Die bisherige Zeit des Nico Schulz in Mönchengladbach kann man getrost vergessen. Als letzter Neuzugang der Ära Favre warf ihn im Frühherbst 2015 ein Kreuzbandriss zurück. Die Verletzung kostete ihn die gesamte Saison, in der Borussia unter André Schubert die Champions League erreichte.
Zur Vorbereitung auf die aktuelle Spielzeit war der 23-Jährige gebürtige Berliner wieder dabei. Sein Knie machte keine nennenswerten Probleme und die notwendige Fitness baute er zügig auf. Was logischerweise fehlte, war die Spielpraxis. »Ich bin aus einer langen Verletzung gekommen und da war mir schon klar, dass ich mich in die Mannschaft reinkämpfen muss«, blickt Schulz zurück.
Das klappte nicht so wirklich, Trainer André Schubert schickte Schulz zeitweise zur zweiten Mannschaft und gewährte ihm alsdann nur ein paar Restminuten in der Bundesliga. Nach und nach häuften sich die Verletzungssorgen und die Ergebnisse blieben aus, doch Nico Schulz blieb weiterhin außen vor. »Die Mannschaft hat zwar nicht gut gespielt, aber der Trainer hat anderen Spielern vertraut«, sagt Schulz. »Das musste ich akzeptieren, aber es ist klar, dass ich damit nicht glücklich war.«
Die Situation für den ehemaligen U21-Nationalspieler war frustrierend. »Aber was sollte ich machen?«, fragt er. »Einen von meinen Jungs im Training kaputt treten? Nein, so bin ich nicht. In solch einer Situation kann man nur versuchen, die negative Stimmung, die man hat, nicht in die Mannschaft zu tragen. Ich habe weitergemacht und mir nichts zuschulden kommen lassen.«
Warum Schubert ihn zumeist links liegen ließ, mag Schulz nicht beurteilen. »Ich will nicht groß über André Schubert sprechen. Ich habe keine Chance bekommen, aber das halbe Jahr ist jetzt abgehakt.« Vielmehr geht der Blick nun nach vorne, weil sich für Nico Schulz durch den Wechsel auf der Trainerposition neue Perspektiven ergeben.
»Als der Trainerwechsel kam, war klar, dass ich hierbleibe«, sagt er. »Ich weiß nicht was gewesen wäre, wenn es den Wechsel nicht gegeben hätte. Es ist aber auch klar, dass es für mich persönlich nicht so weitergehen kann, wie es in der Hinrunde gelaufen ist.«
Unter Dieter Hecking werden die Karten neu gemischt. »Es ist ein Neustart«, erklärt Schulz. Seine Zielsetzung ist simpel: »Ich will mehr spielen, ganz einfach. Nach anderthalb Jahren fast ohne Spielpraxis würde es meiner Karriere nicht guttun, ein weiteres halbes Jahr nicht viel zu spielen. Ich fühle mich gut, bin gesund und fit. Jetzt versuche ich, den nächsten Schritt zu machen.«
Im Training ist Nico Schulz mit großem Eifer dabei. »Ich versuche, mich anzubieten«, sagt er. Dieter Hecking nahm ihn während der Übungseinheiten hier und da beiseite, so wie er es bei anderen auch macht. Ein längeres Gespräch zwischen den beiden hat es noch nicht gegeben. Der erste Eindruck, den Schulz vom neuen Trainer gewinnen konnte, ist hoffnungsvoll. »Ein sympathischer und ehrlicher Mann, der versucht neuen Schwung reinzubringen und die Gedanken positiv zu richten.«
Seine Rolle in einem System mit Viererkette sieht Schulz links hinten. »Die Offensiven sind flexibel und wechseln sehr viel in die Mitte, das ist nicht so mein Spiel. Ich bin mehr der, der die Linie rauf und runter läuft«. Eine Viererkette mit offensiven Außenverteidigern käme seinen Vorstellungen wohl am nächsten. »Aber ich kann die Position vorne im 4-2-3-1 oder 4-4-2 auch spielen.«
Nach der Verpflichtung von Kolo und dem Einstieg von Doucoure gibt es weitere Bewerber um die Jobs in der Defensive. »Es ist Konkurrenzkampf da«, weiß Schulz. Geht es um die Position des Linksverteidigers, wird er sich vor allem mit Oscar Wendt messen müssen. »Entweder Oscar oder ich, das kann man so sehen.«
Doch zunächst einmal gilt es für Nico Schulz, sich dem neuen Trainer zu zeigen. »Ich gebe Gas und glaube weiter an meine Chance«. Mal sehen, ob er Dieter Hecking überzeugen kann.