Yann Sommer: In den letzten Wochen war der Schweizer mit seinen Rettungstaten oft der Held. Im Derby spielte er nur eine Nebenrolle, weil Köln lediglich zwei Schüsse aufs Tor brachte. Die waren beide drin, aber unhaltbar für den Goalie. Ansonsten im ersten Durchgang hier und da bei Rückpässen gefordert, die er ohne Probleme verarbeitete. Eine Flanke pflückte Sommer sicher. Note 3,0.
Nico Elvedi: Eine ordentliche Partie des Rechtsverteidigers, der seine Rolle offensiv interpretierte und sich immer wieder weit nach vorne schob. Dort mit guten Ansätzen, er blieb jedoch auch einige Male hängen. Elvedi war aufmerksam bei Kölner Ballbesitz, so dass er Bälle erobern und weite Schläge auf Rausch mit gutem Kopfballtiming abfangen konnte. Am Ball traf er intuitiv richtige Entscheidungen und ergänzte sich im zweiten Durchgang wirkungsvoll mit Traoré. Nach einer Ecke köpfte er am ersten Pfosten am Tor vorbei, nach der Pause flog sein ›Hinterkopfball‹ im Anschluss an eine Freistoßflanke über das Tor. Note 2,5.
Andreas Christensen: Gleich in der ersten Aktion wurde ein angebliches Foul von ihm gegen Modeste abgepfiffen. Es sollte der einzige Pfiff gegen Christensen bleiben. Der Däne lieferte eine gewohnt seriöse Partie ab und löste vieles mit gutem Stellungsspiel. Stark, wie er bei einem der wenigen Kölner Konter Modeste ablief. Im Aufbauspiel cool und sicher. Bezeichnend eine Situation in der Schlussphase, als er sich dem anlaufenden von Osako mit einer schlauen Drehung entzog und den Japaner aussichtslos ins Leere laufen ließ. Note 2,0.
Jannik Vestergaard: Brachte Borussia mit seinem zweiten Saisontor früh in Führung. Nach der Hazard-Ecke rauschte er mit Wucht heran und beförderte den Ball in einer Art Kopf-Schulter-Produktion ins Tor. Kurz darauf wurde er vom Traumpass von Modeste zum Ausgleich überrascht. Ende der ersten Halbzeit kam Vestergaard nach einem Standard nochmals zum Kopfball, diesmal war Horn zur Stelle. Der Däne war sehr aktiv im Spielaufbau und spielte gute Pässe. Auch zwei, drei Verlagerungsbälle auf die rechte Seite waren sehr präzise. Eine Bank war er in den Zweikämpfen - 80% gewonnene Duelle weist die Statistik aus. Beim 2:2 duckte sich Höger überraschend weg, so dass Modeste in Position kam - hier hatte Vestergaard keine Reaktionszeit mehr gegen die Direktabnahme des Franzosen. Note 2,5.
Oscar Wendt: Nutzte die Kölner Passivität vor allem in der ersten Halbzeit weidlich aus, um sich über die linke Seite ins Offensivspiel einzuschalten. Über die gesamte Spielzeit hinweg war der Schwede mehr in der gegnerischen Hälfte zu finden als auf seiner nominellen Linksverteidigerposition. Wendt beteiligte sich am Kombinationsspiel, harmonierte ausgezeichnet mit Hazard und Raffael. Seine scharfe Hereingabe in den Sechzehner wurde knapp verfehlt. Mit dem Zuspiel auf Drmić war er ursächlich am Siegtreffer beteiligt. Bei den seltenen Kölner Umschaltaktionen war Wendt auf der Höhe. Die Ausnahme war die Situation vor dem 1:1, als er von Clemens Antritt und dem Modeste-Pass überrascht wurde. Note 2,5.
Tobias Strobl: Begann mit einem Pass ins Seitenaus, avancierte alsdann jedoch zum Ordnungshüter in der Zentrale. Er sicherte Dahoud ab und kümmerte sich mit viel Laufbereitschaft um abfallende Bälle. Mit klugen Zuspielen eröffnete er die Gladbacher Ballzirkulation in der Kölner Hälfte. Bei den langen Bällen der Kölner von hinten heraus zunächst gut gegen Modeste, beim 1:1 passte das Timing nicht. Strobl sprang unter dem Ball durch, Modeste machte es dann überragend. Vor der Pause verteidigte er bei einer Ecke schwach gegen Höger, der zum Kopfball kam. Beim 2:2 war Strobl bei Höger, der sich überraschend wegduckte, so dass Modeste abziehen konnte. Mitte der zweiten Halbzeit spielte er einen riskanten Crosspass zum Gegner, machte den Fehler jedoch durch die umgehende Balleroberung wieder gut. Note 3,0.
