Einzelkritik 8. Spieltag: Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)

Es war mehr drin für den Tabellenführer

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Enttäuschte Gladbacher Borussen nach einem ordentlichen Spiel in Dortmund (Foto: TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach bleibt trotz der Niederlage in Dortmund Tabellenführer der Bundesliga. Im Westfalenstadion war für die Fohlenelf mehr drin. Ein Remis wäre durchaus verdient gewesen. Die Einzelkritik.

Yann Sommer: Stand in der Vergangenheit im Westfalenstadion schon unter deutlich stärkerem Beschuss, doch auch diesmal musste er einige brenzlige Aufgaben meistern. Einen Schuss von Brandt in der Anfangsphase wehrte er stark ab, später lenkte er den Kopfball von Hummels nach einer Ecke an die Latte. Beim aberkannten Treffer von Hazard sah Sommer unglücklich aus, als er sich den abgefälschten Ball quasi selbst ins Tor faustete. Durch die nachträgliche Abseitsentscheidung löste sich das Ganze in Wohlgefallen auf. Nach Rückpässen ließ sich der Schweizer zwei-, dreimal etwas sehr viel Zeit. Ein Pass wurde von Hakimi abgefangen und ermöglichte Dortmund einen gefährlichen Angriff. Beim Gegentor machte sich Sommer eigentlich gut breit, doch der Ball rutschte durch seine Beine. In der Schlussphase rettete er nach einem Dortmunder Konter überragend gegen Brandt und wehrte auch den Rebound ab. Note 2,5.

Stefan Lainer: Spielte trotz des vor zwei Wochen erlittenen Bänderrisses 90 Minuten durch und verdiente sich allein damit schon einen Tapferkeitsorden. Wie gewohnt beackerte Lainer die rechte Seite, wobei er darauf bedacht war, nicht zu ungestüm nach vorne zu preschen und Lücken zu lassen. Das passierte ihm zweimal vor der Pause und prompt nutzten die Dortmunder den sich bietenden Raum zu Gegenangriffen. Defensiv war Lainer bissig. Exemplarisch die Situation, als er Schulz stoppte und direkt einen Konter einleitete. Einen gefährlichen Schuss von Reus blockte er in höchster Not. Lainer selbst hatte eine Großchance, als er nach einer verlängerten Ecke am zweiten Pfosten an Bürki scheiterte. Nach der Pause warf er sich beherzt in einen Schuss von Hazard, einige Male eroberte er hart, aber fair den Ball an der Außenlinie. Klasse sein schnell ausgeführter Freistoß in den Lauf von Plea, der leider Probleme bei der Ballkontrolle hatte. Auch diesmal legte Lainer in den letzten zwanzig Minuten nochmals eine Schippe drauf. Stark sein Konterlauf mit Zuspiel auf Thuram. Wie eine Wühlmaus arbeitete er am und im Dortmunder Sechzehner. Mit seiner scharfen Hereingabe auf Neuhaus wäre ihm fast der Assist zum Ausgleich geglückt. Note 2,5.

Tony Jantschke: Ersetzte den verletzten Ginter als rechter Innenverteidiger. Er begann mit einem Pass ins Seitenaus und hätte kurz darauf für den frühen Führungstreffer sorgen können, als er nach einer Ecke den vor der Torlinie stehenden Reus anköpfte. Danach hatte Jantschke in der eigenen Hälfte alle Hände voll zu tun. Den ersten Abschluss von Hazard blockte er zur Ecke, gegen Brandt fegte er rigoros dazwischen und auch Hakimi kam im Strafraum nicht an ihm vorbei. Wenn es nötig wurde, ballerte Jantschke den Ball auch mal auf die Tribüne. Mit seiner Kopfballverlängerung nach einer Ecke hätte er fast einen Assist für Lainer geliefert. Anfang der zweiten Halbzeit hätte Jantschke nach einer Ecke zum Kopfball kommen können, doch er musste im Sechzehner zurückziehen, weil ein Dortmunder mit hohem Bein angerauscht kam. Schleierhaft, warum hier nicht auf gefährliches Spiel entschieden wurde. Kurz darauf blockte er hinten vor der nächsten Brandt-Chance noch im letzten Moment, dann musste er beim Gegentor Reus ziehen lassen. Insoweit kein Vorwurf an Jantschke - der Hazard-Pass und der Antritt von Reus waren in letzter Instanz nicht mehr zu verteidigen. Jantschke blieb bis zum Ende wachsam, haute sich in die Zweikämpfe und legte mit 11,1 Kilometern eine für einen Innenverteidiger erstaunliche Distanz zurück. Note 2,5.

