservisten vom Dienstag an.
Derweil wird der Trainer nicht müde zu erklären, warum es immer wieder Härtefälle geben wird. »Daran müssen wir uns gewöhnen«, sagt er. »Wir haben 18 Spieler plus unsere Perspektivspieler, die sehr nah rangerückt sind. Da können wir jede Woche eine Millionendiskussion aufmachen, wer da gerade nicht spielt. Es wird immer Spieler geben, die draußen sind, aber eigentlich in Topverfassung die Berechtigung haben, von Anfang an aufzulaufen«.
Angesichts der begehrten Plätze in der BorussenELF darf man davon ausgehen, dass die Profis das Pokalspiel mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angehen werden. Das gilt auch für Tobias Sippel, der für Yann Sommer zwischen den Pfosten stehen wird. Borussias Nummer 1 muss pausieren, weil sein lädierter Fuß Probleme macht. »Es ist nicht dramatisch und es ist kein längerer Ausfall zu befürchten«, beruhigt André Schubert. »Der Fuß hat nach der Belastung auf dem Kunstrasen reagiert«.
Zudem wird Nico Elvedi die Reise nach Drochtersen nicht mitmachen und Nico Schulz die nächsten drei Wochen bei der U23 spielen. »Wir haben da gemeinsam einen Plan entwickelt«, erklärt Schubert. »Nico benötigt Wettkampfhärte über 90 Minuten«. Das Pokalspiel hätte dafür sicher auch herhalten können, doch es ist schlüssig, dass der Ex-Herthaner nach seiner langen Ausfallzeit kontinuierlich Matchpraxis sammeln soll.
Für die Borussen, die gegen Drochtersen/Assel auflaufen, gibt es einen klaren und einfachen Auftrag: Die Pflichtaufgabe erfüllen.
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