Mo Dahoud: Startete mit einem Ballgewinn und schwang sich alsdann zum Taktgeber in der Gladbacher Passmaschinerie auf. Er hatte alle Freiheiten gegen die Kölner, die sich am und im eigenen Strafraum verschanzten. Dahoud brillierte als Ballverteiler, mit feinen Dribblings oder einem 40-Meter-Pass auf Hofmann kurz nach der Pause. Eine Augenweide, wie Dahoud gegen mehrere attackierende Gegenspieler den Ball behauptete. Er war omnipräsent (117 Ballkontakte, 12 Kilometer Laufdistanz), was auch kleinere Fehler beinhaltete. Nach einem zu kurzen Stindl-Pass sah er Gelb für ein Foul gegen Lehmann, woraus der Freistoß zum 2:2 resultierte. Kurz darauf landete sein Arm als wortwörtlicher ›Befreiungsschlag‹ im Gesicht von Modeste, was der Schiedsrichter zum Glück nicht ahndete. In der Schlusssequenz gewann Dahoud nach einer Kölner Freistoßflanke im eigenen Strafraum ein Kopfballduell (!) gegen Modeste und zwang Horn kurz darauf mit einem Distanzschuss zu einer Parade. Note 1,5.
Jonas Hofmann: Konnte sich nach einem eher schleppenden Beginn auf der rechten Seite immer öfter in Szene setzen. Dabei mit guten Ansätzen, doch es fehlte die letzte Konsequenz. Mehrfach drehte er sich mit Ball vom Tor weg und lief zurück. In der 26. Minute scheute er in aussichtsreicher Position den eigenen Abschluss und versuchte auf Raffael zu passen. Etwas später bekam er im Sechzehner den Ball nicht unter Kontrolle. Nach der Einwechslung von Traoré wechselte Hofmann auf die linke Seite, von wo aus er einige Male gefällig in die Mitte zog. Eine Flanke von Elvedi verpasste er knapp, mit einem tollen Pass in den Rücken der Abwehr setzte er Traoré ein. Eine Viertelstunde vor Schluss machte er Platz für Drmić - und bekam dennoch nach dem 3:2 noch Anweisungen vom Trainer. Note 3,5.
Thorgan Hazard: Von Beginn an wie aufgedreht auf der linken Seite mit vielen Antritten und Dribblings. Er blieb zwar öfters an einem Kölner Bein hängen, doch er sorgte für große Unruhe bei den im Handball-Stil verteidigenden Gastgebern. Das Zusammenwirken mit Wendt war gut abgestimmt. Auch defensiv machte Hazard engagiert mit. Die Variante, eine Ecke kurz auf Hofmann zu spielen, führte zum nächsten Eckball. Den trat Hazard vors Tor und bereitete so das 1:0 durch Vestergaard vor. Nach der Einwechslung von Traoré rückte er in die Mitte, wo er gleich mit starkem Laufweg zur Stelle war, den Ball aber nicht traf. Zum Glück irritierte er Horn zumindest so, dass Traorés Hereingabe durchrutschte. Als Drmić kam, ging er wieder auf die linke Seite, wo er Wendt vor dem 3:2 freispielte. Note 2,0.
Lars Stindl: Der Kapitän war laufstark wie gewohnt, konnte sich aber lange Zeit nicht wirklich in Szene setzen. Er ließ sich oft zurückfallen, um mit aufzubauen und war an vielen Ballstafetten beteiligt. Doch es war schwer, sich durch den Kölner Beton zu wühlen. Mit seinem zu kurzen Pass nötigte er Dahoud zum Foulspiel, woraus der Freistoß zum neuerlichen Kölner Ausgleich resultierte. Als Borussia in der Schlussviertelstunde den Siegtreffer erzwingen wollte, war Stindl mitten drin im Geschehen und im richtigen Moment zur Stelle, als er die Ruhe behielt und eiskalt zum 3:2 abstaubte. Note 3,0.
Raffael: Wie für Stindl war es für den Brasilianer in der von Kölnern überbevölkerten Zentrale sehr schwer. Nachdem er einige Male hängen blieb, ließ sich Raffael zusehends fallen und versuchte es mit Antritten und Dribblings aus dem Mittelfeld. Mit seiner beeindruckenden Ballfertigkeit stellte er die Kölner vor große Probleme, manchmal ließ er drei oder vier Gegenspieler stehen. Was fehlte, war der Abschluss, weil im letzten Moment jemand den Fuß - oder, wie Horn nach dem Hofmann-Pass, die Hand dazwischen bekam. Ein Freistoß aus vielversprechender Distanz vor dem Seitenwechsel landete in der Mauer. Kurz nach der Pause erhielt Raffael beim Versuch einer Grätsche einen Schlag aufs Knie und musste ausgewechselt werden. Note 2,5.
Ibrahima Traoré: Ersetzte Raffael, rückte auf die rechte Seite und feierte einen Traumeinstand. Seine Hereingabe in Richtung Hazard wurde zum tückischen Aufsetzer und bescherte Traoré letztlich sein erstes Saisontor. Kurz darauf unterlief ihm ein krasser Fehlpass auf Jojic - zum Glück konnte Modeste anschießend den Ball nicht kontrollieren. Traoré war ein belebendes Element und harmonierte mit Elvedi. Die fehlende Spielpraxis zeigte sich dennoch in der einen oder anderen Situation. Ohne Note.
Josip Drmić: Brachte etwas mehr ›Body‹ in die Sturmzentrale, was den Kölnern Probleme bereitete. Stark, wie Drmić die Wendt-Hereingabe ansatzlos aufs Tor brachte und leider nur den Pfosten traf. Doch Stindl war zur Stelle, so dass Drmić nicht zum Derby-Pechvogel wurde. Ohne Note.
László Bénes: Der ›Held‹ vom Mittwoch durfte immerhin eine Minute Derbyluft schnuppern. Ohne Note.