Tobias Sippel: Der ärmste Kerl im Westfalenstadion. Zwei Unkonzentriertheiten bei Abschlägen ins Seitenaus unterliefen dem ehemaligen Lauterer. Mit guten Paraden gegen Sokratis und Aubameyang hielt er zunächst die Null, beim ersten Pfostentreffer von Aubameyang hatte er das Glück des Tüchtigen, einen weiteren Versuch des Gabuners lenkte Sippel mit den Fingerspitzen ans Gebälk. Dennoch musste er satte sechs Gegentore hinnehmen, bei keinem ist ihm ein Vorwurf zu machen. Note 3,5.
Nico Elvedi: In der Anfangsphase wehrte er sich in einer Situation mannhaft, doch schnell stieß er an seine Grenzen und lief meist nur hinterher. Folgte Philipp vor dem 0:1 nicht und war auch beim zweiten Tor des Ex-Freiburgers nicht auf der Höhe. Er kam mit der Schnelligkeit der Gegner nicht klar und ließ sich von jeder Körpertäuschung oder Flankenandeutung irritieren. Sah zurecht Gelb für ein taktisches Foul, als der Schiedsrichter zunächst Vorteil laufen ließ. Note 5,0.
Matthias Ginter: Erlebte einen schwarzen Abend bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Beim 0:1 kam er zu spät gegen Philipp, den Elvedi durchgewinkt hatte. Mit einem katastrophalen Fehlpass zu Dahoud war er der Hauptschuldige am zweiten Treffer. Er kam kaum in einen Zweikampf, war aber auch Opfer der Pässe in die Schnittstellen, die viel zu einfach zugelassen wurden. Da sieht ein Innenverteidiger zwangsläufig schlecht aus, wenn die Dortmunder Hochgeschwindigkeitsstürmer wie ICE-Züge auf einen zurollen. Note 5,0.
Jannik Vestergaard: War alles andere als ein Abwehrchef, sondern komplett überfordert. Sein Stellungsspiel war schwach, sein Antizipier-Vermögen noch schwächer. Die fehlende Schnelligkeit sorgte dafür, dass er kaum in Zweikämpfe kam. Wenn er die Situationen erkannte, begann er zwar hinterherzulaufen, doch das war hoffnungslos. Eklatant der Fehlpass vor dem 0:5 und der vergebliche Versuch, Aubameyang zu halten. Note 5,0.
Oscar Wendt: Fand im Spiel nach vorne, bis auf einen langen Pass vor der Stindl-Chance, nicht statt, weil er hinten seine liebe Mühe gegen den flinken Pulisic hatte. Der Amerikaner spielte ihn mehrfach schwindelig. Wendt setzte sich zwar noch halbwegs zur Wehr und leistete sich keinen extremen Fehler, aber er ging letztlich mit unter. Obwohl er mit seinem ›vertrauten‹ Vordermann Johnson spielte, lief kaum etwas zusammen. Note 4,5.
Christoph Kramer: Der Mann mit der Maske machte es bis zum ersten Gegentor ganz vernünftig und spielte zudem einen schönen Verlagerungspass auf Johnson. Er bekam einige zweite Bälle, die er jedoch in der Fortsetzung meist wieder hergab. Schaffte es in der Folge nicht mehr, die Lücken zu schließen, was Dortmund letztlich die Räume gab, die Pässe in die Spitze zu spielen. Nach der Pause schien Kramer erst wütend und dann resigniert, als er sich ein paar Mal die Butter vom Brot nehmen ließ. Machte eine Viertelstunde vor Schluss Platz für Hofmann. Note 4,5.
Denis Zakaria: Musste bei seinem ersten ›großen‹ Spiel in der Bundesliga Lehrgeld bezahlen. Er war sichtlich beeindruckt von der Dortmunder Performance, bei seinem seltenen Ballbesitz (nur 22 Ballkontakte) suchte er zu schnell den Weg nach hinten. Bekam in Zusammenarbeit mit Kramer die Zentrale nicht dicht und hatte deutlich weniger Balleroberungen als sonst. Bei Dortmunder Standards war er für Aubameyang eingeteilt, den er bei dessen Außenpfostenschuss sowie beim Kopfball vor dem 0:4, komplett aus den Augen verlor. Eine kurze bissige Phase hatte der junge Schweizer, als er einen gefährlichen Schuss knapp am Tor vorbei setzte. Note 4,5.
