Nachdreher aus dem Borussia-Park

Eine gute Reaktion zum richtigen Zeitpunkt

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Eine ordentliche Teamleistung von Borussia gegen Heidenheim (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach gewann verdient gegen den 1. FC Heidenheim und zeigte eine gute Reaktion nach dem schlechten Spiel in Augsburg. Mann des Tages war Doppeltorschütze Tim Kleindienst, aber nicht nur er setzte positive Akzente. Auch wenn das Problem der einfachen Gegentore weiterhin Bestand hat.

Dass am Samstagnachmittag im Borussia-Park eine gewisse Anspannung herrschen würde, war nach der Minus-Leistung in Augsburg vor der Länderspielpause zu erwarten. Als die Mannschaftsaufstellung verlesen und der Name von Trainer Gerardo Seoane genannt wurde, waren die gellenden Pfiffe von den Rängen unüberhörbar. »Was von draußen kommt, können wir nicht beeinflussen«, sagte Sportchef Roland Virkus später. »Wir bleiben intern zusammen und das hat die Mannschaft heute bewiesen.«

Tatsächlich verflüchtigte sich die skeptische Stimmungslage im Stadion relativ zügig, was damit zu tun hatte, dass die Mannschaft relativ zügig Fußball spielte. »Wir waren deutlich anders im Spiel als in Augsburg, hatten viel mehr Aktionen und Sachen, die wir auch einfach richtig gemacht haben«, sagte Neu-Nationalspieler Tim Kleindienst. Es wurde zielstrebig nach vorn gespielt, die zuletzt vermisste Passschärfe war wieder da und auch das Positionsspiel war deutlich verbessert. 

Die neu besetzte Viererkette erwies sich als Pluspunkt

Das hatte gewiss auch mit der Rollenverteilung zu tun. Reitz war mit seiner Griffigkeit neben Weigl die richtige Besetzung, mit Honorat (rechts) und Hack (links) waren die Außen mit Spielern besetzt, die auf diesen Positionen zu Hause sind. Plea als Zehner konnte sich frei bewegen und so hatte das Offensivspiel Drive und wirkte nicht so zufallsbasiert wie zuletzt. Dazu kam, dass sich der erzwungene Komplettumbau der Viererabwehrkette nicht als Schwächung, sondern als das Gegenteil entpuppte. 

Lainer als Rechtsverteidiger war bissig im Zweikampf und auch wenn er auf dem Weg nach vorn manchmal etwas zu hektisch war, so war er mit seiner wachsamen Präsenz belebend. Linksverteidiger Scally hatte zwar nicht viele nennenswerte Offensivaktionen, aber er verteidigte stringent und seriös. Itakura übernahm die linke Innenverteidigerposition und war in der Spieleröffnung klarer als zuletzt, und als rechter Innenverteidiger machte Friedrich in all seiner Schnörkellosigkeit ein richtig gutes Spiel. 

Das ganze Gebilde wirkte solide und strukturiert 

Auch wenn nicht alles verteidigt wurde, so wirkte die Abwehrkette stabiler als in den Vorwochen. Schlafmützige Aktionen, zu welchen die immer leicht phlegmatisch erscheinenden Elvedi und Netz neigen, gab es nicht. Insgesamt wirkte das ganze Gebilde solide und strukturiert. Dass man dennoch mit der ersten Chance des Gegners in Rückstand geriet, war extrem ärgerlich. Moritz Nicolas musste anschließend eingestehen, dass er beim Tor nicht gut aussah, verwies aber darauf, dass der Schuss noch abgefälscht wurde und der Ball so für den Keeper unglücklich durchrutschte. 

Durch den verdienten Ausgleich durch Itakura zehn Minuten später waren die Borussen schnell wieder in der Spur und das deutlich überlegene Team. Nach der Pause war Heidenheim aktiver, bot aber auch mehr an, was die Borussen mit dem Doppelpack von Kleindienst zur vermeintlichen Vorentscheidung ausnutzen konnten. Erst traf der Stürmer sehenswert per Hacke, dann übernahm er beim Elfmeter die Verantwortung. 

Kleindienst: »Du musst einfach überzeugt sein«

Das war natürlich nicht ohne Risiko, schließlich kennt Heidenheims Torwart Müller seinen engen Freund Kleindienst in- und auswendig. »Du musst einfach überzeugt sein«, sagte Kleindienst. Einen Augenkontakt zu Müller suchte er vor dem Schuss nicht, ein Schritt Anlauf reichte und er versenkte den Ball perfekt flach im rechten Eck. »Sobald du einen Elfmeter gut schießt, ist es nahezu unmöglich für einen Torhüter - und der hier war gut geschossen«. Einen ausgiebigen Jubel verkniff sich Kleindienst aus Respekt für seinen Ex-Klub. »Es tut einem dann doch irgendwie weh. Es ist die alte Liebe, man hat so viel zusammen erreicht und erlebt. Aber am Ende sind wir alle professionell genug.«

Mit dem 3:1 eine Viertelstunde vor Schluss war das Spiel vermeintlich durch. »Ich habe gehofft, dass wir das relativ erwachsen zu Ende bringen, was wir leider nicht ganz geschafft haben«, sagte Kleindienst. Die unsägliche Auslegung der Handspielregel sorgte dafür, dass Heidenheim ein Elfmeter zugesprochen wurde, nachdem der Ball die Faust von Weigl touchiert hatte. Weder eine Absicht noch eine unnatürliche Armhaltung waren zu erkennen, aber die Entscheidungskriterien beim Handspiel bleiben ein ungelöstes Rätsel. 

In Mainz nachlegen - »Das ist jetzt unser Job«

So wurde es noch eine richtig kribbelige Schlussphase im Borussia-Park. »Sie hatten noch zwei echt gute Chancen und da hatten wir auch das Glück auf unserer Seite«, gestand Kleindienst ein. Allerdings hatten die Borussen noch unglaubliche Konterchancen, die sie teilweise fahrlässig liegen ließen. Čvančara hätte in der Nachspielzeit einen Hattrick erzielen können, scheiterte aber am Pfosten, an Müller und an seiner Schusstechnik. Auch Kleindienst musste sich noch ärgern, dass Müller im Eins-gegen-Eins die Oberhand behielt. 

Am Ende war es nicht mehr entscheidend, denn der verdiente zweite Heimsieg der Borussia hatte Bestand. Das Ergebnis, aber auch die über weite Strecken sehr ordentliche Leistung der Mannschaft, nimmt etwas Druck vom Kessel. Gleichwohl gibt es keinen Grund für Selbstzufriedenheit. »Wir sind viel öfter in den Sechzehner gekommen und hatten viel mehr Aktionen, wo etwas passieren kann«, sagte Tim Kleindienst. »Das müssen wir beibehalten. Aber wir müssen es abstellen, jedes Mal so zwei einfache Gegentore zu bekommen.« Roland Virkus richtete den Blick bereits auf den kommenden Freitag: »Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber jetzt geht es auch darum, das in Mainz zu bestätigen. Das ist jetzt unser Job.« 

 


von Marc Basten
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