Es war bitterkalt am Böllenfalltor in Darmstadt. Die Lilien, unter dem ehemaligen Trainer Dirk Schuster noch eine ganz ›heiße‹ Truppe, sind in dieser Saison merklich abgekühlt. Auch Thorsten Frings vermochte noch nicht dieses Feuer zu entfachen, wie es Schuster konnte.
Darmstadt ging die Partie so an, wie es ein Tabellenletzter gegen eine vermeintlich besser besetzte Mannschaft macht. Sich tief verschanzen, absolut kein Risiko eingehen und nach hinten heraus auf den Lucky Punch spekulieren. Die Borussen wurden in die aktive Rolle gedrängt, die sie zunächst sehr ordentlich ausfüllten.
»Wir haben von Beginn an das Heft in die Hand genommen«, zeigte sich Dieter Hecking zufrieden. Sein Team dominierte und hätte durch Raffael zwingend in Führung gehen müssen. »Das war eine Riesenchance«, meinte Hecking. »Natürlich wünscht man sich, dass da das Tor fällt. Das hätte noch mehr Vertrauen und Sicherheit gegeben.«
»Zum Teil war die Mannschaft noch zu verspielt«
»Danach mussten wir den Faden wieder aufnehmen, was wir nicht ganz so gut hinbekommen haben«, so Hecking. »In dieser Phase haben wir Darmstadt aufkommen lassen, auch durch unnötige Standards«. Der 52-Jährige monierte zurecht einige übereifrige Zweikämpfe, in denen ein Stellen des Gegners ausgereicht hätte. Diesbezüglich müssen sich die Spieler umgewöhnen, da unter Schubert das ›bissige Draufgehen‹ gefordert war.
Unmittelbar nach der Pause hatte Wendt eine gute Chance, kurz darauf traf Hazard den Pfosten. »Wir hatten drei, vier sehr gute Möglichkeiten«, sagte Hecking. »Aber wir hätten noch gieriger und konsequenter sein müssen. Zum Teil war die Mannschaft noch zu verspielt. Sie muss zielstrebiger werden.«
In der Schlusssequenz verzichtete Hecking auf das letzte Risiko. Wohl wissend, dass Darmstadt »mit den langen Bällen oder einem Standard« immer gefährlich werden konnte. Beim Kopfball von Sulu nach einer Ecke hätte es wie im Dezember in Augsburg auch komplett schief gehen können.
Hofmann hat »den Kopf rausgestreckt«
»Im Endeffekt muss man mit diesem 0:0 einverstanden sein«, sagte Hecking deshalb. »Die Mannschaft ringt noch um Vertrauen. Aus diesem Spiel kann man viel mitnehmen. Wir müssen konzentriert weiterarbeiten und wenn die Mannschaft wieder mehr Vertrauen spürt, geht vieles einfacher.«
Hecking hatte bei seiner Aufstellung etwas überraschend Jonas Hofmann den Vorzug gegeben. »Er hat sich durch gute Trainingsleistungen empfohlen«, erklärte der Coach. »Es war ein Zeichen von mir an ihn, dass ich das gesehen habe. Er hat jetzt den Kopf rausgestreckt und für ihn geht es darum, weiter dran zu ziehen. Ich wünsche mir, dass es noch alles besser wird - wie bei den anderen auch.«
Simakala & Co.: »Die anderen müssen erstmal besser sein«
In Darmstadt fehlten neben den Langzeit-Patienten und dem erkrankten Nico Schulz auch Fabian Johnson und Josip Drmić. Daher war die Bank mit drei Youngstern besetzt - Bénes, Sow und Simakala. Letzterer kam in der Schlussphase zu seinem Bundesligadebüt. »Er hat sehr auffällig trainiert, die Jungen haben mich in den letzten Wochen absolut überzeugt«, erklärte Hecking. Dass Simakala & Co nur Lückenbüßer sind, sieht der Trainer nicht so: »Die anderen müssen erstmal besser sein.«
Besser als die anderen, vornehmlich Christensen oder Vestergaard, muss auch Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak sein, um ins Team zu kommen. Der Neuzugang aus Sevilla saß in Darmstadt 90 Minuten auf der Bank. »Ich wollte in diesem Spiel erstmal auf Altbewährtes setzen«, erläuterte Hecking. »Und ich war sehr zufrieden damit, wie die Viererkette heute in dieser Besetzung agiert hat.«