André Schubert verteilte nach dem Remis gegen Hoffenheim viel Lob an seine Mannschaft. Am Donnerstag blieb der 45-Jährige seiner Linie treu: »Die Tabellensituation ist unangenehm und kritisch, die Leistung im Spiel gegen Hoffenheim war gut. Das muss man differenzieren«.
»Wir sind kritisch, da wo man kritisch sein muss«, so Schubert. »Aber man muss auch das sehen, was wir gut gemacht haben. Auch wenn das bei der Tabellenkonstellation manchmal schwerfällt«.
Dass Schubert trotz Platz 13 so positiv über seine Mannschaft spricht, hat ihm am letzten Wochenende einige Kritik eingebracht. Der ›Kicker‹ bemängelte u.a., dass Schubert trotz der kläglichen Bilanz keine Gründe sehe, ›um in Alarmstimmung zu verfallen‹.
Ein paar Seiten vorher nahm sich das Fachblatt Thomas Tuchel zur Brust. Der Coach des Gegners vom Samstag hatte gerade in Frankfurt verloren, war stinksauer und knallte seiner Mannschaft die volle Breitseite vor den Latz: »Taktisch, technisch, mental - ein einziges Defizit«, urteilte Tuchel über seine Spieler. Das nennt man wohl ›Alarmstimmung‹. Die allerdings für den Kicker genauso zu kritisieren war, wie Schuberts vermeintliche Schönrederei. Tuchel wurde in dem Artikel vorgeworfen, eine Unruhe zu erzeugen, ›die viel schwerer wiegen könnte als die Niederlage‹.
Wie man es macht, man macht es falsch. Oder andersherum - man kann sich alles so drehen, bis es passend ist. Fakt ist, dass sowohl in Mönchengladbach als auch in Dortmund aktuell eine gewisse Krisenstimmung herrscht. Unter diesen Vorzeichen findet ein Spiel statt, das aus Gladbacher Sicht traditionell zu den undankbarsten Aufgaben einer Saison gehört.
Nur eine der letzten 15 Partien im Westfalenstadion hat die Fohlenelf gewinnen können. Das war 2014, als Lucien Favre und seine Mannschaft (mit neun Ligaspielen ohne Sieg im Gepäck) mit einem 2:1-Erfolg überraschen konnte und die Sieglosserie beendete. Aktuell sind es sieben Partien ohne Dreier - nicht nur unter diesem Aspekt wäre eine Wiederholung wünschenswert.
Doch 2014 war eine absolute Ausnahme, denn in den anderen Jahren waren die Gladbacher meist hoffnungslos unterlegen. In der letzten Saison deklassierten die Dortmunder den VfL zum Saisonauftakt mit 4:0, was den Anfang vom Ende der Ära Favre bedeutete.
Nicht nur die alten Statistiken sprechen gegen die Borussia vom Niederrhein. Auch die aktuellen Werte sind alles andere als vielversprechend: Gladbach hat in dieser Saison einen einzigen Auswärtspunkt geholt (in Leipzig), während Dortmund unter Thomas Tuchel noch kein Bundesliga-Heimspiel verloren hat und nunmehr seit 27 Partien im Westfalenstadion unbesiegt ist. Dortmunds Toptorjäger Aubameyang hat bereits 13 Tore erzielt und damit eins mehr, als alle Gladbacher zusammen. Und zu guter Letzt ist da das Ex-Fohlen Marco Reus, das nach langer Zeit wieder fit geworden ist. Reus Bilanz gegen den Klub, bei dem er den Durchbruch schaffte: Sechs Spiele, vier Tore und zwei Assists.
Es ist daher etwas verwegen anzunehmen, dass die Gladbacher ausgerechnet in Dortmund den Bock umstoßen werden. Andererseits sind da die Dortmunder Selbstzweifel und auf VfL-Seite mit André Schubert ein Trainer, für den es das erste Spiel im Westfalenstadion ist. Vielleicht findet Schubert ja die überraschende Lösung.
Seine Ansagen am Donnerstag klangen zwar nicht wirklich spektakulär, aber wie in Bezug aufs Personal wahrte der Trainer auch in Sachen Taktik Stillschweigen. »Der Gegner wird hoch pressen und attackieren, wir müssen uns im Spielaufbau gut bewegen. Nach Ballgewinnen gilt es schnell umzuschalten, weil Dortmund ein sehr gutes Gegenpressing spielt«. Dazu kann es auch mal der lange Ball sein, um dem Pressing zu entgehen. »Wir müssen nur den Blick für die Tiefe haben«.
Schubert sieht seine Mannschaft nach der ersten kompletten Trainingswoche seit vielen Monaten bereit. »Sie machen einen gefestigten Eindruck«, sagte Schubert. Runterziehen lasse sich durch den aktuellen Tabellenplatz niemand.
Das gilt auch für Sportdirektor Max Eberl, der die Gelegenheit nutzte und sich entschuldigte, einige Fans als »dumme Menschen« bezeichnet zu haben. Seine übrigen Aussagen unterstrich Eberl nochmals, wobei er die Reaktionen nach dem Hoffenheim-Spiel als richtigen Schritt interpretierte.
Am Samstag im ausverkauften Westfalenstadion wird sich zeigen, ob Mannschaft und Fans gemeinsam den nächsten Schritt machen, um aus der Krise zu kommen. Auch wenn im Vorfeld eigentlich so gut wie gar nichts für die Fohlenelf spricht.