Es gibt Dinge, die auch in einem Fußballverein wichtiger sind, als das nächste Spiel. So wie im Fall Borussia und Lars Stindl. Bei dessen schwangerer Frau war es unter der Woche zu Komplikationen gekommen und Stindl wurde vom Training freigestellt. Auch gegen Hoffenheim steht Borussias eigentlich unverzichtbarer Offensivakteur nicht zur Verfügung. »Lars wird am Wochenende nicht da sein«, erklärte Max Eberl am Freitag. »Seiner Frau und dem Kind geht es gut«, lautete die wichtigste Nachricht. »Wir als Verein haben ihm die Möglichkeit gegeben, bei seiner Frau zu sein. Lars wird, wenn alles normal läuft, in den nächsten Tagen zurückkommen«.
Gegen Hoffenheim wird André Schubert somit einen neuen Sturmpartner für Raffael finden müssen. Außer auf Stindl muss Schubert auf Jantschke und Stranzl verzichten. Letzterer ist aber nicht so schwer verletzt, wie in den letzten Tagen gemutmaßt wurde. »Es ist kein Muskelfaserriss, sondern einfach nur eine gereizte Sehne«, erläuterte Schubert. »Martin wird für Sonntag nicht zur Verfügung stehen, ist aber nicht schwerer verletzt«.
Mo Dahoud (leichte Stauchung) und Nico Elvedi (grippaler Infekt), die im Training zuletzt kürzer traten, trainierten am Freitag mit der Mannschaft. »Beide werden zur Verfügung stehen«, gab Schubert Entwarnung. Zudem kehrt Kapitän Granit Xhaka nach abgelaufener Gelb-Sperre zurück in die Startelf.
Wen genau der Trainer am Sonntag ins Rennen schicken und mit welcher taktischen Ausrichtung er das Spiel angehen wird, ließ Schubert wie üblich offen. Dass er sich gegen die unter dem Trainer-Jüngling Julian Nagelsmann wiedererstarkten Hoffenheimer etwas überlegen muss, ist klar. »Das ist eine gute Mannschaft«, so Schubert. »Sie sind taktisch ein bisschen anders aufgestellt, wechseln auch innerhalb des Spiels das System. Letzte Woche haben sie mit Dreierkette gespielt. Das haben einige Vereine, weil es eine interessante Variante ist. Sie verfügen über eine Offensive mit sehr guten Außen, wie Volland. Es ist eine junge, laufstarke Mannschaft und auf uns wartet eine schwere Aufgabe«.
Zumal sein Team durch die letzten beiden Auswärtspleiten nicht gerade auf einer Euphoriewelle daherkommt. »Es geht viel um Selbstvertrauen«, bestätigt Schubert. »Wir haben zweimal auswärts verloren, damit müssen wir jetzt umgehen. Klar ist eine Erwartungshaltung da und der müssen wir gerecht werden«.
»Es steht in jedem Spiel auf des Messers Schneide«, so Schubert weiter. »Es geht immer darum, dass du Nerven behältst, die Ruhe bewahrst und versuchst, an deine Leistungsgrenze zu gehen. Jetzt geht es darum, sich zu konzentrieren und einen guten Job zu machen«.
Das war zuletzt nicht der Fall. »Die Konstanz und Stabilität Woche für Woche zu bringen, gelingt uns noch nicht«, räumte Schubert ein. »In manchen Situationen in Hannover hattest du das Gefühl, dass sie gehemmt wirkten und dann sieht es von außen so aus, als würden sie nicht wollen. Aber es ist dann eher eine Blockade, weil der Mut fehlt«. Schubert sieht seine Aufgabe darin, der Mannschaft den »Druck zu nehmen und sie daran zu erinnern, was sie für Qualitäten hat«.
Zudem gab es eine deutliche Ansage an die Spieler. »Wir haben appelliert, dass man jetzt nochmal alles in die Waagschale wirft«, sagte Max Eberl. »Ich weiß, dass wir eine Mannschaft haben, die absolut intakt ist, das genauso sieht und die sich sehr intensiv mit der Situation auseinandersetzt. Mir hat es gutgetan, weil ich auch ein bisschen Frust loswerden konnte«.
Die übergreifende Frustbewältigung soll nun am Sonntag gegen Hoffenheim erfolgen. So ganz nebenbei können sich die Gladbacher ein Bild von einem künftigen Borussen machen: Tobias Strobl wird allgemein als Startelfspieler in der Innenverteidigung der Kraichgauer erwartet.