In der Sommervorbereitung war Fabian Johnson einer der Gewinner. Dieter Hecking hatte das neue 4-3-3 eingeführt und Johnson schien darin einen Platz gefunden zu haben. Als linker offensiver Angreifer, der sich als treffsicher erwies und zudem fleißig mit nach hinten arbeitete, galt Johnson als Stammplatzkandidat.
Zum Auftakt gegen Leverkusen startete er in eben dieser Rolle – allerdings nur 45 Minuten. Dann wechselte er die Seite, spielte rechts vorne und erzielte aus dieser Position heraus seinen ersten und bislang einzigen Saisontreffer. In den folgenden drei Partien stand er als rechter Offensivspieler in der Anfangself, wurde jedoch bei der ersten Saisonniederlage am 4. Spieltag in Berlin zur Halbzeit ausgewechselt.
Johnson tauchte ab und erst im Dezember wieder auf – als Rechtsverteidiger
Danach tauchte Johnson fast komplett ab, schaffte es sogar mehrfach nicht mal in den 18er-Kader. Ein paar Kurzeinsätze gab es, doch während die Mannschaft mit dem Offensivtrio Hazard, Stindl und Plea sowie Raffael als Backup von Erfolg zu Erfolg eilte, verschwand Johnson komplett aus dem Fokus. Das änderte sich erst im Dezember, als er in Hoffenheim den formschwachen Michael Lang in der letzten Viertelstunde als Rechtsverteidiger ablöste. In den beiden verbleibenden Partien bis zur Winterpause gegen Nürnberg und in Dortmund kam Johnson auf der rechten Abwehrseite zum Zuge.
Zu Beginn der Rückrunde sah es so aus, als ob das nur ein temporärer Aushilfsjob für den 31-Jährigen gewesen sei. In den ersten vier Partien des Jahres spielte er keine Minute, zweimal war er nicht im Kader. Doch weil Dieter Hecking augenscheinlich mit den Leistungen von Michael Lang nicht zufrieden war, beorderte er Johnson beim Auswärtsspiel in Frankfurt von der Tribüne in die Startelf. Der machte seine Sache ordentlich, genauso wie eine Woche später gegen Wolfsburg – trotz der Niederlage.
Mittlerweile ist Johnson in seiner sechsten Saison bei Borussia
Beim folgenden Heimspiel gegen die Bayern erhielt Lang wieder den Vorzug – und enttäuschte erneut. Johnson löste den Schweizer in der Schlussviertelstunde ab und spielte am Samstag in Mainz wieder über die volle Distanz. Wie es aussieht, hat Johnson aktuell die Nase vorn und es spricht nichts dagegen, dass er am Freitag gegen Freiburg wieder als Rechtsverteidiger beginnen wird. Vollzieht Johnson also gerade eine Art Neuanfang?
Als Johnson im Sommer 2014 zur Borussia wechselte, hatte er zuvor in Hoffenheim eine komplette Rückserie als Rechtsverteidiger gespielt und für die USA in eben dieser Rolle bei der WM in Brasilien auf sich aufmerksam gemacht. Doch in Mönchengladbach hatte Lucien Favre keine Verwendung für einen Rechtsverteidiger Johnson, sondern sah dessen Idealposition im linken offensiven Mittelfeld. Mittlerweile ist Johnson in seiner sechsten Saison in Mönchengladbach – als Rechtsverteidiger kam er vor dieser Saison in all den Jahren vielleicht ein halbes Dutzend Mal als Aushilfe zum Einsatz.
Favre sagte, »Johnson ist kein Rechtsverteidiger
Lucien Favre hatte seinerzeit abseits der Mikrofone klipp und klar gesagt: »Johnson ist kein Rechtsverteidiger«. Zur Begründung riet er, man solle sich die vielen Gegentore von Hoffenheim nochmal anschauen und darauf achten, welche Rolle Johnson dabei spielte. Dann hätten sich alle Nachfragen erledigt.
Inwieweit diese mittlerweile über 4½ Jahre alte Einschätzung von Favre noch Gültigkeit hat, kann nicht abschließend beurteilt werden. Dazu hat Johnson noch nicht genügend Spiele als Rechtsverteidiger absolviert. Doch die letzten Arbeitsnachweise waren ordentlich und vielleicht findet Johnson ein Jahr vor seinem Vertragsende doch noch sein spätes Glück in alter Rolle.
von Marc Basten