Gerardo Seoane

Die Planung geht in Richtung Viererabwehrkette

Created by Gerardo Seoane

Gerardo Seoane - klare Vorstellungen von Borussias Fußball (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Gerardo Seoane geht in die zweite Saison als Trainer von Borussia Mönchengladbach. Sein erstes Jahr war, vorrangig aufgrund der missratenen Rückrunde, nicht wirklich erbauend. Doch der Schweizer gibt sich optimistisch, dass es besser werden wird. Im Interview mit der Rheinischen Post erläuterte er, welchen Fußball Borussia spielen soll.

Die Vorbereitung auf die neue Saison läuft und noch ist längst nicht klar, wie der finale Kader aussehen wird. Es wird gewiss noch Abgänge geben und auf der anderen Seite steht auf dem Wunschzettel noch der eine oder andere Defensivspieler. Ein polyvalenter Verteidiger, der sowohl innen als auch außen spielen kann und der seit Ewigkeiten vermisste ‘abräumende’ Sechser werden gesucht. Namen und Ideen gibt es genügend, doch nennenswerte weitere Einkäufe sind nur dann realisierbar, wenn es Transfereinnahmen gibt. 

So fischt Gerardo Seoane in diesen Wochen noch im Trüben, mit welchem Personal er konkret für die Hinrunde planen und wie er exakt spielen lassen kann. Doch unabhängig vom finalen Aufgebot gibt es einige grundsätzliche Punkte, nach denen sich der Fußball bei Borussia Mönchengladbach in der Saison 2024/2025 orientieren soll. Bei der Saisonanalyse sei alles auf den Tisch gekommen, erklärt Seoane im Interview mit der Rheinischen Post (18.07.). »Athletik, Physiotherapie, Spielidee, Trainingsgestaltung – wir haben alles hinterfragt, was besser gemacht werden kann. Dabei ging es nicht nur darum, zu sagen, was nicht gut war. Es ging darum, konkrete Lösungsansätze zu haben«.

»Wir wollen weniger reagieren als agieren«

Der Schweizer sieht es als Vorteil, dass nun alle durch das erste Jahr mit den Gegebenheiten vertraut sind. »Wir starten nicht bei null, sondern können auf etwas aufbauen«. Seoane umschreibt das Ideal des künftigen Gladbacher Fußballs: »Wir wollen Dominanz sehen, mit und auch gegen den Ball. Dass da eine Mannschaft ist, die nach vorn spielen und nach vorn verteidigen will. Wir wollen weniger reagieren als agieren.« Die gesunde Grundaggressivität, gerade beim gemeinsamen Verteidigen, ging der Mannschaft im letzten Jahr ab. »Wir müssen besser verteidigen als Team, auch strukturell, und wir müssen aggressiver sein«.

Dabei sollen auch die bisherigen Neuzugänge Tim Kleindienst, Kevin Stöger und Philipp Sander helfen. »Das sind Leute, die etwas zu sagen haben. Darum hat man das Gefühl, sie werden auch in der Kabine anpacken, weil das ihr Naturell ist«, sagt Seoane. Aber auch die etablierten Profis sind nun gefragt. »Dass Spieler, die schon einen volleren Rucksack haben und von denen wir aus den vergangenen Jahren andere Leistungen erlebt haben, nicht ihre Möglichkeiten ausgeschöpft haben, ist eine Realität«, sagt Seoane. Er nimmt aber auch sich und sein Trainerteam in die Pflicht: »Wenn unsere Topspieler nicht richtig performen, ist es unsere Aufgabe, ihr Potenzial abzurufen«. 

Am Pokalaus »länger genagt, als uns lieb war«

Für das gerade zum Saisonende hin immer schlimmer anzuschauende Spiel der Borussia entschuldigte sich Seoane. Einen Auftritt wie beim 0:0 gegen Union Berlin »will keiner«, so Seoane. »In dem Moment ging es darum, über die Ziellinie zu kommen. Das ist nichts, womit man sich brüsten kann, doch es ging nicht anders. Unser Anspruch ist das nicht«. Der Druck, der »herbe Rückschlag« nach dem Pokalaus, »an dem wir länger genagt haben, als uns lieb war«, habe letztlich dazu geführt, dass Angst im Spiel war und die Mannschaft zusehends verkrampfter aufgetreten sei. 

Jetzt soll es unbelastet in die neue Saison gehen und auch wenn noch viele Personalfragen zu klären sind, hat der Trainer klare Vorstellungen. »Wir starten mit der Idee, hinten eine Viererkette zu spielen«, verriet er. Zwar sei es so, dass man in manchen Spielen oder gewissen Situationen auch taktisch flexibel sein muss, aber die generelle Planung geht in Richtung Viererabwehrkette. Und je nachdem, was das Personal so hergibt, könnte auch mit einer Doppel-Sechs davor gespielt werden. 

Seoane ist beeindruckt von Rocco Reitz

Dass es im zentralen Mittelfeld im Moment richtig eng ist, bestätigt Seoane. »Die personelle Ausgangslage ist für alle herausfordernd«. In Bezug auf Florian Neuhaus, der in der Rückrunde kaum noch eine Rolle spielte, sagt Seoane: »Wenn wir in dem Bereich etwas machen und andere Profile holen, ist es sicher auch ein Signal.« Zwar sagt Seoane, dass es für Neuhaus genauso wie bei allen anderen darum geht, mit Leistung und Einstellung die Trainer zu überzeugen und dass es im Umgang auf menschlicher Ebene keine Probleme gibt, doch sieht die Perspektive für Borussias Nummer 10 objektiv eher mau aus. Das gilt noch verschärfter für die Zukunftsaussichten von Christoph Kramer. 

Derweil ist Seoane zuversichtlich, dass die Entwicklung von Rocco Reitz weiter in die richtige Richtung geht. Beim Shootingstar der letzten Saison sieht der Trainer »schon noch Potenzial, Rocco ist aber sehr lernwillig«. Seoane lobt Fokus und Willen von Reitz und zeigt sich beeindruckt von dessen Professionalität. Auch die vier Nachwuchsspieler, die aktuell mittrainieren, sieht Seoane positiv. »Aber alle sind noch in einem Alter, in dem man ihnen nicht versprechen kann, dass sie kommende Saison fünf Spiele machen«, stellt er klar. Der Weg der Talente geht vor allem über die U19 und U23. Aber wenn sich jemand wirklich aufdrängt, werde man schauen, »dass wir niemandem den Weg verbauen.«

 


von Redaktion TORfabrik.de
Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG