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Ein Hauch von Stabilität bei Borussia

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Lukas Ullrich - die Lösung für die linke Abwehrseite? (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach hat die letzten vier Bundesligaspiele ohne Niederlage überstanden und dabei einen Hauch von Stabilität entwickelt. Teilweise kam das überraschend, auch weil verletzungsbedingte Ausfälle keine Schwächung bedeuteten, sondern im Gegenteil neue Perspektiven eröffneten.

In der letzten Länderspielpause haben wir an dieser Stelle geschrieben, dass Borussia bereits auf den Kipppunkt zusteuert und die Phase bis zum nächsten ‘International Break’ darüber entscheiden wird, ob es in dieser Konstellation weitergehen kann oder das Ziehen der Notbremse unumgänglich wird. Vier Ligaspiele und ein Pokalspiel weiter kann man feststellen, dass die ganz große Gefahr erst einmal abgewendet wurde. 

Gegen die drei Gegner aus der Kategorie ‘Augenhöhe’ (Heidenheim, Mainz, Bremen) gab es zwei Heimsiege und einen Auswärtspunkt. Dazu wurde beim Tabellenzweiten in Leipzig ein achtbares Remis erspielt und erkämpft. Die Tendenz geht in Richtung Stabilität, auch wenn das Pokalaus in Frankfurt aufgrund der eigentlich günstigen Konstellation ein deutlicher Dämpfer war. 

Völlig losgelöst - Kleindienst hat sich zum Vorzeige-Borussen entwickelt

Noch sind die Entwicklungsschritte allerdings nicht so groß, dass man sie nicht mit zwei ‘Gurkenspielen’ wieder zunichtemachen könnte. Doch es hat sich fraglos etwas getan bei Borussia in den vergangenen Wochen. Da sind zum einen die Neuzugänge, deren Prozess unterschiedlich verläuft. Während Tim Kleindienst auch aufgrund seiner Berufung zum Nationalspieler völlig losgelöst durchstartet und sich zum absoluten Vorzeige-Borussen entwickelt hat, sieht es bei Kevin Stöger etwas anders aus. 

Der Österreicher spielt aktuell nur eine Nebenrolle, was angesichts der positiven Ergebnisse zuletzt noch kein großes Thema ist. Beobachten muss man die Sache allerdings schon, denn Stöger ist mit einem anderen Anspruch nach Gladbach gewechselt, als nur von der Bank zu kommen. Philipp Sander gewöhnt sich derweil in kleinen Schritten an die veränderten Herausforderungen, welche die Bundesliga im Vergleich zur zweiten Liga mit sich bringt. Dass Gerardo Seoane ihn in dieser Phase im Ranking hinter Rocco Reitz einordnet, ist angesichts der Wichtigkeit von Reitz absolut nachvollziehbar.

Friedrich überzeugt im Roel-Brouwers-Style

Dass Reitz im vergangenen Jahr zum Senkrechtstarter wurde, war bekanntlich nicht so geplant und der damaligen Personalsituation geschuldet. Auch in dieser Saison gibt es zwei Spieler, die ungeplant in den Vordergrund drängen. Marvin Friedrich und Lukas Ullrich wurden aufgrund der Ausfälle von Nico Elvedi und Luca Netz gefordert und haben überzeugende Leistungen geboten. Es gibt keinen objektiven Grund, sie nach einer Genesung von Elvedi und Netz wieder aus dem Team zu nehmen. Im Gegenteil - Friedrich und Ullrich haben Borussias Viererkette zu mehr Stabilität verholfen.

Friedrich erledigt seine Aufgaben im Roel-Brouwers-Style konzentriert, schnörkellos und ohne Aussetzer. Solange man ihn nicht, wie im Pokalspiel in Frankfurt, in vollkommen aussichtslose Laufduelle schickt, ist der Ex-Unioner ein ganz seriöser Innenverteidiger, der seinen Job macht. Elvedi mag im Vergleich zu Friedrich Tempovorteile haben, ist aber im Kopfballtiming schwächer und vor allem aufgrund seiner Neigung zu wiederholten Schlafphasen nur selten ein Stabilisator in der Innenverteidigung. 

Ullrich auf dem Weg, die Problemstelle Linksverteidiger zu beheben

Derweil schickt sich Lukas Ullrich an, Borussias Problemstelle auf der Linksverteidigerposition zu beheben. Der Youngster macht seine Unerfahrenheit durch viel Engagement und Einsatzwillen wett und hat seinem Konkurrenten Luca Netz gegenüber den augenfälligen Vorteil, dass er im Defensivverhalten bissiger und präsenter ist. Das Phlegma, welches Netz gerade im Zweikampfverhalten ausstrahlt, sieht man bei Ullrich nicht. Auch in der Offensive hat Ullrich Ansätze gezeigt, die ihn zumindest nicht schlechter wirken lassen als seinen Konkurrenten. 

Natürlich wird Ullrich Fehler machen und an der einen oder anderen Stelle Lehrgeld bezahlen. Doch dies einzupreisen, ist eine Investition in die Zukunft. Der Youngster hat die Chance bekommen und liefert ab - man sollte ihm tunlichst die Gelegenheit geben, nunmehr kontinuierlich seine Schritte zum gestandenen Bundesligaprofi machen zu können. Denn nach wie vor gilt, dass Borussia in der Viererkette einen Linksverteidiger benötigt, der auch verteidigen kann. Lukas Ullrich scheint im aktuellen Kader am ehesten in der Lage, diese Vorgabe zu erfüllen. 

Bis Weihnachten die positive Tendenz fortführen

Die nächste Unterbrechung im Spielplan ist die Weihnachtspause. Bis dahin spielt Borussia gegen St. Pauli (H), Freiburg (A), Dortmund (H), Kiel (H) und Hoffenheim (A). Hier gilt es, die positive Tendenz fortzuführen und weiter an Stabilität zu gewinnen. Drei Gegner sind auf Augenhöhe oder eher etwas darunter, und gegen Dortmund und Freiburg sind es Spiele, in denen man auch moralische Bonuspunkte holen kann, wie zuletzt in Leipzig. Realistisch kann und muss man noch einige Punkte erwarten, um dann den Jahreswechsel entspannter anzugehen, als es noch vor einem Monat abzusehen war. 

 


von Marc Basten
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