An seinem ersten richtigen Arbeitstag in Mönchengladbach wurde Dieter Hecking zunächst der Presse vorgestellt, ehe es am Nachmittag zum ersten Training mit der Mannschaft auf den Platz ging. Sportdirektor Max Eberl erläuterte den Medienvertretern, wie es zu dem Trainerwechsel gekommen ist: »Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir einen neuen Impuls brauchen, um in der Bundesliga in die Gefilde zu kommen, die wir uns vorstellen. Wir hatten das Gefühl, dass das mit André Schubert schwer werden würde«.
Nach der wenig überraschenden Trennung von Schubert (Eberl: »Auf eine korrekte Art und Weise«) folgt die Inthronisierung von Dieter Hecking. »Dieter ist ein Trainer, der sehr gut zu uns passt. Der Entschluss war relativ schnell gefasst. Er kann Erfolg und er kann mit jungen Spielern«.
Hecking nahm die Vorlage seines Sportdirektors gekonnt auf: »Es stimmt alles, was Max gesagt hat. Ich kann Erfolg. Ich kann mit jungen Spielern«. Trotz dieser markigen Worte ließ Hecking nicht den großen Zampano raushängen. Stattdessen präsentierte sich der 52-Jährige klar, gradlinig und äußerst sachlich. Und er ließ durchblicken, dass sich Borussias Verantwortliche bereits nach dem Spiel in Barcelona konkret mit ihm beschäftigt haben.
»Die Gespräche mit Borussia und Max waren sehr offen. Deshalb war ich auch im Vorfeld der letzten beiden Bundesligaspiele etwas involviert. Aber auch mit aller Offenheit gegenüber André Schubert. Mir wurde deutlich gemacht, was von mir verlangt wird«.
Einige Anfragen hatte Hecking nach seiner Entlassung in Wolfsburg bereits. »Aber das hat mich nicht so angefixt. Als Max den Kontakt gesucht hat, war da vom ersten Gespräch an ein Impuls, wo ich gesagt habe, dass ich das gerne machen würde. Im Vorfeld haben wir ein paar grundlegende Dinge übereinbringen können, was mir sehr wichtig war für die Zusammenarbeit.
Dazu gehört auch, dass sein langjähriger Co-Trainer Dirk Bremser in Gladbach an seiner Seite arbeiten wird. »Mit ihm bringe ich einen langjährigen Wegbegleiter mit, mit dem ich seit 16 Jahren zusammenarbeite«. Für Bremser wird Manfred Stefes aus dem Lizenztrainierteam weichen müssen. Er wird künftig im ‚Übergangsbereich‘ (U19 – U23) tätig sein. »Es ist immer bitter einem, in diesem Fall Stefes zu sagen, dass er nicht mehr zum engeren Kreis der Profiabteilung gehört«, sagte Hecking. Frank Geideck und Uwe Kamps bleiben dagegen weiter dabei.
Mit Elan will Hecking seine neue Aufgabe als Chefcoach angehen. »Die Momentaufnahme hier ist nicht Platz drei, vier, fünf, sondern die untere Tabellenregion. Da gilt es das Hauptaugenmerk drauf zu legen und die Mannschaft zu stabilisieren. Am Ende der Vorrunde sind Stabilität und Selbstvertrauen etwas verloren gegangen«.
Wie er die zurückholen will, verriet Hecking noch nicht. »Ich muss jetzt erstmal mit der Mannschaft in Kontakt kommen«. Bisher hat er lediglich mit Lars Stindl gesprochen. »Als Kapitän hat er mir einen sehr guten Ist-Zustand präsentiert«, so Hecking. »Das Hauptproblem wird sein, dass wir jetzt als Gruppe relativ schnell zusammenwachsen müssen. Die Spieler müssen sich auf einen neuen Cheftrainer und vielleicht einen neuen Führungsstil einstellen«.
Ob es auch ein neuer Spielstil wird, hält sich Hecking offen. »Ich kann sagen, dass ich das eine oder das andere System für die Mannschaft gut finde, aber die Mannschaft kann sagen, dass sie sich damit gar nicht wohl fühlt. Es muss ein Miteinander stattfinden. So werde ich die Aufgabe angehen. Es sind ein paar Dinge, die man erstmal auf sich wirken lassen muss«.
»Es ist unbestritten, dass die Mannschaft Qualität hat und spielstark ist«, führte Hecking aus. »Diese Stärke und Qualität gilt es auf den Platz zu bringen. Ich will nicht nur eine grätschende Mannschaft haben, aber wir müssen schon Zweikämpfe gewinnen und gegen den Ball mit Tempo arbeiten«. Hecking sieht »Zusammenhalt und Dynamik gegen den Ball« als das Erfolgsrezept der aktuell erfolgreichen Teams in der Liga. »Das ist das favorisierte Stilmittel. Borussia bietet mir alle Möglichkeiten, genau das zu spielen. Die Grundvoraussetzung ist aber immer die Arbeit gegen den Ball. Dann kann man erfolgreichen und attraktiven Fußball spielen«.
Zunächst einmal soll der Trainerwechsel eine allgemeine Aufbruchsstimmung auslösen. Max Eberl hatte festgestellt, dass sich zum Ende der Hinrunde »ein Trott anbahnte«. »Bundesliga ist ein gefährliches Geschäft. Dementsprechend haben wir gesagt, dass wir die Aufbruchsstimmung wollen. Ein neuer Trainer bringt immer auch neue Dinge zur Sprache. Jungs, die bei dem einen Trainer in der Schublade waren, haben wieder eine neue Chance sich zu zeigen«.
Eberl formulierte seine Vorstellungen für die Rückrunde konkret: »Dass wir uns aus der Region befreien, in der wir uns gerade befinden und das Ziel der Einstelligkeit noch erreichen. Und dass wir in den zwei Pokalwettbewerben bestmögliches erreichen«.
»Max hat gesagt, dass er mal etwas Blechernes in der Hand haben möchte«, weiß Hecking. »Wir würden natürlich sehr gerne nach Berlin fahren, das ist aber weit weg«. Die Vorbereitungszeit ist dagegen nah und vor allem kurz. »Wir wollen möglichst erfolgreich in die Rückrunde starten«, erklärte Hecking. »Mit den beiden Auswärtsspielen haben wir zwei schwere Aufgaben«. Angesichts der desaströsen Gladbacher Bilanz auf fremden Plätzen wird Hecking nicht mulmig. »Die Auswärtsschwäche muss behoben werden, das kriegen wir aber auch in den Griff«.
Dieter Hecking wird in den nächsten Wochen einiges anpacken müssen, um die Borussia wieder auf Kurs zu bringen. Und gleichzeitig kann er dafür sorgen, seinen Eintrag in der Vereinschronik aufzupeppen. In seiner Zeit als Spieler zwischen 1983 und 1985 machte er nur sechs Bundesligaspiele für den VfL. »Ich würde gerne daran arbeiten, dass man hier ein bisschen nachhaltiger auf Dieter Hecking zurückblickt. Auf die gemeinsame Zukunft freue ich mich wahnsinnig und hoffe, dass ich einen bleibenden Eindruck hinterlasse«.
Der erste Eindruck an diesem Mittwoch war jedenfalls vielversprechend. Es sieht so aus, als ob mit Dieter Hecking eine gewisse Gradlinigkeit in Mönchengladbach Einzug hält. Nach den Irrungen und Wirrungen der letzten Wochen eine wohltuende Feststellung.
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