Der Fußball schreibt auch an diesem Wochenende schöne Geschichten. So bei der Partie von Borussia Mönchengladbach gegen Hannover 96. Dort wird André Schubert erstmals als Cheftrainer mit ›richtigem‹ Vertrag bei Borussia an der Seitenlinie stehen. Ein paar Meter weiter coacht mit Michael Frontzeck ein Ur-Borusse den Gegner. Und für Lars Stindl gibt es das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub, von dem er im Sommer tränenreich Abschied genommen hat.
Genügend Stoff also für die Randgeschichten. Doch in diesen Tagen liegen die Ereignisse von Paris sowie die Absage des Länderspiels in Hannover über allem. Zum Glück sind die Verantwortlichen zu dem Schluss gekommen, dass Panikmache nicht weiterhilft. Und daher ist man, nicht nur bei Borussia, bemüht, den Bundesligaspieltag unter dem Motto ›Normalität‹ stattfinden zu lassen.
Gleichwohl gibt es diverse Anpassungen bei den Sicherheitsmaßnahmen, die auch die Zuschauer unmittelbar betreffen. Demzufolge gilt für alle Besucher am Samstag, zeitig anzureisen und sich auf umfangreichere Zugangskontrollen einzustellen. Es gibt zwar »ausdrücklich keine spezielle Lagesituation«, wie Geschäftsführer Stephan Schippers betont, dennoch hat Borussia auf die aktuelle Lage reagiert.
Damit sollte man den besonderen Umständen gerecht werden. Der Fokus richtet sich auf den Fußball und die daraus resultierenden Geschichten. Neben den eingangs erwähnten Konstellationen hat die Partie zwischen Borussia und Hannover nämlich noch einiges mehr zu bieten.
Für die Fohlenelf ist es der Auftakt in die nächste ›Hammer-Phase‹. Acht Spiele stehen bis Weihnachten an und André Schubert muss dies mit einem weiteren personellen Aderlass angehen. Álvaro Dominguez fällt wegen seiner notwendig gewordenen Rücken-OP auf unbestimmte Zeit aus. Er gesellt sich damit zu den Langzeitverletzten Nico Schulz, Martin Stranzl, André Hahn und Patrick Herrmann.
Martin Stranzl ist zumindest wieder im individuellen Training, doch eine Prognose, wann er eine Alternative sein wird, mag niemand abgeben. »Wir schauen von Woche zu Woche«, sagte André Schubert. Vermutlich wird Stranzl erst im neuen Jahr ein ernsthafter Kandidat.
Ebenso gibt es bei André Hahn »keine genaue Einschätzung« hinsichtlich seiner Rückkehr, wie Max Eberl betonte. Patrick Herrmann wird definitiv nicht am gerissenen Kreuzband operiert, wird aber auch erst 2016 ein Thema werden. »Patrick wird einen sehr intensiven Muskelaufbau betreiben«, erklärte Eberl. »Mit Beginn der Rückrunde wird er hoffentlich wieder einsteigen, einen genauen Zeitpunkt kann ich aber nicht sagen«. Da mit Nico Schulz ein weiterer Außenbahnspieler bis zum Saisonende ausfällt, könnte es bei Borussia einen Wintertransfer auf dieser Position geben.
»Wir machen uns intensiv Gedanken«, bestätigte Eberl. Dabei spiele zum einen eine Rolle, in wie vielen Wettbewerben Borussia in der Rückrunde noch vertreten ist. Zum anderen muss ein möglicher Neuzugang echte Qualitäten mitringen. »Wir werden nicht händeringend irgendetwas machen«, stellte Eberl klar. »Wir machen nur etwas, das für uns auch wirklich Sinn macht«. Ein solcher Transfer wäre dann ein »Vorgriff« auf die neue Saison.
Dass Borussia auf der anderen Seite kein Interesse hat, die zuletzt in der Gerüchteküche auftauchenden Drmić oder Hrgota abzugeben, stellte Eberl nochmals klar. »Bei mir braucht keiner anzurufen«, so der Sportdirektor.
Das alles ist Zukunftsmusik vor dem Spiel gegen Hannover. André Schubert hat ohnehin kein Bedürfnis, die ausgedünnte Personaldecke als mögliche Ausrede heranzuziehen. »Das Personal, was wir haben, ist so schlecht nicht«, sagte der 44-Jährige. Neben den verletzten Akteuren muss Schubert auch auf den Gelb-Rot gesperrten Granit Xhaka verzichten. »Da ärgern wir uns drüber, aber wir können es nicht rückgängig machen«.
Immerhin haben sich alle Nationalspieler unversehrt zurückgemeldet und Tony Jantschke ist nach seiner Schulterverletzung wieder fit. »Bei Tony steht einem Einsatz nichts im Weg«, sagte Schubert. Vermutlich wird Jantschke in der Innenverteidigung für Dominguez auflaufen. Håvard Nordtveit dürfte Granit Xhaka vertreten, sofern Julian Korb starten kann. Der Rechtsverteidiger trainierte nach seinem Pferdekuss am Mittwoch erstmals schmerzfrei mit.
Es gibt noch einiges abzuwägen für André Schubert und sein Trainerteam. Klar ist derweil, dass der Chefcoach Hannover nicht als Laufkundschaft einstuft. »Auf den ersten Blick sieht das vielleicht nicht so schwer aus«, doch die letzten Auswärtsspiele der Frontzeck-Truppe sind Warnung genug. »Sie sind besonders gefährlich, wenn der Gegner Bälle im Aufbau verliert«. Zudem habe Hannover sehr zweikampfstarke und aggressive Spieler im Abwehrverbund. »Wir müssen uns darauf einstellen, dass sie uns das Leben sehr, sehr schwer machen werden. Darauf sind wir vorbereitet«.
»Die Pause hat den Jungs gut getan«, so Schubert. »Sie haben regeneriert und gut trainiert, so dass wir sehr konzentriert in die nächsten Wochen gehen«. Dass die es in sich haben, weiß Schubert. »Acht Spiele in vier Wochen sind schon hart. Deswegen versuchen wir, geschickt und klug, aber auch mit viel Energie durch die Wochen zu gehen«.
Den Anfang macht die Partie gegen Hannover, bei der der unbeschwerte Fußballgenuss mehr denn je im Mittelpunkt steht.