Nico Elvedi: Eine ordentliche Partie des Innenverteidigers, der in deutlich weniger brenzlige Situationen verwickelt wurde, als sein Nebenmann Jantschke. Elvedi blieb stabil im Zweikampf gegen Hazard und wies auch Reus zunächst in seine Schranken. Probleme hatte Elvedi mit Hummels bei den Dortmunder Ecken - der Ex-Nationalspieler konnte sich da nicht nur beim Lattenkopfball einfach behaupten. Im Spielaufbau agierte Elvedi mit Ausnahme zweier wirklich missglückter Pässe solide. Zweimal traute er sich mit Ball über die Mittellinie, brach die Aktionen jedoch vorzeitig ab. Nach dem Seitenwechsel klärte er zunächst aufmerksam gegen Brandt, beim Gegentor stand er nicht gut, um Reus noch zu hindern. Wie bei Jantschke kann man Elvedi in dieser Situation jedoch keinen wirklichen Vorwurf machen. Im weiteren Verlauf - auch später in der Dreierkette - zuverlässig. Note 3,0.

Oscar Wendt: Kam gut ins Spiel und verteidigte aufmerksam gegen Hakimi. Als der die Seite mit Hazard tauschte, wurde es für Wendt deutlich unangenehmer. Sein Ex-Kollege stresste ihn gehörig und Wendt hatte in mehreren Situationen das Nachsehen. Glück hatte der Schwede, dass der Hazard-Treffer - bei dem er den Ball mit nach hinten ausgestreckten Bein entscheidend abgefälscht hatte - nicht zählte. Probleme hatte Wendt bei Dortmunder Ecken mit Delaney, den er zweimal nahezu unbedrängt zum Kopfball kommen ließ. Auf dem Weg nach vorne verschleppte Wendt in der einen oder anderen Situation zu sehr das Tempo. Stark dagegen die scharfe Flanke zum Kopfball von Embolo. Mit zunehmender Dauer mischte Wendt vorne einige Male gut mit - u.a. mit einer Hackenablage auf Thuram. In der 78. Minute machte er Platz für Stindl, als auf Dreierkette umgestellt wurde. Note 3,5.

Christoph Kramer: Wieder als zweiter Sechser aufgeboten, verrichtete er eine Unmenge an Laufarbeit. Mit 12,3 Kilometern war er neben dem Dortmunder Delaney der laufstärkste Akteur auf dem Platz. Gegen den Ball lief Kramer die Räume zu, eroberte einige Male das Spielgerät und schob ein paarmal gut mit an, wenn es um das gemeinsame Pressing ging. Allerdings gab es auch immer wieder Phasen, in denen die Abstände zwischen den Linien sehr groß waren. Am Ball zeigte Kramer Übersicht, kleinere Nachlässigkeiten - wie vor der Brandt-Chance in Halbzeit 1 - wurden direkt bestraft. Kramer führte viele Zweikämpfe und bekam sowohl von Delaney als auch von Hakimi den Ellenbogen an den Kopf. Bei der Entstehung des Gegentores war Kramer gemeinsam mit Zakaria weit nach links gerückt, so dass zentral für das Anspiel auf Hazard entscheidend zu viel Raum war. Nach Freistoßflanke von Neuhaus hatte Kramer in der Schlussphase eine ausgezeichnete Gelegenheit - beim Dropkick mit rechts von der Strafraumgrenze traf er den Ball nicht optimal, so dass dieser am Tor vorbei strich. Dass sportlich-faires Verhalten nicht immer angebracht ist, zeigte eine Szene mit Witsel. Während Kramer sich nach einem Foul beim Belgier entschuldigte und ihm beim Aufstehen half, führte Dortmund den Freistoß schnell in den Raum aus, wo Kramer fehlte. Note 3,0.

Denis Zakaria: Startete mit einem guten ersten Antritt und einem Pass auf Thuram in die Partie. In der Folgezeit etwas unauffälliger als zuletzt, was auch daran lag, dass die Dortmunder ihn aufmerksam bearbeiteten. Zakaria spielte ein paar gute Pässe, in der Rückwärtsbewegung zeigte er sein Tempo u.a. in der Szene, als er Hazard den Ball im letzten Moment weg spitzelte, Hakimi ablief oder gegen Brandt abräumte. Als nach dem Gegentor das Offensivspiel verstärkt wurde, schob Zakaria mit an und spielte u.a. vor der Herrmann-Chance den Pass auf Thuram. Auf der anderen Seite gewann er einige wichtige Duelle, wodurch Umschaltangriffe der Dortmunder unterbunden werden konnten. Nach der Umstellung übernahm er die zentrale Position in der Dreierkette, stürmte aber immer wieder mit Riesenschritten nach vorne. In einer Aktion traf er vorne das Außennetz, kurz danach bereinigte er hinten eine brenzlige Situation nach einem Fehler von Herrmann. Note 3,0.

Marcus Thuram: Blieb gleich zu Beginn nach Zakaria-Anspiel auf der rechten Seite hängen und hatte es in der Folgezeit schwer, sich in Szene zu setzen. Ein paar Ansätze gab es, doch letztlich kam Thuram nur selten durch. Dafür machte er weite Wege nach hinten auf eine Linie zu den Sechsern. Damit nahm er Schulz den Raum für seine Vorstöße. Nach der Pause holte er über links mit einem guten Antritt eine Ecke heraus. Danach zunächst weiter auf rechts unterwegs, wo er bei einem Konter von Lainer eingesetzt wurde. Im Anschluss an die Wechsel nach etwas mehr als einer Stunde rückte Thuram auf die linke Seite. Dort kam er augenscheinlich besser zurecht und er sorgte mehrfach für Gefahr. Ganz stark war die Vorbereitung zur Herrmann-Chance, als er sich unwiderstehlich bis zur Grundlinie durchtankte. Note 3,5.