Thorgan Hazard: Eigentlich setzte er viel von dem um, was man vom Belgier fordert: Er war zielstrebig, relativ schnörkellos, schnell, suchte den Torabschluss und entwickelte mit hoher Geschwindigkeit am Ball den einen oder anderen Solo-Gegenstoß. Auch den Ehrentreffer von Stindl leitete er auf diese Art ein. Vorzuwerfen ist dem Belgier das Auslassen der drei Großchancen. Bei der ersten hätte er noch zwei, drei Meter in den Strafraum ziehen können, doch er nahm ein wenig Tempo raus um ›Kraft zu sammeln‹ für den Schuss. Der war nicht so schlecht, aber zu zentral. Genauso wie bei der zweiten Chance, als er nach einem gelungenen Haken wieder Bürki traf und den Nachschuss versemmelte. Nach der Pause schoss er Bürki nochmals freistehend auf die Handschuhe. Note 4,0.
Fabian Johnson: In der Offensive tauchte der US-Nationalspieler bei seiner Startelfpremiere nur einmal auf, als er nach schöner Vorarbeit von Kramer eine zu flatterige Flanke schlug. Ein Steilpass nach gemeinsamem Ballgewinn auf Zakaria geriet ungenau. Ansonsten war er meist teilnahmsloser Beobachter mit nahezu körperlosem Zweikampfverhalten. So spielt eigentlich niemand, der zeigen will, dass er in die Startelf gehört. Wurde in der 72. Minute durch Herrmann ersetzt. Note 5,0.
Raffael: Die Hoffnung, dass beim Brasilianer nach dem Doppelpack gegen Stuttgart der Knoten geplatzt sein könnte, verpuffte. Er war zwar bei der Entstehung der ersten Hazard-Chance und der Möglichkeit von Stindl beteiligt, doch ansonsten fand er nicht statt. In einer Stunde Spielzeit kam er auf lediglich 16 Ballaktionen. Auch das Anlaufen der Dortmunder Aufbauspieler erfolgte eher alibimäßig. Wurde als erster Gladbacher ausgewechselt, Cuisance kam für ihn. Note 5,0.
Lars Stindl: Setzte Hazard vor dessen beiden Chancen im ersten Durchgang jeweils mit einem idealen Zuspiel in Szene und hatte nach Doppelpass mit Raffael selbst die Gelegenheit zum 1:2. Doch sein Schuss glich eher einer Rückgabe auf Bürki. Machte nach der Pause dann doch noch sein Tor, aber es war nicht mehr als der unbedeutende Ehrentreffer. Note 4,0.
Mikael Cuisance: Kam nach einer Stunde für Raffael und übernahm zunächst dessen Position und rückte später, als Kramer rausging, auf die Sechs neben Zakaria. Das Spiel war natürlich schon entschieden, er spielte einen guten Pass auf Herrmann und gab in der Schlusssekunde das traumhafte Zuspiel auf Hofmann. Ein Versprechen für die Zukunft. Ohne Note.
Patrick Herrmann: Ersetzte Johnson und spielte auf der für ihn ungewohnten linken Seite. Konnte einen Cuisance-Pass nicht richtig kontrollieren und fiel hauptsächlich mit der ›Kerze‹ im eigenen Strafraum auf, die Hofmann vor dem 1:6 auf Weigl weiterleitete. Ohne Note.
Jonas Hofmann: Kam in der letzten Viertelstunde für Kramer und hatte nur vier Ballkontakte. Zwei hatten es in sich: Mit seiner misslungenen Kopfballklärung gab er den unfreiwilligen Assist für Weigl zum 1:6 und in der letzten Aktion des Spiels setzte er den Ball nach dem perfekten Cuisance-Pass am Tor vorbei. Das wäre zwar nur Ergebniskosmetik gewesen, doch den musste er machen. Ohne Note.