Viel gelaufen ist Christoph Kramer immer. Auch in der Hinrunde, als er nach seiner Rückkehr nach Mönchengladbach die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Die Laufwerte unterstreichen, dass Kramer durchaus den Willen zeigte, aber die Umsetzung blieb letztlich oftmals unbefriedigend.
Im neuen Jahr läuft Kramer immer noch viel. Mit dem Unterschied, dass diesmal wirklich etwas dabei herauskommt. Unter Dieter Hecking avanciert der 25-Jährige zum zentralen Fixpunkt vor der Abwehr und zeigt durchweg starke Leistungen – er wirkt wie runderneuert.
Was mit Christoph Kramer in den letzten Wochen passiert ist, hat ursächlich mit dem neuen Trainer zu tun. Dieter Hecking legte sich früh fest, dass Kramer für ihn ein wichtiger Faktor im Mannschaftsgefüge ist. Kramer erhielt nicht nur Rückendeckung und Vertrauen von Hecking, sondern auch klar definierte Aufgaben.
Kramer und Dahoud mutieren zu echten Balljägern
Dass der Weltmeister jetzt seine eigentlichen Stärken so zur Geltung bringen kann, liegt vor allem an der von Hecking veränderten Grundordnung. Während die Sechser in der Hinrunde riesige verwaiste Flächen beackern mussten und dabei meist hinter ihren Gegenspielern her hechelten, bekommen sie nun viel leichter Zugriff. Durch die stabile defensive Staffelung und die erhöhte Laufbereitschaft der Mitspieler werden die Räume effektiv verknappt.
So mutieren Kramer und Dahoud zu echten Balljägern. Endlich macht diese ganze Laufarbeit Sinn. Die Erkenntnis, dass man den Gegner mit zwei, drei Schritten stellen und bearbeiten kann, beflügelt ungemein. Es ist ganz anders, als dieses sinnlose Anlaufen, wenn der Gegenspieler Zeit und Raum hat, das Spiel mühelos fortzusetzen.
Die vielen Ballgewinne in der Zentrale sind der Schlüssel, weil zum einen mögliche Gefahr weit weg vom eigenen Tor bereits beseitigt wird und zum anderen schnell umgeschaltet werden kann. Das Siegtor in Leverkusen kann insoweit als Musterbeispiel herhalten. In solchen Situationen, oder bei der starken Vorbereitung des Treffers in Bremen, zeigt Christoph Kramer, dass er fußballerisch richtig was draufhat.
Kramer führt Dahoud und hält ihm gleichzeitig den Rücken frei
Nimmt man die herausragenden spielerischen Qualitäten von Mo Dahoud hinzu, hat Borussia ein bärenstarkes Zentrum. Zumal Dahoud immer mehr zum Mann wird und sichtlich Gefallen daran findet, Bälle mit einer Mischung aus Bissigkeit und Eleganz zu erobern. Er lässt sich von Kramer im Positionsspiel führen, weiß aber gleichzeitig um dessen Rückendeckung, wenn er sich nach vorne orientiert. Dazu hat Dahoud verstanden, dass einsames Forechecking wenig bringt. Seine Laufwege sind viel ‚erwachsener‘ geworden.
Wichtig wird sein, dass sowohl Kramer als auch Dahoud nicht anfangen zu überdrehen. Und natürlich wird vieles davon abhängen, dass die Mannschaft weiter so geschlossen in der Defensive mitarbeitet. Kramer und Dahoud brauchen die Unterstützung des Kollektivs, damit ihre Laufarbeit wirklich Sinn macht. Dass es funktioniert, haben sie in den letzten Wochen eindrucksvoll nachgewiesen. Jetzt gilt es, das weiter zu bestätigen.