Am Samstag konnte man auf der Autobahn nach Mönchengladbach zwei Autos mit Berner Kennzeichen ausmachen. Die Schweizer haben sich das letzte Testspiel der Gladbacher Borussia vor dem Play-Off-Hinspiel am Dienstag natürlich nicht entgehen lassen. Zu großartigen Aufschlüssen wird die Dienstreise nach Gladbach allerdings nicht geführt haben. Das Spiel gegen Lazio Rom war mehr oder weniger ein Muster ohne Wert.
»Das wird eine ganz andere Situation am Dienstag«, sagte Yann Sommer nach dem torlosen Remis gegen die Römer. Borussias Goalie, das war vielleicht die wichtigste Erkenntnis an diesem Samstag, spielte die 90 Minuten durch. Seinen Kapselriss spürt er zwar noch, aber er hindert ihn nicht. »Es ist alles gut gegangen, ich bin relativ relaxed. Wichtig war, dass ich ein paar Bälle gespielt habe«.
Der Daumen des Keepers geht nach oben - er wird am Dienstag in Bern spielen. Welche zehn Feldspieler gemeinsam mit Sommer auflaufen, weiß nur André Schubert. Der ließ sich am Samstag dahingehend nichts entlocken. Weder mit seiner Aufstellung gegen Lazio, noch anschließend in der Mixed-Zone im Borussia-Park.
Die Partie gegen die Römer lieferte kaum Aufschlüsse für das Spiel in Bern. Stattdessen probierte Schubert nicht nur personell einiges aus: Nach einer halben Stunde stellte er bis zum Pausenpfiff von Dreier- auf Viererkette um. Zur zweiten Halbzeit wechselte er kräftig durch, nach einer Stunde kam die zweite Wechselwelle.
Borussias Trainer sah das Ganze zweckmäßig: »Es war ein unangenehmer Gegner, den wir gebraucht haben. Wir hatten deutlich mehr Ballkontrolle und zwei, drei richtig gute Chancen, die wir nicht gemacht haben. Ich bin glücklich, dass wir das 0:0 zu Ende gespielt haben. Ohne Gegentor ist nicht schlecht, da ziehen wir viel Positives raus. Trotz der vielen Wechsel in der zweiten Halbzeit sind wir zufrieden«.
»Bis zehn Meter vor dem Tor war es okay, danach haben wir es zu kompliziert gemacht«, schilderte Yann Sommer seine Beobachtungen. »Vorne brauchen wir etwas mehr Durchschlagskraft, hinten waren wir gut am Mann«.
Das allgemeine Defensivverhalten ist allerdings nach wie vor der Punkt, bei dem es viel Luft nach oben gibt. »Wir können uns in der Qualität der Arbeit gegen den Ball noch deutlich verbessern, gerade wenn man das mit den Italienern vergleicht«, so Schubert. »Da müssen wir einfach cleverer im eins-gegen-eins sein, weniger Stochern und Foul spielen und noch mehr den Körper einbringen. Wir sind mit sehr viel Offensivspielern besetzt und greifen mit Enthusiasmus an. Ich wünsche mir, dass wir mit genauso viel Energie und Enthusiasmus verteidigen. Aber das müssen wir noch lernen«.
In Bern müssen die Borussen zudem lernen, sich auf Kunstrasen zurechtzufinden, der im Stade de Suisse verlegt ist. »Man kann auch auswärts auf einem holprigen oder ungewässerten Platz antreten. Dann lieber auf einem guten Kunstrasen, so wie das in Bern der Fall ist«, erklärte Schubert. Am Sonntag trainieren die Borussen in Gladbach auf Kunstrasen, am Montag im Stadion in Bern und das ›Anschwitzen‹ am Dienstag findet ebenfalls auf Kunstrasen statt. »Gewöhnen wird man sich nicht daran, aber man lernt die Bodenverhältnisse kennen«, so Schubert.
Am Montag reist der Borussentross in die Schweiz, ein paar ungeklärte Fragen im Gepäck. So ist noch nicht klar, ob Mo Dahoud und Lars Stindl nach ihren Erkrankungen in der vergangenen Woche fit für 90 Minuten sind. Dazu haben Tobias Strobl und Jonas Hofmann Blessuren aus dem Rom-Spiel davongetragen. Dennoch, so betont André Schubert, ist Borussia für das erste Pflichtspiel gerüstet.
Patrick Herrmann fasste es treffend zusammen: »Die Vorbereitung war wirklich lang genug. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr«.