Ein neuer Trainer, eine neue Philosophie. Gespannt sind die Augen in diesen Tagen und Wochen auf Marco Rose gerichtet. Gibt es tatsächlich eine radikale Veränderung oder ist es doch nur eine Art Weiterentwicklung des bisherigen Stils, da es im Kader keinen großen Umbruch gegeben hat? »Eine radikale Veränderung ist es nicht«, sagt Jonas Hofmann. »Aber der Sinn der Sache ist schon, dass sich einiges ändert mit dem neuen Trainer.«
Zu krassen Pressingmonstern wird Rose die Gladbacher nicht umpolen können, dennoch wird das frühe Attackieren künftig ein wichtiger Bestandteil im Spiel der Borussen sein. »Im Pressingbereich ändert sich einiges«, hat Jonas Hofmann festgestellt. »Wir trainieren das schon recht deutlich in den ersten zwei Wochen.« Dabei hat der Ex-Dortmunder durchaus Übereinstimmungen zum Training unter Jürgen Klopp erkennen können. »Da gibts schon Ähnlichkeiten beim Thema Pressing.«
»Wenn wir sie anlaufen, dann um sie unter Druck zu setzen«
Für Hofmann und seine Kollegen geht es aktuell vor allem darum, die grundlegenden Dinge zu verinnerlichen. »Man muss ein Gefühl bekommen, zu welchem Zeitpunkt man richtig anläuft, in welchem Tempo und in welchem Winkel. Das eignet man sich nur in der praktischen Übung an.«
Sinn des Pressings ist in jedem Fall, den Gegner richtig zu stressen. »Wenn wir sie anlaufen, dann um sie unter Druck zu setzen«, so Hofmann. »Wenn du da locker hintrabst, hat der Gegner die zwei Sekunden mehr Zeit, um den sauberen und ruhigen Ball zu spielen. Durch das Sprinten löst du beim Gegner einen gewissen Druck aus und versuchst, ihn in Hektik zu treiben, so dass er ungenaue Pässe spielt.«
»Im Detail geht es mehr in Richtung Explosivität«
Damit die Borussen – bislang im Ligavergleich alles andere als Sprintkönige – dies umsetzen können, ist das Training im athletischen Bereich entsprechend ausgerichtet. »Wir trainieren viel, was Sprinten und Beinkraft angeht. Ich will nicht sagen, dass wir den Fokus nicht auf Ausdauer legen, doch im Detail geht es mehr in Richtung Explosivität«, sagt Hofmann. Vieles deutet zudem darauf hin, dass Rose sein in Salzburg erprobtes System auch in Gladbach praktizieren lassen wird »Dort hat der Trainer ‚Vier-Raute-Zwei‘ gespielt, das wird uns auch hier begleiten«, ist sich Hofmann sicher. »Ich vermute, dass wir noch flexibler werden und vielleicht auch das System öfter ändern, wenn das Trainerteam denkt, es passt besser auf den Gegner.«
»Oft war es das Problem, dass wir vorne keine Anspielstation hatten«
Im 4-4-2 mit Raute werden sich auch die Anforderungen für die Achter wie Jonas Hofmann ändern. Sie werden zwar immer noch eng am Sechser spielen, müssen aber künftig auch die Bereiche auf den Seiten stärker bearbeiten. »Es ist die Aufgabe, auch ein bisschen mehr Betrieb über die Flügel zu machen, weil wir keinen richtigen Links- oder Rechtsaußen mehr haben«, sagt Hofmann. Dafür werden die Achter einen noch höheren Laufaufwand betreiben müssen.
Durch die insgesamt höhere Positionierung, einem offensiven Mittelfeldspieler und vor allem zwei klaren Angreifern, erhofft sich Hofmann eine neue Durchschlagskraft bei der Borussia. »Oft war es das Problem, dass wir vorne keine Anspielstation hatten. Das sollte sich jetzt ändern, wenn wir mit zwei richtigen Zentrumsstürmern spielen.« Bis alle Rädchen ineinandergreifen, wird es noch etwas dauern. Doch der Weg scheint vorgegeben: Künftig wird in Mönchengladbach anders Fußball gespielt, aber dennoch nicht alles komplett auf links gedreht.
von Marc Basten