Es gibt keinen Profiklub im deutschen Fußball, der flächendeckend auf solch eine Ablehnung stößt, wie RB Leipzig. Die Gründe liegen auf der Hand und sie begleiten auch das erste Pflichtspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem ‚Kunstprodukt‘ RB.
Die aktive Gladbacher Fanszene will am Mittwoch 19 Minuten schweigen, um so ihren Protest auszudrücken. Das Projekt RB stelle „eine neue Dimension der Abscheulichkeit dar“, heißt es. Hier sei ein Verein einzig zu dem Zweck gegründet worden, um „Werbeträger für ein Unternehmen zu sein“.
Bei einer ausgewogenen Diskussion über die Auswüchse des modernen Fußballs dürfen zwar auch manche Traditionsklubs nicht außeracht gelassen werden – wie der HSV und sein unberechenbarer Mäzen Kühne -, aber das Red-Bull-Konstrukt ist schon eine Nummer für sich.
Borussias Sportdirektor Max Eberl hat daher auch Verständnis, dass die Gladbachfans die Sachsen nicht gerade freundlich in der Bundesliga begrüßen. »Es ist legitim, dass es für die Fans ein besonderes Spiel ist«, sagte Eberl am Dienstag. »Ich bin aber froh, dass das Schweigen nur für 19 Minuten angesetzt ist. Denn es heißt im Umkehrschluss, dass wir unsere Fans 71 Minuten im Rücken haben«.
Die Unterstützung wird nötig sein, denn auf Borussia wartet beim Neuling eine große Herausforderung. »Leipzig hat mehr Geld ausgegeben als wir, sie sind sehr gut aufgestellt und nicht der typische Aufsteiger«, sagte André Schubert. Das bekam Borussia Dortmund zu spüren, die bei RB verloren und vor drei Tagen der HSV, der daheim mit 0:4 unterging.
Rund 50 Millionen hat Red Bull in der letzten Transferperiode bewegt. »Noch nie in der Geschichte der Bundesliga hat es einen Aufsteiger gegeben, der so viel investiert hat«, sagte Max Eberl. »Sie können aus dem Stand heraus überall mithalten und sofort oben angreifen«.
Am Mittwoch werden die Borussen sich dem erwehren müssen, auf Strecke wird RB die gesamte Liga in Wallung bringen. »Es macht sie gefährlich, weil sie Geld und einen Plan haben. Der Verein ist sportlich eine Gefahr für alle«, ist sich Eberl sicher.
In den ersten Partien dieser Saison wurde deutlich, dass sich der RasenBallsport Leipzig e. V. mit hoher Qualität und gleichzeitig einer klaren Struktur präsentiert. Trainer Ralf Hasenhüttl kann seinen gefürchteten ‚Ingolstadt-Style‘ nun an individuell bessere Fußballer anpassen und das macht RB äußerst unangenehm für jeden Gegner.
Für die Borussen wird es darauf ankommen, von Beginn an fokussiert zu sein und vor allem läuferisch dagegen zu halten. Eine Larifari-Herangehensweise wie in Freiburg würde RB ohne Zweifel bestrafen. Die Gladbacher müssen den Beweis antreten, dass sie aus dem Auftritt im Breisgau gelernt haben.
Offen ist, mit welchem Personal André Schubert die ‚Mission RB‘ angehen wird. Neben den Langzeitausfällen Herrmann, Dominguez, Drmic und Doucouré wird auch Raffael nicht mitwirken können. Der Brasilianer war am Samstag gegen Bremen zur Halbzeit nicht nur zur Schonung ausgewechselt worden, ihn plagten Probleme an den Adduktoren. Die sind noch so nachhaltig, dass Raffael in Leipzig nicht auflaufen kann.
So könnte André Hahn in den Fokus rücken, der am Samstag gegen Werder 90 Minuten auf der Bank saß. Aber auch andere Variationen sind durchaus denkbar. Rund 5000 Borussenfans in der ausverkauften Red-Bull-Arena werden sich vor Ort überzeugen können. Und nach 19 Schweigeminuten die Mannschaft nach vorne peitschen. Nur echter Support verleiht Flügel.