Dass Mo Dahoud grundsätzlich einen Bogen um die Kameras und Mikrofone der Medienvertreter macht, findet nicht überall ungeteilte Zustimmung. In diesen Tagen ist seine selbst auferlegte Zurückhaltung allerdings ein Segen. Denn was sollte der Youngster schon sagen, nachdem er in den ersten vier Pflichtspielen gerade einmal 95 Minuten auf dem Platz stand?
Es ist eine ungewohnte Situation für den Senkrechtstarter des Vorjahres, den vor der neuen Saison die meisten Beobachter in der Startelf wähnten. Doch nur beim Viertligisten Drochtersen im Pokal durfte Dahoud von Beginn an ran. Im Rückspiel gegen Bern wurde er eingewechselt, als die Sache schon längst entschieden war. In Bern und gegen Leverkusen blieb er 90 Minuten draußen.
Mo Dahoud spielt derzeit nur eine Nebenrolle, was mit der Neuordnung im zentralen Mittelfeld zu tun hat. »Wir brauchen da eine gewisse Stabilität, gerade in Spielen wie in Bern oder jetzt zuhause gegen Leverkusen«, erklärt André Schubert. Unter diesem Aspekt haben die beiden Neuzugänge Christoph Kramer und Tobias Strobl Vorteile gegenüber Dahoud.
»Mo hat eine unfassbare Qualität im Spielaufbau, das ist überragend«, weiß Schubert. Doch er sagt auch: »Die letzte Hinrunde war sensationell, die Rückrunde war gut, aber nicht mehr so gut wie die Hinrunde. Es ist viel auf den Jungen eingestürmt und eine Menge um ihn herum passiert. Er hat es in der Vorbereitungsphase gut gemacht, aber andere haben es teilweise etwas besser gemacht. Mo muss gute Leistungen im Training bringen und sich in den Spielen zeigen, wo er Einsatzzeiten hat«.
Diese Einsätze winken in den nächsten Wochen, wo ein strammes Programm auf die Borussen wartet. »Beginnend mit der Partie in Freiburg haben wir sieben Spiele in 21 Tagen, da wird jeder Spieler gebraucht«, so Schubert. Andererseits wird es immer wieder Härtefälle geben. »Unser Kader ist aufgestellt, dass wir diese Belastung verkraften«, so Schubert. »Das bedeutet aber, dass eben einige Spieler auf der Bank sitzen, die genausogut spielen könnten. Das ist so und das kann ich nicht ändern«.
»So einen guten Kader in der Breite hatten wir bisher noch nicht zusammen«, sagt Schubert. »Ich als Trainer und die Mannschaft müssen lernen, dass das dazugehört. Aber wenn ich sehe, wie die Jungs es annehmen, dann haben sie es begriffen. Wenn sie spielen, geben sie Vollgas«.
Dass nach vier Siegen in Folge und der Vorfreude auf die Highlights in der Champions League nun die Bodenhaftung verloren gehen könnte, befürchtet bei Borussia niemand. »Wir sind sehr zufrieden mit dem Start, wir denken aber auch nicht, dass jetzt alles ganz geschmeidig so weitergeht«, sagt Sportdirektor Max Eberl. »Wichtig ist, dass wir unser Ding durchziehen und uns nicht den Kopf verdrehen lassen«.
Die drei Wochen nach der Länderspielpause werden eine echte Belastungsprobe. »Das wird an die Substanz gehen und unsere totale Konzentration erfordern«, weiß Eberl. »Da ist kein Platz für Träumereien, da gilt es, Spiel für Spiel nehmen«. Und bei dieser Gelegenheit können die Jungs wie Mo Dahoud, die bisher eher im Hintergrund standen, ganz schnell wieder Boden gutmachen.