Ein wenig erinnerte der frühe Treffer von Erzgebirge Aue am Samstagmittag an das letzte Tor, das Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal kassiert hat. Auch beim Viertelfinal-Aus in Saarbrücken vor wenigen Monaten war es ein Konter über Gladbachs rechte Seite, der für den Gegner das Erfolgserlebnis brachte. Und überhaupt sah das Spiel der Borussen in den ersten zwanzig Minuten dem oft einfallslosen Fußball der vergangenen Saison sehr ähnlich.
Der Drittligist hatte mehr Ballbesitz, lag in Führung und die Borussen wirkten ein wenig ratlos. »Wir haben die Abstände nicht gefunden und waren nicht präsent in den Zwischenräumen«, sagte Borussias Trainer Gerardo Seoane später. Das änderte sich erst nach der Trinkpause in der 23. Minute. Die Räume wurden besser besetzt, das Passtempo erhöht und vor allem wurden jetzt die ‘Spielgestalter’ Kevin Stöger und Alassane Plea eingebunden. »Je besser wir sie zwischen den Linien gefunden haben, desto besser wurde unser Spiel«, bestätigte Seoane.
Stöger und Plea harmonieren auch intuitiv
Es wurde nun erkennbar, wie Gladbachs Offensivfußball aussehen kann. Rechts machte Honorat das Spiel breit, links ließ sich Plea oft fallen und orientierte sich mehr in die Mitte, sodass er gemeinsam mit Stöger agieren konnte. Auch wenn nicht alles klappte und mancher Laufweg unabgestimmt wirkte, wurde deutlich, dass diese zwei intelligenten und versierten Offensivspieler auch intuitiv harmonieren. Auf der linken Bahn nutzte Netz die von Plea ‘geöffnete Tür’ und rannte die Linie rauf und runter. Insgesamt standen die Borussen jetzt höher, hielten das Tempo hoch und stellten Aue vor Probleme.
Nur die Abschlüsse waren zunächst nicht konkret genug, doch der Ausgleich von Honorat im zweiten Versuch mit einem Seitfallzieher war dann nicht nur sehenswert, sondern auch das Ergebnis einer energischen und zielgerichteten Aktion. Borussia war nun klar Herr im Erzgebirge-Stadion und der Drittligist sorgte kaum für Entlastung. Eigentlich hätten die Fohlen mit dem Pausenpfiff auf 2:1 stellen müssen, doch Weigl scheiterte mit einem Elfmeter an Torwart Männel. Richtig schlecht geschossen war der Strafstoß nicht, doch letztlich war der Schuss nicht platziert genug.
Kompromisslose Balleroberungen
Nach dem Seitenwechsel blieben die Borussen mit mehreren kompromisslosen Ballgewinnen am Drücker. Kevin Stöger traf aus der Distanz den Pfosten, ehe Luca Netz die Fohlen im Anschluss an einen zügig vorgetragenen Angriff nach einer Balleroberung im Mittelfeld mit einem fulminanten Linksschuss in Führung brachte. Danach gab es allerdings eine Phase, in der man etwas zu sorglos agierte. Einige Male wurde es im Gladbacher Strafraum brenzlig, auch wenn der Drittligist keinen ganz klaren Torabschluss zu verzeichnen hatte. Ein Bundesligist hätte dies womöglich besser ausnutzen können.
Als Alassane Plea nach einem abgeblockten Schuss angezeigt hatte, dass er mit leichten Problemen in der Oberschenkelmuskulatur ausgewechselt werden wollte, lief nach einem Ballgewinn noch ein weiterer Angriff der Fohlen. Plea nahm den Ball halblinks am Strafraum mit einer schnellen Bewegung an, mit der er nach innen zog und dann einen platzierten Rechtsschuss flach ins Eck setze. Dieser Treffer zwanzig Minuten vor dem Ende war gleichzeitig die Entscheidung - und Plea durfte unmittelbar danach seinen Arbeitstag beenden.
Einige Ansätze, aber auch noch eine Menge Arbeit
Unter dem Strich hätte das Resultat noch deutlicher ausfallen können, denn nicht nur der eingewechselte Manu Koné ließ am Ende eine Großchance ungenutzt - auch der präsente Tim Kleindienst hätte vorher eigentlich treffen müssen. Doch am Ende war dies nicht mehr relevant, denn der Pflichtsieg wurde eingefahren und Borussia steht in der zweiten Pokalrunde. Entsprechend ordnete auch Gerardo Seoane den Nachmittag im Erzgebirge ein. Zufrieden mit dem Weiterkommen, einige Ansätze, aber auch noch eine Menge Arbeit - so lautete das Resümee des Coaches. Und dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.