Für André Schubert ist das Trainingslager in Rottach-Egern die Premiere, für die meisten anderen Borussen ist alles aus den letzten Jahren wohlbekannt. »Es sind sehr angenehme Rahmenbedingungen«, sagt Schubert. Der Coach ist nach den ersten Trainingswochen zufrieden mit dem Ist-Zustand. »Wir sind gut in die Vorbereitung reingekommen, auch was die Physis der Jungs betrifft. Es ging etwas früher los als bei den meisten anderen Vereinen, dafür werden wir nach dem Trainingslager 5 Tage Pause machen. Also nochmal ein Break, um uns dann die letzten 2 ½ Wochen konzentriert und sauber vorzubereiten«.
Alle Spieler hat Schubert aktuell nicht zur Verfügung, besonders der Ausfall von Álvaro Dominguez schmerzt im wahrsten Sinne des Wortes. »Bei Álvaro war es eine schwere Verletzung und bei solchen Geschichten ist es ein sehr langer Prozess, wieder ins Training reinzukommen«. Einen folgenschweren Rückschlag oder gar ein vorzeitiges Karriereende des Spaniers befürchtet Schubert allerdings nicht. »Was bei ihm gemacht wurde, ist alles okay. Das haben auch die Ärzte gesagt. Es geht einfach nur um die Belastung, dementsprechend muss daran gearbeitet werden. Álvaro brennt, er will wieder anfangen und es nervt ihn auch, dass er jetzt wieder Schmerzen hat. Ich stehe ständig im Austausch mit ihm und wir müssen jetzt abwarten«.
Dass Schubert Dominguez gerne im Team haben möchte, ist klar. »Er ist ein sehr guter Spieler, der in der letzten Vorrunde Top-Leistungen gezeigt hat. Und er ist ein guter Typ«. Verzichten muss Schubert zunächst auch noch auf Mamadou Doucoure, László Bénes und Marvin Schulz. Alle drei sind zwar mit am Tegernsee, doch das Mannschaftstraining kommt noch zu früh. »Sie sind hier, um behandelt zu werden«, erklärt Schubert. »Doucoure ist dabei, um alle kennenzulernen und Laszlo und Marvin können vielleicht ins Lauftraining kommen«.
Die Integration der drei anderen Neuzugänge verläuft problemlos. »Chris Kramer ist ein Rückkehrer, er war ja nur kurz weg. Tobi Strobl und Jannik Vestergaard fügen sich sehr gut ein. Ich wollte zunächst mal die neuen Spieler in das bisherige System mit der Dreierkette integrieren, damit sie ein Gefühl dafür bekommen«.
Die Dreierkette kristallisiert sich immer mehr als die favorisierte Formation heraus, doch Schubert will sich nicht festlegen. »Es ist nichts in Stein gemeißelt, ich bin kein Verfechter eines bestimmten Systems. Die Zeiten haben sich geändert, die Jungs sind heute viel flexibler und können sich viel schneller anpassen, weil es selbstverständlich geworden ist. Ein System ist eine Grundordnung, nicht mehr«.
Die Spielidee ist einfach: »Es gibt nicht wahnsinnig viele Ideen, die wir jeden Tag entwickeln. Wir wollen die Art beibehalten, wie wir Fußball spielen. Möglichst viel Ballbesitz haben und wenn wir den Ball nicht haben, ihn möglichst schnell zu jagen. Dementsprechend werden wir im Trainingslager und den nächsten Wochen daran arbeiten, wie wir uns verschieben und wie wir den Gegner attackieren. Offensiv geht es weiter darum, was uns in der letzten Saison stark gemacht hat: Sehr flexibles Kombinationsspiel und immer wieder neue Lösungen finden«.
»Es geht nicht darum, eine maximale Bandbreite an Systemen zu schaffen, sondern zu überlegen, was optimal für unsere Spieler ist«, so Schubert. »Ich werde kein System kreieren, was nicht den Stärken der Spieler entspricht«.
Im Moment scheint die Dreierkette die Formation zu sein, die passt. »So wie wir es zuletzt gespielt haben, fühlen sich die Spieler unheimlich sicher und wohl. Wir haben einen super Spielaufbau bekommen, haben noch einen Offensiven mehr vorne, sind sehr flexibel und schwer zu greifen«. Weil es verschiedene Interpretationen des Systems gibt: »Wenn wir mit einer Dreierkette und zwei klaren Sechsern davor spielen - beispielsweise mit Kramer und Strobl - dann kann ich die Außen sehr viel offensiver spielen lassen und habe zwei Flügelstürmer. Ich kann im Zentrum aber auch mit einem Sechser spielen und dann vielleicht zwei Achtern wie Hofmann oder Dahoud, dann bin ich zentraler offensiv und würde außen etwas defensiver aufbauen. Aber wir können auch sehr gut mit Viererkette spielen, ein 4-4-2 oder auch ein 4-3-3 ist nicht ausgeschlossen«.
Dass das Personal variieren wird, liegt nicht nur an den vielen englischen Wochen, die ab September auf die Borussia zukommen, sondern auch an der Qualität im Aufgebot. »Wir haben einen Kader mit 16 oder 17 Spielern, die alle die Berechtigung hätten, von Beginn an zu spielen. wenn sie in Topverfassung sind. Für uns gilt: Der nächste Gegner und die Verfassung unserer Spieler - diese Kombination entscheidet«.
Möglichst viele Spieler in den besten Zustand zu bringen, darum geht es in diesen Tagen. Und Schubert ist optimistisch, dass es klappt: »Alle ziehen mit, aber was anderes habe ich bei der Mannschaft auch nicht erwartet. Es sind alles sehr ehrgeizige Spieler und es gibt keinen, den man antreiben muss. Die neuen Athletiktrainer sagen, dass sie überrascht sind, wie diszipliniert und konzentriert die Spieler diese ganzen Dinge machen. Das spricht für die Mannschaft«.