Es wird intensiv trainiert bei Borussia Mönchengladbach, seit Dieter Hecking das Traineramt übernommen hat. Das war in den ersten Tagen am Niederrhein so und auch seit Samstag unter deutlich angenehmeren klimatischen Bedingungen in Marbella. Zweimal jeweils über anderthalb Stunden dauerten die Einheiten am ersten Tag.
»Die Mannschaft zieht sehr gut mit, sie bringt hohes Tempo in die Trainingseinheiten rein«, lobt Hecking. »Da muss man sogar den einen oder anderen ein bisschen bremsen.« Wie gut, dass Hecking mit Co-Trainer Dirk Bremser diesbezüglich einen erfahrenen Mann an seiner Seite hat.
Doch Scherz beiseite - die Spieler wirken unter dem neuen Trainergespann tatsächlich höchst motiviert. Dieter Hecking stuft den Eifer als ein »Stück Normalität ein.« Offensichtlich sind alle Profis bemüht, sich von Beginn an zu zeigen. Die ersten Tage, so Hecking, »sind genau das, was ich mir erhofft habe.«
Der 52-Jährige kommt sehr gradlinig daher. »Ich habe eine klare Vorstellung, was ich von der Mannschaft sehen möchte. Und das gilt es jetzt bis zum Darmstadt-Spiel möglichst zur Perfektion zu bringen. Das ist die Aufgabe. Es wird nicht ganz einfach werden, weil du nur zwei Wochen Zeit hast.«
Hecking wird ›sein‹ 4-2-3-1 nicht bedingungslos durchdrücken
Gleichwohl wird Hecking das Training in den nächsten Tagen etwas dosieren. »Ich weiß auch, dass man dieses Tempo jetzt nicht 14 Tagen durchziehen kann«. Es geht schließlich auch darum, die Köpfe der Spieler zu erreichen. »Es ist eine sehr willige Mannschaft«, so Hecking. »Man merkt, dass sie die Situation, wie sie in der Tabelle ist, angenommen hat. Sie wissen um die Verantwortung, dass es leider deshalb auch einen Trainerkollegen getroffen hat, dass er seinen Platz räumen musste. Da kann ich sie jetzt gut abholen und das werde ich auch tun. Es ist jetzt wichtig, dass viel gesprochen wird, dass sie untereinander viel sprechen, dass ich ihnen ein paar wichtige Hinweise gebe.«
Im Training unterbricht Hecking auffällig oft, macht klare und deutliche Ansagen. Dabei zieht er keine Show ab, was den Eindruck unterstreicht, dass Hecking authentisch ist. Die Spieler folgen seinen Anweisungen aufmerksam. Hinsichtlich des künftigen Spielsystems befindet sich Hecking mit seiner Mannschaft noch in der Findungsphase. Er ließ im gewohnten 3-4-1-2, 4-4-2 und 4-2-1-3 trainieren. Heckings an früheren Stationen bevorzugtes 4-2-3-1 dürfte dagegen nicht zum Basissystem werden.
»Borussia hat selten im 4-2-3-1 gespielt«, erklärt Hecking. »Es ist ein sehr gutes System, aber ich werde der Mannschaft nichts auferlegen, wo ich das Gefühl habe, dass sie das in ihrer Entwicklung eher behindert. Borussia hat unter Favre ein hervorragendes 4-4-2 gespielt, das hat die Mannschaft immer noch ein bissschen drin. Auch das 3-4-1-2, was unter Schubert gespielt wurde, war lange Zeit ein erfolgreiches System. Wenn man in die Mannschaft reinhört, fühlen sie sich in beiden wohl. Am Ende war es vielleicht ein bisschen zu viel Wechselei, wo Stabilität verloren gegangen ist. Das 4-2-3-1 muss also nicht zwingend das System sein, was wir in der Rückrunde spielen werden.«
»Vielleicht zaubert Max noch einen aus dem Hut«
Hecking wird nicht alles auf den Kopf stellen, sondern der Mannschaft eine feste Basis und Sicherheit geben. »Es war ja nicht alles schlecht«, sagt der 52-Jährige. »Ich möchte versuchen, dass die Borussia die Stabilität wieder auf den Platz bringt. Das ist das A und O. Da war die Mannschaft zum Ende der Vorrunde ein bisschen überfordert. Es wurde zu viel versucht, wieder eine neue Idee reinzubringen. Für mich ist es ein dankbarer Ansatz zu sagen, dass ich ihnen Stabilität gebe. Aber letztendlich müssen sie es mit Leben füllen.«
Weitere Neuverpflichtungen fordert Hecking nicht. »Ich bin mit diesem Kader absolut einverstanden. Kolo war eine sehr sinnvolle Verpflichtung, ansonsten sind weder Max noch ich Freunde von Wintertransfers. Das schließt nicht aus, dass wir unsere Augen und Ohren offen halten und gucken, was noch passieren könnte.« Es sei nicht ausgeschlossen, dass »Max vielleicht noch einen aus dem Hut zaubert.«
»Prinzipiell traue ich diesem Kader zu, dass er in der Rückrunde deutlich bessere Ergebnisse erzielen kann«, sagt Hecking. Zumal vielleicht der eine oder andere aus den eigenen Reihen aufrücken könnte. »Von den jungen Spielern bin ich positiv beeindruckt«, sagt Hecking. »Sie fallen nicht ab, im Gegenteil. Sie setzen mittlerweile den einen oder anderen Akzent. Das ist für mich sehr überraschend, weil ich das gar nicht auf dem Schirm hatte. Vielleicht haben wir da auch noch eine Überraschung in petto.«