Nachdreher aus dem Borussia-Park

Eine ärgerliche Niederlage, die dennoch Hoffnung weckt

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Der Zusammenhalt passte bei Borussia gegen Bayer (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Es ist von großer Bedeutung, auf welche Art und Weise eine Mannschaft ein Spiel verliert. Die Spieler von Borussia Mönchengladbach durften sich am Freitagabend nach dem 2:3 gegen Meister Bayer Leverkusen erhobenen Hauptes aus dem Borussia-Park verabschieden. Es war eine ärgerliche Niederlage, die dennoch Hoffnung weckt.

Es ist brutal schade, dass das rassige Auftaktspiel in die neue Bundesligasaison durch das VAR-Chaos entschieden wurde. Im Nachlauf überlagern die Fehleinschätzungen der Spielleiter die Berichterstattung und so gerät das eigentliche Match etwas aus dem Fokus. Dabei lohnt sich ein Blick auf die sportliche Leistung der Borussen an diesem Freitagabend. 

Gerardo Seoane wählte die erwartete Aufstellung und die Mannschaft positionierte sich so, wie man es in den Vorbereitungsspielen gemacht hatte. Eine Viererabwehrkette, zwei Sechser, eine offensive Dreierreihe mit zwei variablen Spielern (Plea, Stöger) und einem klaren Außenspieler (Honorat) hinter ‘Frontmann’ Kleindienst. Dadurch ergab sich zunächst eine gewisse ‘Rechtslastigkeit’, denn Plea zog von links gewohnheitsmäßig früh in die Mitte, sodass Netz auf der linken Seite oft alleine war. 

Das Offensivspiel wirkte deutlich zu zerfahren

Der wiederum konnte offensiv so gut wie keine Impulse setzen, weil er es mit Frimpong zu tun bekam und vollauf damit beschäftigt war, nicht beharrlich überlaufen zu werden. Erst im Verlauf der ersten Halbzeit versuchte auch Stöger mal auf links auszuweichen, aber insgesamt war Borussia über rechts aktiver. Hier wurde es teilweise sogar zu eng, wenn Scally vehement vorpreschte und Honorat auf die Pelle rückte, der wiederum zu hektisch agierte. Insgesamt wirkte das Offensivspiel noch deutlich zerfahren und unabgestimmt. Lobenswert dennoch, dass die Borussen auch gegen einen solchen Gegner nach vorn spielen wollten und Engagement an den Tag legten. 

Gegen den Ball war die angekündigte Aggressivität zu sehen, die in der Vorsaison so oft fehlte. Das Publikum feierte gewonnene Zweikämpfe und viele erfolgreiche Störmanöver sorgten dafür, dass Leverkusen über weite Strecken nicht so leicht an den Gladbacher Sechzehner spazieren konnte. Ärgerlich für die Fohlen, dass der erste richtige Fehler (Elvedis halbgarer Pass und das Zögern von Plea) durch das Traumtor von Xhaka so hart bestraft wurde. Danach hatten die Borussen das Glück, dass das Aluminium zweimal eine frühe Vorentscheidung verhinderte. 

Nach der Pause drohte der Rückfall in schlimme Zeiten

Als sich die Fohlen gefangen und nach einer halben Stunde ihre stärkste Phase am Ball hatten, wurden sie beim zweiten Gegentor böse erwischt. Netz konnte Frimpong nicht blocken und in der Mitte waren gleich vier Borussen nicht in der Lage, den umher flippernden Ball konsequent zu klären. Dennoch führte auch der zweite Gegentreffer nicht zum Knockout - im Gegenteil. Das Tor von Kleindienst vor der Pause hätte das Spiel wieder richtig scharfschalten können, doch leider hatte der VAR etwas dagegen. 

Im zweiten Durchgang, nachdem die ‘Pyro-Helden’ in der Kurve nicht nur ihrem Verein eine Mega-Geldstrafe beschert, sondern sich auch noch ursächlich für die ultralange Nachspielzeit gezeigt hatten, erinnerte das Gladbacher Defensivverhalten sehr stark an die vergangene Saison. Da kam wieder diese Lethargie zum Vorschein und man hatte Glück, dass Leverkusen in dieser Phase die Konsequenz vermissen ließ, den möglichen dritten Treffer nachzulegen. 

Stöger und Kleindienst tun dem Gladbacher Spiel in allen Belangen gut

Stattdessen kamen die Borussen nach rund einer Stunde nach der Freistoßflanke von Stöger und der Kopfballvorlage von Itakura durch Elvedi im zweiten Versuch zum unerwarteten Anschlusstreffer. Danach folgte alles andere als eine Aufholjagd, denn die Gladbacher blieben über zwanzig Minuten ohne Offensivaktion. Dafür arbeiteten sie nun gegen den Ball wieder mit der Intensität der ersten Halbzeit und gaben Anlass zur Hoffnung, dass die Borussen 24/25 tatsächlich in der Lage sein könnten, über längere Strecken gemeinschaftlich unnachgiebig zu verteidigen. 

Dass Tim Kleindienst in der 85. Minute nach dem genial-einfachen Pass von Stöger in ‘Ulf-Kirsten-Manier’ der Ausgleich gelang, war auch nicht die Folge einer Drangperiode. Vielmehr spricht es für die individuellen Qualitäten beider Neuzugänge, die dem Gladbacher Spiel in allen Belangen guttun. Im Anschluss verteidigten die Borussen mit Herz und Leidenschaft und hätten sich den glücklichen, aber nicht unverdienten Punkt gesichert, wenn man im Kölner Keller regelkonform geschwiegen hätte. 

Diese Leidenschaft muss der Maßstab sein

Am Ende überwog der Ärger über die späte Niederlage und vor allem ihr Zustandekommen. Doch davon abgesehen war es eine Niederlage, die in gewisser Weise Hoffnung macht. Die Borussen haben gegen die beste und stabilste Mannschaft in Deutschland mit Mut und vor allem viel Engagement und Leidenschaft gespielt. Sie haben klar den Willen erkennen lassen, unbedingt dagegenzuhalten. Dies muss allerdings für die nächsten Partien der Maßstab sein und darf nicht nur der Besonderheit des Eröffnungsspiels geschuldet gewesen sein. 

 


von Marc Basten
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