Es sind diese typischen Geschichten im Fußball. Da kommt ein 19-Jähriger Bursche zu seinem ersten Bundesligaeinsatz von Anfang an und wird prompt zum Helden. László Bénes reihte sich ein in die Riege erfolgreicher Debütanten, wobei beim jungen Slowaken durchaus die Hoffnung besteht, dass er kein ‚One-Hit-Wonder‘ bleibt, sondern noch öfter im Borussia-Park für Jubel sorgen wird.
»Dass László in seinem ersten Spiel von Beginn an sofort seine Stärke zeigt, das ist bemerkenswert«, sagte Max Eberl. »Dass er so präsent ist, hat mir sehr gut gefallen.« Auch Dieter Hecking zeigte sich beeindruckt. »Ich bin kein Freund davon, junge Spieler nach dem ersten Spiel gleich zu sehr zu loben. Aber László hat es sich verdient. Er hat ein herausragendes Spiel gemacht. Ich weiß nicht, wie viele Ballaktionen er hatte (Anm.: Es waren 100!). Die Krönung war natürlich sein Tor.«
Hecking hatte Bénes nach der Sperre von Tobi Strobl mit vollem Bewusstsein ins kalte Wasser geworfen. Selbst wenn der kurzfristig ausgefallene Tony Jantschke hätte spielen können, wäre Bénes aufgelaufen. »Er hat sich diesen Einsatz verdient. Ich glaube, er tut unserem Spiel gut, ist sehr ball- und passsicher. László hat heute die Nase deutlich rausgestreckt.«
»Es ist legitim, dass wir jetzt nach oben schauen«
Natürlich waren die Verantwortlichen darum bemüht, den Ball flach zu halten. László hat es stark gemacht, aber es ist erstmal auch nur ein Spiel«, bemerkte Max Eberl. Verheizen werden sie den Jungen bei Borussia nicht. Doch natürlich macht das vielversprechende Debüt Appetit auf mehr.
Zumal László Bénes es sich auf die Fahne schreiben kann, der Borussia mit seinem Premierentor einen eminent wichtigen Sieg beschert zu haben. »Das allerwichtigste ist, dass wir das Spiel heute gewonnen haben«, stellte Max Eberl klar. »Es ist legitim, dass wir jetzt nach oben schauen. Trotzdem würden wir heute, wenn wir verloren hätten, über Abstieg und Relegation sprechen. Deshalb bin ich da etwas demütiger und kann das ganz gut einschätzen.«
Der Erfolg gegen Hertha war schließlich kein Selbstläufer und hing bis in die Nachspielzeit am seidenen Faden. Borussia begann stark und erzielte nach einer guten Viertelstunde den Führungstreffer, doch Berlin hatte im ersten Durchgang einige hochkarätige Chancen. »Durch selbstverschuldete Fehler haben wir der Hertha zwei, drei große Möglichkeiten gegeben«, monierte Hecking. »In der Halbzeit haben wir gesagt, wir müssen weiter Druck machen, das Tempo hochhalten und variabel spielen.« Das setzte die Mannschaft auf beeindruckende Art und Weise um.
»Wir wollen agieren und nach vorne spielen«
Der zweite Abschnitt ging klar an die Borussen, die drauf und dran waren, Hertha abzuschießen. Doch das erlösende 2:0 wollte einfach nicht gelingen. »Wenn das fällt, geht vielleicht der eine oder andere Ball auch noch rein«, sagte Hecking. »So haderst du mit jeder verpassten Tormöglichkeit und weißt, dass der Gegner nochmal zurückkommen kann. Aber wir haben es konzentriert zu Ende gespielt, ganz seriös und sauber.«
Nach der offensiv blutleeren Vorstellung in Frankfurt zeigte die Mannschaft – auch ohne Raffael – über welche Qualitäten sie im Spiel nach vorn verfügt. »Wir haben im Aufbau mit dem Ballbesitz richtig viel angefangen«, lobte Hecking. »Dass wir nicht nur aus der Kontersituation spielen ist der nächste Schritt, den wir machen müssen. Wir wollen agieren und nach vorne spielen, das hat die Mannschaft heute hervorragend gemacht.«
Mit dem wichtigen Dreier im Rücken richtete sich schon am späten Mittwochabend der Blick auf den Samstag. »Auf das rheinische Derby können wir uns jetzt freuen«, sagte Max Eberl. »Natürlich ist es ein besonderes Spiel, man spürt die Brisanz. Es ist für uns auch in der Konstellation der Tabelle ein wichtiges Spiel, Köln ist mit 40 Punkten sehr gut positioniert. Aber wir haben mit unserem Sieg auch wieder etwas Rückenwind und sind mit vier Punkten gut aus der Länderspielpause herausgekommen.«
Ob der Mann des Tages auch am Samstag im Derby wieder zur ersten Elf gehören wird, bleibt abzuwarten. »László hatte kurz vor Schluss Probleme mit der Wade«, erklärte die Hecking die Auswechslung des Youngsters. »Ich hoffe, dass das nichts Schlimmeres ist, damit er uns Samstag zur Verfügung steht. Sechser haben wir ja nicht so viele«.