Testspiele im Rahmen eines Trainingslagers sind oftmals ein Muster ohne Wert. Viele Trainer würfeln ihre Teams munter durcheinander oder wechseln im Verlauf einer Partie so oft aus, dass jeglicher Spielfluss verloren geht. Dann gibt es kaum Möglichkeiten, nachhaltige Erkenntnisse über den Leistungsstand der Profis zu gewinnen.
Beim Debüt der beiden Neuzugänge Martin Hinteregger und Jonas Hofmann am Dienstag im Testspiel gegen Hertha BSC in Belek war das anders. Aufgrund der Konstellation mit zwei Partien an einem Tag ließ André Schubert die beiden 23-Jährigen (fast) über die komplette Spielzeit auf dem Platz. Und das in einer Formation, die durchaus auch zum Rückrundenauftakt gegen Dortmund so aussehen könnte.
Und wie haben sich die Neuen im Borussentrikot gegen einen ernstzunehmenden Gegner geschlagen? Nun, beide deuteten ihr Potential durchaus an. Martin Hinteregger gab den linken Innenverteidiger in der Viererkette und zeigte deutliche Präsenz in den Zweikämpfen. Hohe, lange Bälle auf Ibisevic und Kollegen räumte er mit gutem Kopfballspiel ab. Auch bei flachen Bällen passte zumeist das Stellungsspiel.
Die Spieleröffnung ließ sich dagegen etwas stockend an. Einige einfache Pässe des Österreichers verfingen sich in den Beinen der Berliner. Zweimal hatten diese Aktionen gefährliche Umschaltangriffe der Herthaner zur Folge, die zum Glück ohne Folgen blieben.
Gewöhnungsbedürftig auch die robuste Herangehensweise des österreichischen Nationalspielers. Er macht ohnehin einen sehr kräftigen Eindruck, doch wenn er in den Zweikampf geht, ist er wahrlich kein Kind von Traurigkeit. Zwei-, dreimal langte er überhart zu, was bei den Berlinern erst für Kopfschütteln und dann für vernehmbaren Protest sorgte. Pal Dardai forderte seine Spieler auf, sich gegen Hinteregger nachhaltiger zur Wehr zu setzen. In der Bundesliga wäre der Österreicher sicher nicht ohne Gelbe Karte aus dem Spiel gegangen.
Doch wer austeilt, der muss auch einstecken. Das machte Hinteregger, der in der ersten Halbzeit im Luftkampf einen Schlag ins Gesicht bekam, was eine ›dicke Lippe‹ zur Folge hatte. Die Schwellung war nach der Partie so stark, dass er lieber auf Interviews verzichtete.
Dagegen sah sich Jonas Hofmann in der Lage, über die Partie zu sprechen. Auch wenn er ganz schön aus der Puste war. »Auf dem großen Platz haben wir uns zu Tode gelaufen«, sagte er. Tatsächlich war das Spielfeld außergewöhnlich groß. »Wir haben deshalb ziemlich müde gewirkt. Dennoch war es ein bisschen blöd, das Spiel noch aus der Hand zu geben«.
Der Ex-Dortmunder war viel unterwegs und deutete mehrfach sein Potential an. Mit zielstrebigem Antritt suchte er den Weg an und in den gegnerischen Strafraum. Das sah teilweise richtig gut aus. Allerdings fehlte oftmals die Abrundung. Einen wirklich gefährlichen Abschluss hatte er nicht.
Das Zusammenspiel mit den Kollegen klappte schon ganz gut, Luft nach oben bleibt erwartungsgemäß noch genügend. »Mir war wichtig, gut anzukommen bei Gladbach«, so Hofmann. Das ist ihm gelungen. Ob es gegen seinen Ex-Klub zu einem Platz in der Startelf reicht, bleibt abzuwarten.
Hofmann und Hinteregger sind bei Borussia als Soforthilfe eingeplant und beide hinterlassen den Eindruck, als ob man sie ohne großes Risiko direkt bringen könnte. Ob sie letztlich (schon) besser sind als die Alternativen im Kader, wird sich zeigen.