Es ist noch nicht allzu lange her, da waren Heimspiele von Borussia Mönchengladbach eine mehr als zähe Angelegenheit. Nur 2 Monate und 16 Tage liegen zwischen dem hart erarbeiteten 1:0 gegen Union Berlin durch den Lucky Punch von Čvančara in der siebten Minute der Nachspielzeit und dem locker-leichten 4:1 über Holstein Kiel an diesem Samstag.
Der knappe Erfolg gegen Union Ende September war erst der zweite Heimsieg im Kalenderjahr 2024, und es war nicht vorauszusehen, dass sich die Borussia in den folgenden Wochen noch zu einer echten Heimmacht entwickeln würde. Dem Sieg gegen Union folgten ein 3:2 gegen Heidenheim, ein 4:1 gegen Werder, ein 2:0 gegen St. Pauli, ein 1:1 gegen den BVB und nun das 4:1 gegen Kiel. Fünf Siege und ein Remis aus den letzten sechs Partien im Borussia-Park - das kann sich wirklich sehen lassen.
Hack mit dem ersten Saisontor
Im letzten Heimspiel des Jahres wurden die Zuschauer mit einem herrlich entspannten Pflichtsieg beschenkt. Gezittert werden musste diesmal allenfalls aufgrund der ungemütlichen Temperaturen. Auf dem Rasen war die Sache gefühlt schon nach 37 Sekunden in trockenen Tüchern. Tim Kleindienst, der die Borussen in Abwesenheit von Julian Weigl erstmals als Kapitän aufs Feld führte, machte den Blitzstart zur Chefsache. Er legte im Mittelfeld auf Franck Honorat ab, sprintete dann in die Mitte und verwertete Honorats perfekte Flanke per Kopf zum 1:0.
»Der Start hat uns zusätzliche Energie, Mut und Vertrauen gegeben«, sagte Gerardo Seoane später. »Dass wir so starten, hat uns natürlich Aufwind gegeben«, erklärte Robin Hack, der bereits in der 26. Minute nachlegte, als er einen Fehler der Kieler Abwehrspieler konsequent nutzte und mit einem überlegten Lupfer das 2:0 erzielte. Es war gleichzeitig Hacks erstes Saisontor. »Es wurde auch Zeit«, sagte Borussias bester Torschütze der Vorsaison.
Gemeinsames Verteidigen als Basis
Die Gladbacher hatten alles im Griff, daran änderte auch der Anschlusstreffer der Kieler nichts. Der unhaltbare und wirklich sehenswerte Distanzschuss von Gigovic nach einer halben Stunde beeindruckte auch die Borussen. »Da müssen wir anerkennen, dass es ein geiles Tor war«, sagte Tim Kleindienst. Dies konnte er später so gelassen ausdrücken, weil sich das Traumtor nicht als Wirkungstreffer erwies. Kiel fehlte schlichtweg die Qualität, um die Fohlen wirklich ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.
Das lag jedoch auch daran, dass die Gladbacher in der Defensive hellwach blieben und geschlossen verteidigten. Auch wenn noch niemand richtig beurteilen kann, wie nachhaltig Borussias Erfolgsphase ist, so herrscht absolute Einigkeit, dass die Basis von allem die bessere defensive Stabilität ist. »Wir verteidigen sehr klar und jeder bis zum Schluss«, lobte Kleindienst. Und Robin Hack unterstrich, dass aus der funktionierenden gemeinsamen Arbeit gegen den Ball der Impuls komme, mit Spielfreude umzuschalten und die eigenen Angriffe zu starten.
Ein Hauch von ‘Borussia-Barcelona’
»Wir sind sehr klar und zielstrebig in unseren Aktionen«, betonte Kleindienst. Der Nationalspieler hätte durchaus noch zwei weitere Kopfballtore erzielen können (»Den nach der Flanke von Rocco sollte ich machen, das nervt mich tatsächlich auch ziemlich doll«), doch das war letztlich nur noch eine Randnotiz. Auch weil Plea noch vor der Pause mit seinem Kopfball im Anschluss an die Honorat-Ecke mit dem 3:1 nahezu alle Zweifel ausräumte.
Nach dem Seitenwechsel schalteten die Borussen zusehends in den Verwaltungsmodus, ohne jedoch nachlässig zu verteidigen. So wurde es ein sehr entspannter Nachmittag im Borussia-Park, der mit dem fein herausgespielten 4:1 durch Plea noch einen sehenswerten Höhepunkt hatte. Diese selbstverständlichen Passfolgen und der präzise Abschluss ließen Erinnerungen an die Zeit wach werden, als der Begriff 'Borussia-Barcelona' in Mönchengladbach die Runde machte. So weit ist man bei Borussia Ende 2024 noch lange nicht, doch die Art und Weise, wie dieses von der Konstellation her unangenehme Pflichtspiel gegen Kiel gemeistert wurde, lässt die Hoffnung auf weitere stabile Leistungen wachsen.
von Marc Basten