Dienstreisen nach Wolfsburg sind nicht gerade das, was bei Borussia Mönchengladbach für freudige Erwartungen sorgt. Keine der vergangenen zehn Partien in Niedersachsen konnte die Fohlenelf für sich entscheiden. Borussia ist der ›Lieblingsheimgegner‹ für die VW-Elf - gegen kein anderes Bundesligateam sind sie daheim so lange ungeschlagen.
Auch wenn der Vize-Meister in dieser Spielzeit den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt und derzeit nur auf Rang 8 - mit fünf Punkten Rückstand auf die Borussia - rangiert, wartet für die Schubert-Elf eine hohe Hürde beim Versuch, die schlechte Bilanz bei den Wölfen aufzupolieren.
»Wir werden alles abrufen müssen, um dort zu bestehen«, sagte André Schubert am Freitag vor der Abreise. »Es wird sicherlich auch eine Sache des Willens werden«. Zumal Wolfsburg sich zuletzt wieder etwas Selbstvertrauen erarbeiten konnte. Eine gute Leistung - trotz Niederlage - gegen die Bayern und ein überzeugendes 4:0 im Niedersachsen-Duell bei Hannover 96 sorgen beim Team von Dieter Hecking für Rückenwind. »Wolfsburg ist ein Verein, der ganz andere Ambitionen hat«, weiß Schubert um die Qualität beim Gegner. »Es hat einen Grund, warum ein Max Kruse von Gladbach nach Wolfsburg wechselt und sich da deutlich verbessern will«.
Gegen die finanziellen Argumente des Konzern-Klubs kann Borussia nicht anstinken und auch deshalb will Sportdirektor Max Eberl trotz des aktuell 4. Tabellenplatzes an der eigenen Zielsetzung nichts ändern. »Das mit der Einstelligkeit ist nicht so plump dahin gesagt, weil ich nichts anderes weiß oder sagen kann, sondern weil das die Realität ist. Es macht 11 Spieltage vor dem Ende keinen Sinn, etwas zu verändern. Wenn wir im Finale der Saison auf Tabellenplätzen stehen, die uns die Chance ermöglichen, vielleicht wieder etwas Großartiges zu erreichen - und damit meine ich jede Platzierung, die zum Europapokal führen kann - werden wir es auch als Ziel ausgeben«.
Bis dahin gilt es, sich in die entsprechende Ausgangsposition zu bringen. Dass dazu ein Erfolg in Wolfsburg ein wichtiger Schritt wäre, ist klar. Man könnte sich einen direkten Konkurrenten vom Hals halten und gleichzeitig das eigene Selbstverständnis stärken. Um das zu erreichen, werden die Borussen alles in die Waagschale werfen müssen. »Wenn du eine Mannschaft wie Wolfsburg spielen lässt, dann wird es schwierig«, sagte Schubert. »Dann läufst du hinterher und wirst nicht viele Möglichkeiten haben, was mitzunehmen. Es ist wichtig, dass du den Ball unter Druck setzt und den Gegner immer wieder attackierst«.
Bei diesem Unterfangen muss Schubert auf Dauerbrenner Oscar Wendt verzichten, der nach seinem Muskelfaserriss nicht zur Verfügung steht. »Es gibt verschiedene Überlegungen, wie wir das lösen können«, sagte Schubert. Martin Hinteregger, der am Mittwoch für Wendt eingewechselt wurde, sei »sicherlich eine Option«. »Aber wir haben auch noch ein paar andere Möglichkeiten«.
So ließ Schubert neben den Personalfragen auch offen, ob er wieder auf das gegen Stuttgart erfolgreich praktizierte System mit Dreierkette zurückgreifen wird. »Grundsätzlich soll sich im Offensivspiel an der Art und Weise nicht viel ändern. Es geht darum, sich ein bisschen am Gegner zu orientieren. Dementsprechend müssen wir unsere Grundausrichtung wählen. Es ist ein Vorteil bei uns, dass wir sehr variable Spieler haben und versuchen, taktisch flexibel zu spielen. Diese Flexibilität wollen wir nutzen«.
Schubert sieht seine Mannschaft jedenfalls auf dem richtigen Weg. »Gegen Stuttgart hatte man den Eindruck, dass alle Spieler einen Schritt nach vorne gemacht haben«. Das gilt es in Wolfsburg fortzusetzen, der miesen Statistik zum Trotz.