Die Pokerpartie zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach um Thorgan Hazard ist vier Tage nach dem sportlichen Aufeinandertreffen beider Klubs im Borussia-Park beendet. Wie beim 2:0-Sieg darf sich Dortmund dem Vernehmen nach neuerlich als Sieger fühlen: Thorgan Hazard wechselt ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages vom Niederrhein nach Westfalen und kostet den BVB vom ‘Kicker’ kolportierte 25,5 Millionen Ablöse plus mögliche Bonuszahlungen.
Die genannte Summe dürfte durchaus realistisch sein, schließlich konnte das Fachmagazin in Sachen Hazard seit einigen Wochen mit fundierten Details aufwarten, die vom BVB mehr oder weniger subtil lanciert wurden. Der Transfererlös liegt damit deutlich unter den 40 Millionen Euro, die durch die Gerüchteküche gewabert sind.
Mönchengladbach verliert in Sachen individueller Klasse sein Aushängeschild
Fakt ist, dass Hazard einen Vertrag bis 2024 in Dortmund unterschrieben hat und Gladbach die zweithöchste Transfereinnahme der Vereinsgeschichte erzielt. Nur der Verkauf von Granit Xhaka zu Arsenal spülte mehr Geld in die Kasse. Der Erlös für Hazard, sowie die garantierten rund 10 Millionen für das Erreichen der Gruppenphase in der Europa League, sollen in den Kader investiert werden.
Hier werden Max Eberl & Co einiges zu tun haben, denn sportlich ist Thorgan Hazard nicht einfach zu ersetzen. Auch wenn der 26-Jährige in der Rückrunde weit hinter seinen Möglichkeiten blieb - wie allerdings der Großteil seiner Kollegen auch -, war er in Sachen individueller Klasse Borussias Aushängeschild. Mit ihm verliert der VfL Tempo, Geschmeidigkeit und Qualität.
Hazards nächster Schritt mit Netz und doppelten Boden
Dass Hazard nach fünf Spielzeiten in Gladbach mit 26 Jahren einen weiteren Karriereschritt anstrebt, ist folgerichtig. Bei Borussia ist er vom verspielten Talent zum gestandenen Profi gereift, der in der Verfassung der Hinrunde - zumindest in der Bundesliga - Topstar-Niveau hat. Ob er sogar mehr drauf hat, wird sich so schnell nicht feststellen lassen, weil sich Hazard ‘nur’ für einen Wechsel innerhalb der Bundesliga entschieden hat. Den Sprung nach Spanien oder England, den man in Mönchengladbach sicher ganz anders goutiert hätte, traut er sich offensichtlich nicht zu. Der Eindruck entsteht, dass Hazards nächster Schritt nur einer mit Netz und doppelten Boden ist - allerdings ein gutbezahlter.
In Mönchengladbach bleibt nicht nur wegen der geringer als erhofft ausgefallenen Ablöse ein leicht schaler Nachgeschmack. Wie der Wechsel abgelaufen ist und dass sich Hazard, ob nun wissentlich oder unwissentlich sei dahingestellt, von Dortmund instrumentalisieren lassen hat, gipfelte im gellenden Pfeifkonzert am letzten Spieltag. Gleichwohl war es unwürdig, Thorgan Hazard nach fünf Jahren, in denen er sich immer voll reingehängt hat, so zu verabschieden. Das hat er, Dortmund hin oder her, wirklich nicht verdient.
von Marc Basten