Am Sonntag im Vorfeld der Partie Borussia gegen Bayern sah es kurzzeitig so aus, als ob Sebastian Hellmann der Kragen platzen würde. Hellmann ist sowas wie der Anchorman beim Bezahlsender Sky und er hatte Max Eberl vor dem Mikrofon. Mehr oder weniger subtil gab sich Hellmann als Retter des genervten Fußballvolks und forderte den Gladbacher Sportdirektor auf, jetzt doch endlich mal reinen Tisch beim Thema ›Eberl-Bayern‹ zu machen. Doch dieser Eberl druckste schon wieder rum. Dabei hatte sich Hellmann schon vor geraumer Zeit bei Sky als gut informiert bezeichnet und Eberl quasi als neuen Sportdirektor nach München durchgewinkt. Wie so viele andere Medienvertreter auch.
Und jetzt stand da der designierte neue Sportdirektor der Bayern und erzählte zum x-ten Mal, dass es kein Angebot gebe, er Vertrag in Gladbach habe und dass alles andere nur haltlose Spekulationen seien. Hellmann drohte patzig zu werden, doch er bekam noch gerade die Kurve. Offensichtlich ging ihm noch rechtzeitig auf, dass es ja nicht Max Eberl ist, der diese Causa immer wieder zur Sprache bringt.
Die ganze Geschichte ist ein Medienthema, das längst eine Eigendynamik entwickelt hat und sich immer weiter potenziert. Uninformierte Medien schreiben von ahnungslosen Medien ab oder quatschen den Unsinn einfach nach und senden ihn in die Welt hinaus. Fakten oder Quellen? Fehlanzeige.
Medialer Slapstick mit absurden Auswüchsen
Im Fall ›Eberl-Bayern‹ springen aber nicht nur die üblichen Verdächtigen auf den Spekulationszug auf, sondern auch die vermeintlich seriösen Fachmedien sind ganz vorne dabei. Schließlich hat die Geschichte eine gewisse Substanz: In München macht man sich Gedanken, die Stelle des Sportdirektors zu besetzen und in Gladbach sitzt mit Max Eberl jemand, der fachliche Qualitäten und eine Münchener Vergangenheit hat. Die Bayern, besonders Uli Hoeneß, schätzen Eberl, während Eberl nie ein Geheimnis um sein gutes Verhältnis zu Hoeneß und den Bayern gemacht hat. Also zählt man zwei und zwei zusammen.
Aufbauend auf dieser durchaus schlüssigen Theorie entwickelte sich abseits aller Fakten eine Geschichte mit teils absurden Auswüchsen. Die Meldung eines Boulevardblatts, das behauptete, zwischen Bayern und Eberl sei alles klar und sich dafür feierte, schon vor einiger Zeit ›exklusiv‹ mit Fragezeichen in der Überschrift darüber spekuliert zu haben, mag als medialer Slapstick durchgehen. Hypothesen über angebliche Vertragsdetails, Ablösesummen, Bayern-Spieler für Gladbach als ›Entschädigung‹, Ultimaten von Gladbach an Eberl usw. flossen dagegen als Tatsachen vielfach reproduziert in die Berichterstattung ein.
Derweil kommt aus München zu diesem Thema – außer allgemeinen Mutmaßungen – nicht viel. Die Zeiten, in denen vor allem die Boulevardzeitungen mit Interna gefüttert wurden, sind in der bayerischen Landeshauptstadt längst vorbei. Vielmehr haben alle Medien damit zu kämpfen, in der gut geölten PR-Maschinerie der Bayern nicht völlig unterzugehen. Da traut sich keiner, von Rummenigge oder Hoeneß zu verlangen, beim Thema Sportdirektor Nägel mit Köpfen zu machen.
Muss es Eberl wirklich den Toten Hosen gleichtun?
Max Eberl genießt die Schutzatmosphäre der Über-Bayern (noch) nicht, so dass er nicht nur ständig zu Gerüchten Stellung nehmen, sondern sich auch für die ausufernde Berichterstattung über dieses Thema rechtfertigen muss. Die Forderungen, Eberl solle sich klipp und klar äußern und damit endlich für Ruhe sorgen, verstummen nicht.
Dabei wäre es schon sehr anmaßend von Eberl, würde er öffentlich ein Angebot ablehnen, das es gar nicht gibt. Regelrecht naiv wäre es zu erwarten, dass Eberl sich jetzt hinstellt und möglichst noch untermalt von den Toten Hosen verkündet, dass er ›nie zu den Scheiß-Bayern‹ geht. Max Eberl hat überhaupt keinen Grund, prophylaktisch irgendwelche Türen zuzuschlagen, nur weil es diese künstlich hochgeschaukelte Diskussion gibt.
Es ist mehr als legitim, dass sich Eberl offenhält, ein Angebot der Bayern (oder von wem auch immer) zu prüfen, wenn es irgendwann mal eines geben sollte. Denn auch in diesem Fall wäre noch längst nicht sicher, dass es Eberl automatisch nach München ziehen würde. Unter den Spielern heißt es zwar, dass man ein Angebot der Bayern nicht ausschlagen kann, auf Funktionärsebene ist das etwas anderes.
Der Sachverhalt ist eigentlich ganz simpel
Schließlich weiß Eberl ganz genau, was er in Mönchengladbach hat, dass er hier der Macher ist und bleiben kann. Das wird er nicht gegen einen Posten als gut bezahlter ›Grußonkel‹ bei den Bayern eintauschen. Falls sie in München jedoch eine Sportdirektorstelle schaffen, die anders als bei Matthias Sammer gestalterische Kompetenzen beinhaltet und auch sonst alle Rahmenbedingungen erfüllt, wäre Eberl mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn er sich nicht zumindest die Möglichkeit offenhalten würde, im Fall der Fälle darüber nachdenken zu können.
Der Sachverhalt ist also eigentlich ganz simpel. Die Konstellation, dass Eberl für Bayern ein Kandidat sein könnte, ist nicht abwegig. Relevant wird das aber erst dann, wenn die Bayern tatsächlich mit konkreten Vorstellungen an Eberl herantreten sollten. Ob das so kommt, ist und bleibt abzuwarten. Und erst dann wäre Max Eberl am Zuge und aus einem reinen Bayern-Thema würde auch eines von Gladbach. Alles andere, was bisher darüber geschrieben und gesprochen wurde, ist reines 'Blabla', wie Eberl es treffend ausdrückt.
Doch da mit 'Blabla' Quoten gemacht werden, wird die Sache wohl noch eine geraume Zeit hochkochen. Mit der gewonnenen Erkenntnis, dass ohnehin jede Aussage beliebig gedreht und interpretiert wird, sollten Max Eberl und die sonstigen handelnden Personen bei Borussia dahingehende Fragen einfach nicht mehr beantworten. Auch damit die investigativen Journalisten und Retter der genervten Fußballkonsumenten von Sky nicht mehr Gefahr laufen, dass ihnen der Kragen platzt.