László Bénes: Wieder in zentraler Rolle aufgeboten, musste sich Bénes erst etwas daran gewöhnen, dass mit Witsel und Delaney nicht gut Kirschen essen ist. Zu Beginn wirkte er etwas zaghaft in den direkten Duellen, fand dann aber besser in die Spur. Er wehrte sich zusehends, machte weite Wege und leitete den Ball mehrfach schnell und direkt weiter. Seine Standards waren allesamt gefährlich, der Pass auf Embolo vor dessen Großchance überragend. Nach dem Seitenwechsel tauchte Bénes etwas ab und wurde in der 63. Minute durch Neuhaus ersetzt. Note 3,0.

Alassane Plea: Auf der linken Seite aufgeboten nahm Plea deutlich weniger am Geschehen teil, als zuletzt in gleicher Rolle. Es fehlte ihm an Spritzigkeit und auch an Wucht, um sich durchzusetzen. Akanji und Kollegen konnten Plea mehrfach relativ einfach stoppen. So hatte der Franzose seine besten Szenen in der Rückwärtsbewegung, wo er weite Wege machte, Räume zulief und vor dem Seitenwechsel zweimal im richtigen Moment Schüsse der Dortmunder blockte. Nach der Auswechslung von Embolo in der 63. Minute rückte Plea in die Zentrale. Doch auch dort hatte er nur eine wirklich auffällige Szene: Lainer führte einen Freistoß schnell aus, der Ball landete perfekt im Lauf von Plea, dessen erster Kontakt gelang, doch dann schaffte er es nicht, die Kugel zu kontrollieren. Letztlich driftete er ab und schoss weit am Tor vorbei. Nach dem Spiel wurde bekannt, dass Plea sich eine Verletzung in der Oberschenkelmuskulatur zugezogen hat. Note 4,0.

Breel Embolo: Als zentraler Angreifer aufgeboten, konnte er gleich zu Beginn mit einer Balleroberung am gegnerischen Sechzehner aufwarten. Kurz darauf war er bei einem Konter zu zaghaft und lief sich fest. Im Anlaufen des Dortmunder Aufbauspiels war Embolo fleißig. Nach Flanke von Wendt köpfte er aus dem Lauf im Fallen über den Kasten - das war eine starke Bewegung des Angreifers. Weniger gut war der technische Fehler, der zu einem Ballverlust und einem Dortmunder Gegenangriff führte. Richtig ärgerlich alsdann die Situation, als er nach Traumpass von Bénes alleine auf Bürki zulief. Anstatt den Ball mit rechts ins lange Eck zu heben, versuchte er links am Torwart vorbeizulaufen und wurde von dessen Hochrisiko-Grätsche gestoppt. Als er etwas später den Fehlpass seines Landsmanns Akanji antizipierte, blieb er erneut an Bürki hängen. Nach der Pause hatte Embolo keine nennenswerte Aktion mehr - nach 63 Minuten machte er Platz für Herrmann. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Kam in der 63. Minute für Embolo und rückte nach rechts auf die Thuram-Position. Herrmann brachte sich wie gewohnt mit viel Elan ein und hatte die große Ausgleichschance auf dem Fuß. Bei seinem Versuch aus kurzer Distanz wurde er deutlich von Hummels getroffen und es ist unverständlich, dass der VAR da nicht eingegriffen hat. Nach der Umstellung in der Endphase spielte Herrmann auf der linken Seite. Dort mit einem krassen Fehlpass, den Zakaria ausbügelte. Ohne Note.

Florian Neuhaus: Ersetzte Bénes ab der 63. Minute und übernahm dessen zentrale Position. Er begann mit einer zu flachen Freistoßflanke, die weiteren Standards waren dann deutlich besser. Die Ecken kamen gefährlich und die Hereingabe zur Dropkick-Chance für Kramer kam punktgenau. Im Zweikampfverhalten war Neuhaus etwas zögerlich und ließ sich in der Entstehung des aberkannten Brandt-Treffers sehr einfach den Ball abluchsen. Kurz vor Schluss hatte er nach der Lainer-Vorarbeit aus kurzer Distanz die Gelegenheit zum Ausgleich, doch Hitz blockte den Ball vor der Linie. In der Nachspielzeit sah Neuhaus noch Gelb für ein notwendiges taktisches Foul gegen Brandt, um einen Konter zu verhindern. Ohne Note.

Lars Stindl: Gab in der 78. Minute sein Comeback und kam für Wendt in die Partie. Stindl ordnete sich zentral ein, konnte sich aber nicht mehr entscheidend in Szene setzen. Dass ihm noch Spritzigkeit und Rhythmus fehlen, ist logisch. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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