Es gibt Fußballspiele, um die wird eine Menge Bohei gemacht. Das trifft auch auf die Begegnung zu, die am Mittwochabend in Mönchengladbach stattfindet. Der Presseraum im Borussia-Park war jedenfalls mehr als nur gut besucht, als André Schubert und Lars Stindl und später Luis Enrique und Marc-André ter Stegen am Dienstag vor die Medien traten. Das Aufeinandertreffen zwischen Borussia und Barcelona elektrisiert, weil es für Mönchengladbach mehr ist, als nur ein Fußballspiel.
Max Eberl ist seit 1999 bei Borussia Mönchengladbach. Zunächst als Spieler, später als Jugendkoordinator und seit 2008 als Sportdirektor. Er hat miterlebt, wie der Verein drei Jahre in der Zweitklassigkeit abtauchte und wie er sich ansonsten ziemlich schwankend durch die Liga bewegte. Eberl installierte als eine seiner ersten Amtshandlungen die Leitplanken, an denen sich der Klub orientieren sollte und hätte doch um ein Haar 2011 den Totalschaden erlebt.
Eberl weiß also genau, wovon er spricht, wenn er sagt: »Dass wir als Borussia Mönchengladbach in unserem Stadion gegen den FC Barcelona spielen dürfen, ist ein Traum. Wohlgemerkt, weil wir uns Barca nicht für eine Millionen Euro zu einem Freundschaftsspiel eingekauft haben, sondern weil wir diese Mannschaft in der Champions League in einem Pflichtspiel herausfordern. Das haben wir uns selbst erarbeitet und deshalb wird dieser Abend für uns alle etwas ganz Besonderes«.
Damit spricht Eberl wohl jedem Borussen aus der Seele. Noch vor wenigen Jahren schien ein solches Spiel reine Utopie, jetzt wird es Wirklichkeit. Es ist, egal wie es ausgeht, die Krönung der unglaublichen Entwicklung, die bei Borussia Mönchengladbach stattgefunden hat und immer noch stattfindet.
Im ausverkauften Borussia-Park dürfte ›Permanent-Gänsehaut‹ vorherrschen und das sollte jeder genießen, der dabei sein kann. Doch natürlich geht es noch um ein bisschen mehr, als nur um die Symbolik des Augenblicks. Es ist schließlich das von Eberl genannte ›Pflichtspiel‹ und es geht um drei Punkte - so vermessen sich eine solche Zielsetzung auch anfühlen mag.
Trainer André Schubert ist jedenfalls bemüht, eine gewisse Normalität zu wahren. »Wir bereiten uns wie auf jeden anderen Gegner vor«, sagte er. »Natürlich wissen wir, dass wir gegen eine Weltklassemannschaft antreten und dass es schon aufgrund der Begleitumstände ein besonderes Spiel ist«.
Borussia gab die Vertragsverlängerung mit André Schubert (<link http: torfabrik.de profis borussia datum mit-schubert-bis-2019-die-reifepruefung-bestanden.html _blank external-link-new-window>siehe Extrameldung) am Dienstag bekannt. »Der Zeitpunkt hat nicht zwingend mit dem Spiel zu tun, es hat sich einfach so entwickelt«, erklärte Schubert. Letztlich »ging es schneller, als ich dachte«, so der 45-Jährige. »Wir haben ein gemeinsames Konzept und einen gemeinsamen Plan, wie wir die nächsten Jahre angehen. Ich bin glücklich und stolz darauf, hier sein zu dürfen und diese Mannschaft trainieren zu dürfen«.
Die sportlich riesige Herausforderung gegen Barcelona will Schubert pragmatisch angehen. »Wir werden versuchen, die Stärken des Gegners einzudämmen und die eigenen Stärken zu nutzen. Wir müssen den Mut haben, gegen diese Mannschaft Fußball zu spielen, gleichzeitig müssen wir uns für die Defensive etwas einfallen lassen. Wir werden versuchen, unserem Stil treu zu bleiben, mutig zu sein, aber auch taktisch klug und geschickt zu agieren«.
»Es geht um ein großes Spiel gegen eine große Mannschaft«, so Schubert weiter. »Es ist eine Herausforderung, gegen solch ein Team zu bestehen. Das kannst du nur mit viel Mut und Selbstvertrauen. Aber es geht nicht um Leben oder Tod, es geht um ein Fußballspiel. Das werden wir mit aller Freude und Kampfbereitschaft angehen«.
Bei diesem Unterfangen kann Schubert vermutlich wieder auf Raffael zurückgreifen, der am Dienstag mit der Mannschaft trainierte. In jedem Fall wird es ein Festtag im Borussia-Park, wie auch Kapitän Lars Stindl unterstrich. »Im letzten Jahr waren es schon große Mannschaften, aber mit dem FC Barcelona kommt ein Verein, der dem Ganzen noch die Krone aufsetzt. Wir wissen, dass es etwas ganz Besonderes sein wird«.