In diesen permanenten englischen Wochen wird ein Spiel nach dem anderen abgespult. Der Substanzverlust bei dem von Verletzungen geplagten Kader ist logisch, genauso, dass er immer wieder thematisiert wird. Denn die Vielzahl an Spielen bringt es mit sich, dass die Verantwortlichen quasi alle zweieinhalb Tage Pressekonferenzen abhalten (müssen). Obwohl Max Eberl und André Schubert alles andere als ›maulfaul‹ sind, drehen sie sich mit ihren Aussagen gezwungenermaßen im Kreis.
Die Situation in Mönchengladbach ist bekannt, die Gründe für die Ergebnis- und Leistungsdelle in der Liga zigfach durchgekaut. Dankbar wird sich da auf Aussagen von Max Eberl gestürzt, der sich nachvollziehbar über die Ansetzung am Freitag mokiert. Was daraus medial gemacht wurde, fand nicht nur Eberl überraschend.
Manch einer wird sich zudem die Hände gerieben haben, dass ein vermeintlicher Sex- und Erpressungsskandal mit und um Christoph Kramer öffentlich wurde. Die Sache liegt zwar schon über ein Jahr zurück, wird jetzt aber vor Gericht verhandelt und damit auch ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Kramer selbst und die Verantwortlichen bei Borussia gehen mit den Schlagzeilen relativ entspannt um. »Chris bekommt von uns die totale Rückendeckung und Unterstützung«, sagte Max Eberl. Auswirkungen auf die Leistungen von Kramer befürchtet André Schubert nicht: »Wer bei der WM mal kurzzeitig das Bewusstsein verliert, wird auch mit solchen Dingen fertig«.
Von den leidlich spannenden Nebenschauplätzen geht der Blick konzentriert in Richtung Hauptstadt. Es ist klar, dass am Freitagabend für die Borussen viel auf dem Spiel steht. Eine Niederlage in Berlin würde den Anschluss an die vorderen Plätze kosten und die Länderspielpause vor dem Derby mit Krisengerede befeuern.
Daher kommt es für die Borussen nicht ungelegen, dass der Gegner Hertha BSC heißt. Die letzten fünf Spiele gegen die ›Alte Dame‹ wurden allesamt von der Fohlenelf gewonnen, in der letzten Saison gab es ein 4:1 im Olympiastadion und ein 5:0 im Borussia-Park. Nur gegen Gladbach kassierte Hertha unter der Leitung von Pal Dardai vier oder mehr Gegentore.
Gerade an das 4:1 vor fast genau einem Jahr erinnern sich die Borussen gerne. Es war der sechste Bundesligasieg hintereinander unter dem Noch-Interimstrainer André Schubert. Damals fluppte einfach alles und niemand wäre auf die Idee gekommen, dass es für lange Zeit der letzte Auswärtssieg sein sollte. Außer am letzten Spieltag in Darmstadt, als es um nichts mehr ging, blieben die Gladbacher in der Bundesliga auf fremden Plätzen ohne Dreier.
Also können die Borussen Hoffnung schöpfen aus dem Vorjahr? André Schubert wiegelt ab: »Es macht keinen SInn, die Situationen zu vergleichen. Das waren ganz andere Konstellationen«.
Schubert will nicht zurückblicken, sondern die Mannschaft auf die schwere Aufgabe fokussieren. Schließlich hat Berlin fünf Punkte mehr auf dem Konto und gewann bislang alle vier Saisonspiele im Olympiastadion. »Es ist eine Mannschaft mit guter Organisation, die nicht viel zulässt und gefährlich im Konterspiel ist«. Zudem warnte der Coach vor den Standardsituationen der Berliner.
Während die Borussen gerade bei Eckbällen schon fast chronisch harmlos sind, reicht den Berlinern oft ein ruhender Ball schon aus, um ein Spiel zu entscheiden. Oder es trifft Ibisevic.
Die Gladbacher müssen alles in die Waagschale werfen und nochmal richtig auf die Zähne beißen. Hoffnung machen Raffael und Thorgan Hazard, die beide »normal im Training sind und im Kader sein werden«, wie André Schubert sagte. Wie die Startaufstellung aussehen könnte, verriet der Trainer wie gewohnt nicht. Erst am Freitag, so Schubert, wird »in jedem einzelnen Fall entschieden«.
Es bleibt abzuwarten, ob sich in Berlin nach einem Jahr der Kreis schließen wird. Wichtig wäre es für die Borussen ohne Zweifel.